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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zunge und sah, wie es in seinen schmalen Augen aufblitzte.
    »Aha, du weißt ganz genau, was Männer mögen, Susanna«, murmelte er rau.
    Er zog sie enger an sich, während sie sich wieder aufzurichten versuchte. »Nein, nicht. Ich weiß bloß, dass Sie mich loslassen müssen. Das ist …«
    Er hob den Kopf, um sie zu küssen. Es war nur ein kurzer Hauch, seine warmen Lippen federleicht auf ihren, doch es reichte, sie in einen Taumel widersprüchlichster Empfindungen zu stürzen. Ich werde von einem Mann geküsst , war ihr erster Gedanke, ehe die Vernunft sie zwang, den Kopf abzuwenden.
    »Mr Wade!«
    »Leo«, murmelte er.
    Sie stöhnte, als er sie mit seinem Mund hinter dem Ohr liebkoste und anschließend eine Spur kleiner Küsse über ihren Hals nach unten zog. Seine Lippen waren weicher, als sie gedacht hatte, feucht und verführerisch.
    »Was für eine Verführung soll das denn sein, wenn ich mich wehre?«, wollte sie wissen, spürte aber gleichzeitig das Beben in ihrer Stimme.
    Er ließ den Kopf auf das Polster zurücksinken und schaute zu ihr auf. »Wirklich? Du wehrst dich?«
    »Ja, auch wenn Ihnen diese Reaktion auf Ihren Charmeangriff nicht vertraut sein mag.«
    Er ließ sie los und gab zugleich den Skizzenblock frei. Dann setzte er sich auf, stellte die Füße auf den Boden und klopfte auf seine Schenkel. »Möchtest du dich vielleicht auf meinen Schoß setzen, damit wir über unsere Differenzen reden können?«
    Seine Dreistigkeit verschlug ihr die Sprache, und wortlos stürzte sie zur Tür.
    »Feigling«, rief er ihr hinterher.
    Sein Lachen hallte noch in ihren Ohren wider, als sie ihr Zimmer erreichte. Endlich in Sicherheit! Ihre Knie zitterten, und ihr Körper bebte noch unter dem Ansturm der unbekannten Gefühle. Gleichzeitig empfand sie so etwas wie Triumph. Er hatte gedacht, mit solch plumpen Methoden bei ihr zu landen – und musste nun seinen Irrtum verkraften. Bestimmt eine schwere Schlappe für sein Selbstwertgefühl. Vielleicht gab er jetzt ja auf und kehrte nach London zurück.
    Aber eigentlich wollte sie das gar nicht.

Kapitel 6
    Nachdem die Männer am nächsten Morgen zu einem frühen Ausritt über nebelverhangene Felder und Wiesen aufgebrochen waren, lenkte Leo sein Pferd unauffällig neben das seines Gastgebers. Obwohl er eigentliche keine Lust zum Reden hatte, weil er nach der langen Nacht unausgeschlafen war und sein Kopf sich dumpf anfühlte, begann er ein Gespräch über die Reste der alten römischen Siedlung. Er wusste selbst nicht, warum. Schließlich hatte er am Tag zuvor noch betont, dass sein Interesse daran eher zufälliger Natur war. Und doch.
    »Haben je andere archäologische Gesellschaften als die hiesige einen Blick auf die Ruinen geworfen?«, fragte er den Marquess. »Möglicherweise ist die Hertfordshire-Gruppe ja etwas befangen.«
    Bramfields Pferd tänzelte nervös seitwärts, als mehrere andere Reiter an ihnen vorbei auf eine Wiese preschten. »Die Stätte wurde auch von anderen Archäologen in Augenschein genommen, doch man überlässt die Auswertung der hiesigen Gesellschaft. Zurzeit konzentriert man sich auf St Albans, wo es viel mehr zu tun gibt. Man hat mich aber um Erlaubnis gebeten, irgendwann Ausgrabungen durchzuführen, um weitere Überreste freizulegen. Das scheint mir in Ordnung zu sein. Wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen gerne ein Buch über den Stand der Forschungen geben. Es enthält auch ein paar Zeichnungen der Ruinen, die sich auf meinem Land befinden. Ich werde es für Sie heraussuchen.«
    »Das ist doch nicht nötig …«
    »Kein Problem, Wade. Es bekunden nicht viele Interesse an diesem Thema, das schließlich einen Teil unserer Vergangenheit betrifft.«
    Bramfield hörte sich wie Susanna an. Leo erwiderte nichts. Irgendwie war ihm beim Anblick der römischen Mauerreste … unbehaglich gewesen, ohne dass er wusste, warum. Und statt das Thema einfach zu verdrängen, forderte Bramfield ihn auf, sich näher damit zu befassen. Als ob es für ihn wirklich von Interesse wäre. Ihn interessierte hier schließlich nur eine Sache – und die erwies sich als eine Herausforderung ungeahnten Ausmaßes.
    Während er gemächlich dahinritt und sich der Nebel feucht auf Hut und Schultern absetzte, kam ihm die nächtliche Malstunde wieder in den Sinn. Er war einer plötzlichen Eingebung gefolgt, als er ihr Skizzenbuch an sich genommen hatte, und behielt recht: Sie kehrte zurück. Der Kuss war nur ein Hauch gewesen, eine

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