Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
sie uns ganz viel zu erzählen«, fügte sie betont munter hinzu. »Besonders über die Hochzeit. Ich wünschte … Na ja, man stellt sich immer vor, dabei zu sein, wenn die Tochter heiratet. Außerdem gibt es auch von unserer Seite eine Menge zu erzählen.«
Das erleichterte Lächeln verging Susanna. »Mrs Townsend erwähnte, dass es irgendeine Aufregung in London gegeben habe?«
Endlich sah ihr Vater sie wieder an, räusperte sich und meinte dann etwas schroff, wenngleich trotzdem liebevoll: »Geh dich ausruhen, Liebes. Wir haben den ganzen Abend, um uns zu unterhalten.« Erneut warf er Leo einen demonstrativ missbilligenden Blick zu. »Ich werde Mrs Townsend sagen, dass Zimmer für euch vorbereitet werden.«
»Nein, das ist nicht nötig«, sagte Susanna. »Wir nehmen einfach mein Zimmer. Es ist groß genug zusammen mit dem Ankleideraum, und zudem müssen meine Sachen nicht umgeräumt werden.«
Als Leo eine Augenbraue hochzog, wunderte sie sich. Sollte sie etwa so tun, als würden sie getrennte Zimmer bevorzugen? Das wäre ja wohl kaum ein Beweis für eine glückliche Ehe.
Leo hatte sich auf einen mädchenhaften Raum voller Bänder und Schleifen eingestellt, doch das war seine Susanna nicht. Fast jeder Zentimeter der Wände war mit Zeichnungen, Aquarellen, Ölgemälden und einzelnen gerahmten Skizzen bedeckt. Er schaute nach der Signatur und stellte überrascht fest, dass die Bilder nicht von ihr stammten, kein einziges. Das wunderte ihn, weil sie doch sehr stolz auf ihre Arbeiten war.
Er hörte, wie Susanna hinter ihm einen lauten Seufzer ausstieß, und als er sich umdrehte, sah er, wie sie sich mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen aufs Bett fallen ließ.
»Wenn du darauf bestehst«, meinte Leo und beugte sich über sie, um ihre Hände festzuhalten und sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen.
Sie drehte den Kopf weg. »Leo!«
»Du hast schließlich dafür gesorgt, dass wir ein gemeinsames Schlafzimmer bekommen. Das war wirklich sehr tapfer von dir.«
Sie wand sich, bis er sie losließ, dann sprang sie vom Bett und baute sich vor ihm auf. »Ich habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass sie das schockieren könnte. Und dann der Gesichtsausdruck von meinem Vater.« Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht.
Er zog sie weg, damit sie ihn ansah. »Wir sind verheiratet. Jeder Vater einer Tochter muss das irgendwann in seinem Leben akzeptieren. Du hast nur länger gewartet als die meisten anderen.«
»Oooh!«
Sie stieß ihn so fest von sich, dass er nach hinten gegen den Bettpfosten taumelte.
»Meine Güte, so viel Kraft. Ich habe ein paar Ideen, wie man die besser einsetzen könnte.«
»Bitte, kannst du wenigstens einmal ernst sein?«
Er verbeugte sich theatralisch. »Ich nehme an, du willst dich mit mir darüber unterhalten, dass deine Eltern nichts von unserer Heirat wussten?«
»Ja, und dann weiß es auch sonst niemand in London. Lord Bramfield will gesehen haben, dass uns jemand beobachtete. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die- oder derjenige nichts erzählt.«
»Oder er hat gelogen, um uns keine andere Wahl zu lassen«, überlegte Leo. »Ich frage mich langsam, was er den anderen Gästen erzählt hat? Warum wir beide auf einmal verschwunden sind?«
»Er hat uns ausgetrickst?«, sagte sie bestürzt. »Du meinst, wir hätten gar nicht …«
»Nein, aber er hatte recht. Es war so vor allem zu deinem Besten. Irgendwann hätte jemand mitbekommen, dass zwischen uns etwas lief. Du solltest ihm also keinen Vorwurf machen.«
»Das tue ich nicht«, sagte sie, ging zum Fenster und setzte sich auf die gepolsterte Bank, um hinauszuschauen in die Ferne, wo über den sanften Hügeln gerade die Sonne unterging.
»Mir könntest du höchstens einen Vorwurf machen. Und er wäre berechtigt, selbst wenn ich aus meinen Plänen dir gegenüber keinen Hehl gemacht habe. Ich wollte dich verführen, um die Wahrheit über das Gemälde herauszufinden. Verdammt, das habe ich bisher noch nicht einmal ansatzweise geschafft.«
Sie bedachte ihn mit einem schiefen Lächeln. »Ich habe mir keinerlei Illusionen über deine Beweggründe gemacht, dachte allerdings, ich würde dir mit Leichtigkeit widerstehen. Nein«, sagte sie und schlug sich mit den Händen auf die Schenkel, »es war genauso mein Fehler wie deiner. Also schlage ich vor, dass wir uns mit den Konsequenzen abfinden.«
»Eine kluge Entscheidung.« Als sie an ihm vorbeiging, griff er nach ihren Schultern und küsste sie. »Alles wird gut,
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