Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
von ihm stammte, oder mussten sie sich jetzt bei ihm bedanken, fragte er sich sarkastisch. Er jedenfalls würde eine Gratulation vorziehen, dachte er, und die zärtlichen Gefühle für seine Frau wollten ihn beinahe überwältigen. Warum nur war sie so still und wirkte so bedrückt?
Aufgeregt redete Lady Rose weiter. »Kannst du dir das vorstellen? Und wenn ich daran denke, dass ich früher einmal dachte, du und Peter …« Sie verstummte verlegen und errötete. »Aber das ist natürlich schon lange her«, fügte sie rasch hinzu.
Aha, das war es also. Susanna und Peter. Leo sah seine Frau nachdenklich an, während sie verärgert über die Worte der Mutter die Stirn runzelte.
»Die Geschichte muss ich hören«, sagte Leo und dachte im Stillen: Wenn ich allein mit ihr bin. Er wandte sich an den Professor. »Sir, ich weiß, dass Sie in Cambridge unterrichten, aber ich würde gerne mehr erfahren. Schließlich kann sich nicht jeder damit rühmen, dass sein Schwiegervater ein berühmter Gelehrter ist.«
Susanna ließ den Blick nicht von ihrem Vater. Sie war deutlich besorgt, dass Leo mal wieder übertrieben hatte, doch der Professor ging auf die Bitte ein, schien sogar geschmeichelt. »Ich bin Anatom, Mr Wade. Es überrascht mich, dass Susanna Ihnen nichts von meiner Arbeit erzählt hat.« Er warf ihm über den Rand seiner Brille hinweg einen Blick zu. »Aber vielleicht hat dafür die Zeit noch nicht gereicht.«
Das Eis jedenfalls war gebrochen, und Leo und ihr Vater blieben nach dem Essen noch auf einen Brandy zusammen, während die beiden Damen hinüber in den Salon gingen. Susanna hatte mittlerweile aufgehört, sich wegen Leo Sorgen zu machen – er kam gut mit Menschen aus, brachte ihre Mutter zum Lachen und ihren Vater zumindest zum Schmunzeln. Sie hingegen war viel zu kritisch und stellte zu hohe Ansprüche, um mit allen wirklich klarzukommen. Statt sie einfach so zu nehmen, wie sie waren – was Leo tat –, mäkelte sie offen oder im Stillen an den Leuten herum. Mit ein Grund, warum sie sich kaum jemals entspannt unterhalten konnte. Die meisten fühlten sich durch ihren intellektuellen Anspruch zurückgestoßen oder zumindest blockiert. Nur Leo hatte sich nicht abschrecken lassen.
»Du siehst glücklich aus«, meinte Lady Rose sanft, als sie nebeneinander auf dem Sofa saßen. »Ich bin sehr erleichtert.«
»Und siehst du das Gleiche in Rebeccas Augen?«
»Natürlich!«
»Ich hielt Lord Parkhurst für viel zu nüchtern und streng für jemanden, der so abenteuerlustig ist wie meine Schwester. Außerdem war Rebecca fest entschlossen, so lange wie möglich unverheiratet zu bleiben.«
»Das war, bevor sie zu Tante Rianette fuhr. Ich weiß auch gar nicht, wann die beiden sich überhaupt nähergekommen sind. Sie war gerade erst ein paar Tage wieder in London, als sie mir die Neuigkeit mitteilte. Ich war ziemlich schockiert.«
Aha, dachte Susanna. Sie wusste, dass Julian Rebecca gefolgt war, und zweifelte langsam daran, ob die Schwester je bei der Großtante angekommen war. Wie auch immer: Jetzt waren sie alle unter der Haube. Fragte sich nur, wie es bei den anderen dazu gekommen war. Der Gedanke, sie könnten sich wegen dieses schrecklichen Gemäldes in eine noch größere Klemme gebracht haben, war ihr unerträglich. Sie musste es herausfinden und mit den beiden reden.
Sie ertappte sich dabei, dass sie ihrer Mutter kaum noch zuhörte. »Aber das war nichts im Vergleich zu dem Schock von heute Nachmittag«, erklärte Lady Rose gerade kopfschüttelnd und bedachte sie mit einem zweifelnden Blick. »Als ich dich mit Mr Wade sah …«
Susanna lächelte. »Ich weiß, was du meinst, Mama. Er ist wirklich der letzte Mann, von dem ich angenommen hätte, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlen würde. Doch er hat etwas an sich …«
»Natürlich, natürlich. Ich zweifle nicht daran, dass du wusstest, was du tust. Du überlegst dir schließlich alles immer sehr genau.« Sie legte eine kleine Pause ein. »Mr Wade hat allerdings einen recht speziellen Ruf.«
»Manche Männer treiben es ziemlich wild in ihrer Jugend, und bei ihm hat es wohl ein bisschen länger gedauert. Aber das ist jetzt vorbei.« Hoffte sie zumindest. »Glaubst du, dass Papa es am Ende verstehen wird?«
Ihre Mutter lächelte betrübt. »Gib ihm Zeit. Er ist besorgt, das ist alles. Ich habe ihm zwar gesagt, dass du immer kluge Entscheidungen fällst, bloß schien er in puncto Männer bei dir nicht so überzeugt.«
»Ich weiß gar nicht, wie er
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