Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
darauf kommt.« Vielleicht kannte er sie einfach besser als jeder andere.
»Ich weiß! Ich bin schließlich deine Mutter. Und jetzt kann ich ruhig schlafen, wo ich weiß, dass meine Töchter und mein Sohn glücklich sind und Partner haben, die sich um sie kümmern.«
Susanna ließ sich von ihrer Mutter umarmen und fragte sich, wie Leo derweil mit ihrem Vater zurechtkam.
Kapitel 19
Später am Abend saß Susanna in ihrem Bett und zog die Decke bis zur Taille hoch, als sich die Tür des Ankleidezimmers öffnete und Leo herauskam. Es war ein seltsames Gefühl, einen attraktiven, halb nackten Mann – im Zimmer ihrer Kindheit und Jugend zu sehen.
»Dein Vater hat mir einen Kammerdiener hochgeschickt«, erklärte Leo, während er auf das Bett zukam. »Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen sollte, dass ich während unserer ganzen verrückten Reise keinen gebraucht habe. Er hätte wohl gedacht, dass du dich um alles kümmern musstest.«
Ein Schauer durchlief ihren Körper. »Worüber hast du eigentlich mit meinem Vater gesprochen? Ich weiß nicht einmal, ob du zur Universität gegangen bist oder nicht?«
Er musterte sie amüsiert. »Ich war in Cambridge. Weil ich keine andere Wahl hatte, als meinem Bruder zu folgen.«
Keine andere Wahl. Was bedeutete das nun wieder. Dass er es nicht aus eigener Kraft geschafft hätte? Nicht anders als die Hausaufgaben? Sie brannte darauf, ihn direkt danach zu fragen, doch wenn er es schlecht aufnahm? Hier im Haus der Eltern? Lieber nicht.
»Aber meinen Vater kanntest du nicht?«
»Anatomie? Nein.« Er lachte. »Ich habe die Klassiker studiert – genau wie mein Bruder. Er war davon überzeugt, dass ich dann nicht in Schwierigkeiten geraten würde.«
»Aber er hatte unrecht.«
»Total unrecht.«
Leo setzte ein Knie auf das Bett und bewegte sich auf sie zu. Sie machte sich ganz klein, verkroch sich förmlich in ihren Kissen. Was dachte er sich eigentlich? Hier? Jetzt?
»So, meine Liebste«, sagte er sanft, als sein Kopf über ihrem war, »was für eine Geschichte ist das mit Peter Derby, meinem Freund und Wettpartner und neuerdings verlobt mit deiner Cousine. Er war zuerst an dir interessiert?«
Sie atmete einmal tief durch. »Ach das. Das war nichts. Wirklich nicht. Vor vielen Jahren, als ich in die Gesellschaft eingeführt wurde, zeigte er ein gewisses Interesse an mir. Wir passten nicht zusammen. Glaub mir, er hat vielen Frauen den Hof gemacht, sogar meiner Schwägerin Emily – damals als alle dachten, Matthew sei tot.«
Zu ihrer Überraschung lachte Leo nicht wie sonst, deshalb streckte sie die Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. Doch er griff schnell nach ihrem Gelenk, hielt sie fest und schaute ihr in die Augen. »Ich will die ganze Geschichte hören.«
Während er es sich im Schneidersitz bequem machte, senkte sie den Kopf, um unter seinen Morgenmantel zu schauen.
»Nichts da«, sagte er.
»Nichts da?«, wiederholte sie. »Und das von dir ?«
»Glaub mir, es kostet mich jede Menge Selbstbeherrschung, dich nicht auf den Rücken zu werfen und zu nehmen.« Seine Augen glühten, als sein Blick über ihren Körper glitt.
Sie wurde rot, spürte Freude in sich aufsteigen und war plötzlich ganz atemlos.
»Aber du bist meine Frau; du musst mir deine Geheimnisse verraten.«
»Das Gleiche gilt für dich.«
»Das tut es.«
»Dann werde ich dich bald beim Wort nehmen«, sagte sie ernst. »Sei darauf vorbereitet.«
Er musterte sie nachdenklich. »Ich bin zuerst dran. Erzähl mir von Peter.«
»Das ist keine Frage.«
»Susanna.«
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und wandte den Blick ab. Es sollte doch eigentlich nicht so schwer sein, von ihrer verklemmten Jugend zu sprechen. »Ich denke normalerweise nicht viel darüber nach. Vielleicht weil ich mich seitdem stark verändert und mehr Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten gewonnen habe.«
»Das freut mich zu hören. Aber was war nun mit Peter?«
»Damals war ich ziemlich linkisch, unbeholfen und gehemmt. Irgendwie schienen mich zudem schon damals nicht die gleichen Dinge zu interessieren, für die andere junge Leute meines Alters sich begeisterten. Männer beachteten mich kaum, und wenn mir einer einmal mehr Aufmerksamkeit als gewöhnlich schenkte, ging es in der Regel um meine Mitgift oder meine Verwandtschaft zu den Madingleys. Ich war wohl nicht gerade das Ideal einer Debütantin.«
»Daher weht also der Wind – deshalb hast du mich verdächtigt, ein Mitgiftjäger zu sein.«
»Du kannst mir daraus keinen
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