Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
verengten, und schnell sprach sie weiter. »Er hat nichts getan, wozu ich ihn in meiner Torheit nicht aufgefordert hätte.«
Jetzt war es an Lord Bramfield zu erstarren, während seine Gattin beide Hände vors Gesicht schlug. »Oh, Miss Leland, nein!«, jammerte sie.
Der Maquess umfasste ihre Oberarme und schüttelte sie leicht, bis sie ihm ins Gesicht sah. Die ersten Tränen rannen über ihre Wangen, so untröstlich, erschöpft und beschämt fühlte sie sich.
»Miss Leland, Sie müssen ehrlich sein. Haben Sie bereitwillig mitgemacht, bei … dem, was hier heute Abend vorgefallen ist?« Er warf Leo einen finsteren Blick zu. »Bringen Sie Ihre Kleidung in Ordnung, Wade.«
Leo reagierte nicht darauf, sagte bloß eindringlich: »Susanna, sag nichts!«
»Ich dulde keine Einschüchterungsversuche von Ihrer Seite«, unterbrach Lord Bramfield ihn zornig. »Lassen Sie Miss Leland frei heraus sprechen.«
Leo wollte sie schützen. Sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss, während er sich das Hemd über den Kopf zog.
»Ich habe die Wahrheit gesagt, Mylord«, erklärte Susanna und zwang sich, Lady Bramfield anzuschauen. »Und ich entschuldige mich für mein Verhalten.«
»Mir ist in den letzten Tagen bereits Gerede über Sie beide zu Ohren gekommen«, sagte Lord Bramfield, und sie merkte, dass sie in seiner Achtung gesunken war. O Gott, sie hatte jeden Skandal vermeiden wollen, und nun das! »Und mit Ihrem Verhalten heute Abend«, fuhr er fort, »haben Sie, Miss Leland, sich wissentlich der Gefahr ausgesetzt, Ihren Ruf zu ruinieren.«
Sie nickte, bemühte sich jedoch um einen hoffnungsvollen Ton bei ihrer Antwort: »Aber nur Sie und Lady Bramfield wissen von meiner Dummheit. Ich werde abreisen, und wenn Sie nichts weitererzählen …«
»Nein, dafür ist es zu spät, mein Kind«, erklärte er streng. »Als meine Frau und ich die Treppe herunterkamen, sahen wir jemanden weglaufen. Es war zu dunkel, um zu erkennen, wer es war, aber ganz eindeutig hat er zuvor in diesen Raum hineingeschaut.«
Susanna schloss die Augen und senkte den Kopf. »Dann sollte ich abreisen.«
»Sie werden abreisen und Mr Wade heiraten.«
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Leo Wade heiraten? Lord Bramfield wusste nicht, was er da verlangte. So verführerisch er auch sein mochte, doch als Ehemann? Undenkbar, eine Katastrophe. Schließlich widersprach er in allem ihren Vorstellungen von einem perfekten Partner fürs Leben. Überdies würde jede Frau, die ihn heiratete, zum Gespött der Leute werden. Wie konnte man schließlich ohne Not einen Mann mit solchem Lebenswandel ernsthaft in Betracht ziehen?
Sie warf Leo einen panischen Blick zu. Er musste sich ihren Einwänden anschließen und diesen Wahnsinn stoppen. Doch er sagte nur mit leiser, völlig regungsloser Stimme: »Natürlich, Lord Bramfield. Ich werde das in Ordnung bringen.«
»Leo«, rief sie völlig fassungslos, aber seinen Vornamen zu benutzen, war in dieser Situation das Falscheste, was sie hatte tun können, denn Lord und Lady Bramfield sahen sie nur bestürzt und enttäuscht an.
Kapitel 10
»Sie steht unter Schock«, hörte Leo sich sagen. »Und auch das ist meine Schuld, Mylord.«
Bramfield nickte, und Leo sah wieder Susanna an, die bleich und jetzt irgendwie teilnahmslos dastand. Sie hätte ihm die ganze Schuld zuschieben können – und er hätte es verdient. Schließlich war er es, der mit diesen Spielchen immer wieder anfing. Obwohl er sich eigentlich geschworen hatte, es zu lassen, um nicht schuld zu sein am ruinierten Ruf einer jungen Dame.
Wenngleich er Susannas Verhalten in dieser Situation bewunderte und zudem bereit war, die Konsequenzen zu tragen, war sie nicht die Frau, die er sich für eine Ehe vorstellte. Falls es überhaupt sein musste, wünschte er sich eine einfache, leicht zufriedenzustellende Frau, die nichts Unmögliches von ihm verlangte und schon gar nicht versuchen würde, bis auf den Grund seiner Seele vorzudringen.
Susanna entsprach diesem Bild in keiner Weise.
»Mr Wade«, sagte Lord Bramfield und wirkte plötzlich deutlich entspannter, »ich weiß nicht, ob Sie lange warten können, um alles in Ordnung zu bringen.«
»Ich werde nicht warten, Mylord, sondern eine Sondergenehmigung einholen.«
»Nein«, fiel Susanna ihm ins Wort.
»Seien Sie still, Kind«, sagte Lady Bramfield und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Sie sind ja ganz außer sich. Das alles geschieht nur zu Ihrem Besten.«
»Aber ich will ihn nicht heiraten«, flüsterte
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