Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Vorwurf machen, denn schließlich hast du mir nie etwas über deine finanzielle Situation erzählt. So kam ich auf die Idee, du benötigst Geld – und jetzt steckst du alles in einen Treuhandfonds.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich es nicht brauche. Und anfangs dachte ich auch, du würdest es mir glauben. Nun ja, aber jetzt erzähl weiter von deinen Verehrern.«
Sie seufzte. »Ich konnte mich seinerzeit nicht einmal darauf hinausreden, dass sich alle mehr für Rebecca oder Elizabeth interessierten, denn die waren damals noch Kinder, spielten also noch keine Rolle auf dem Heiratsmarkt. Das kam erst vor etwa zwei Jahren hinzu. Ja, und dann war da eben Peter. Wir sind praktisch zusammen aufgewachsen, waren Nachbarn, und er wurde teilweise mit den Jungen aus unserer Familie unterrichtet. Ich dachte, das würde reichen, darauf ließe sich eine gute Ehe aufbauen …«
»Und mit Romantik hattest du gar nichts im Sinn bei ihm«, unterbrach Leo sie völlig fassungslos.
»Lass mich zu Ende erzählen. Als mir zu Ohren kam, dass Peter gleichzeitig eine andere junge Frau hofierte, war die Sache eigentlich für mich bereits klar. Schließlich bestanden keinerlei Verpflichtungen. Aber das endgültige Aus war doch verletzend für mich. Auf einer Gesellschaft musste ich mit anhören, wie besagte junge Dame vor anderen einen Scherz auf meine Kosten machte. Peter stand dabei, und ich wartete darauf, dass er mich in Schutz nehmen würde, doch nichts dergleichen geschah. Er lachte nur genau wie die anderen.« Sie schloss kurz die Augen, um seinem mitleidigen Blick auszuweichen. »Wir waren halt beide jung und dumm, und ich habe ihm längst verziehen. Du siehst, es war bloß ein kurzer Flirt unter falschen Voraussetzungen.« Das mit dem Vergeben hatte allerdings länger gedauert, als sie jetzt zugab, denn sein schäbiges Verhalten hatte immerhin ihr Selbstbewusstsein noch mehr untergraben.
»Deshalb hast du dich mehr und mehr zurückgezogen und dich auf deine Bücher und deine Malerei konzentriert? Und alle Männer aus deinen Gedanken gestrichen?«
Sie zuckte die Achseln. »Ja, so war es wohl. Erst durch Matthew und Emily begann ich wieder darüber nachzudenken. Einmal weil sie so ein perfektes Vorbild abgeben und weil sie mich außerdem ermunterten, meine Ansicht zu ändern. Und Emily riet mir noch, nicht immer so vorsichtig zu sein, auch mal etwas zu wagen. Was ich, wie wir beide wissen, weiß Gott getan habe.«
»Das ganze Leben besteht aus Risiken«, bestätigte er. »Und meist lohnt es sich. Schau mich an, dein größtes Risiko, und was trotzdem dabei herausgekommen ist.«
»Nichts Gutes, das habe ich zumindest am Anfang gedacht.«
»Dann bedauerst du es also, Emilys Ratschlag befolgt zu haben.«
Seine Augen, die meist Funken sprühten, wirkten mit einem Mal dunkel und ausdruckslos.
»Nur kurz«, gestand sie. »Aber jetzt … jetzt denke ich anders darüber.«
Obwohl er sich um einen gleichmütigen Ton bemüht hatte, nahm Susanna ihm das nicht ab. Unterschwellig klang seine Stimme irgendwie verletzt. Besaß sie etwa die Macht, solche Gefühle in ihm auszulösen? War er, dieser lebensvolle, selbstbewusste Mann, überhaupt fähig, sich verletzt zu fühlen? Der Gedanke rief ihr wieder sein Geheimnis ins Bewusstsein zurück. Oder war er etwa ähnlich wie sie von Selbstzweifel erfüllt?
Susanna beugte sich vor, um die Kerze auf ihrem Nachttisch zu löschen, doch Leo hielt sie zurück. »Nein«, sagte er. »Lass sie brennen. Ich will dich sehen. Und damit meine ich nicht den Moment, wenn du einschläfst.«
Ein schwer zu entschlüsselndes Lächeln breitete sich langsam auf ihrem Gesicht aus. »Und wenn ich nun das geheimnisvolle Dunkel vorziehe?«
Er begegnete ihrem Blick, und seine Augen funkelten begehrlich im flackernden Kerzenschein.
»Dann lass mich dir zeigen, warum Mädchen Angst vor der Dunkelheit haben sollten.« In seinen Worten lag ein Versprechen.
Sie blies die Kerze aus, und während sie noch kurz den Geruch nach Schwefel wahrnahm, spürte sie, wie er sich bewegte.
Aufregung erfasste sie, erwartungsvolle Freude und Verlangen. »Was machst du …«
»Leg dich hin«, hörte sie seinen leisen Befehl in der Dunkelheit.
Und dann zog er die Decke von ihr herunter. Sie hatte ein Nachthemd an, aber als ein kühler Luftzug über ihre nackten Füße strich, schauderte sie.
»Angst?«, flüsterte er irgendwo von jenseits des Bettes.
»Komm zu mir, und ich habe keine
Weitere Kostenlose Bücher