Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
dass Caroline die Wahrheit wusste, wie würde es ihr erst mit den anderen ergehen? Mit Mr Tyler etwa? Sie konnte nicht einmal schlucken, so groß war der Kloß in ihrem Hals.
»Meine Mutter sagt, du und Mr Wade hättet euch geküsst.«
Susanna fragte sich, ob Lady Bramfield auch erzählt hatte, wie genau das aussah. Dass sie am Boden lagen und er über ihren Körper nach oben gekrochen war und dabei seinen Mund …
O Gott, sie durfte gar nicht mehr daran denken, welche Freiheiten sie ihm erlaubt hatte. Aus der Distanz heraus fand sie es völlig verrückt, ja wahnsinnig. Aber als sie zusammen waren … Wenn sie doch nur alles rückgängig machen könnte.
»Und es soll jemand da gewesen sein, der euch beobachtet hat?«, fuhr Caroline fort.
Susanna zuckte nur mit den Schultern und starrte den Teppich an.
»Dann musst du ihn heiraten«, erklärte Caroline im Brustton der Überzeugung. »Das ist doch nicht schlimm.« Sie ignorierte Susannas wenig damenhaftes Schnauben. »Als ich dich über Mr Wade ausfragte, hatte ich bereits den Verdacht, dass du mehr für ihn empfinden könntest.«
»Ich empfinde gar nichts für ihn«, entgegnete sie leise. »Es war lediglich ein schrecklicher Fehler.«
»Du hast ihn geküsst, Susanna – freiwillig, wie Mama mir geschworen hat. Du hast ihr selbst gesagt, du seist nicht gezwungen worden.«
Susanna seufzte. Die Geschichte war unendlich komplizierter, als sie Caroline erzählen konnte, denn den Anfang dieses ruinösen Spiels stellte schließlich die Wette dar. Und sie hatte geglaubt, mit ihm fertigzuwerden, ihm geistig überlegen zu sein, in ausstechen zu können. Nur unterschätzte sie dabei ihn und ihren eigenen Körper. Es war nicht Teil des Plans gewesen, dass sie das Spiel dermaßen genoss.
»Nein, er hat mich nicht gezwungen«, gab sie schließlich zu. »Achte darauf, nie mit einem Mann irgendwo alleine zu sein, Caroline. Man weiß nie, zu was man sich in der Hitze des Augenblicks hinreißen lässt.«
Ihre Freundin seufzte. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber wenn sogar du dem Charme eines Mannes so leicht erliegst, kann das jedem passieren.«
»Wieso?«, fragte Susanna gekränkt. »Was meinst du damit?«
»Ich dachte, du bist zu intelligent, zu selbstsicher, um dich einwickeln zu lassen.«
Susanna lachte bitter auf. »Ich war nie selbstsicher, wenn es um Männer ging, und falls ich diesen Eindruck vermittelt habe, sollte ich vielleicht ernsthaft zum Theater gehen. Und intelligent bin ich offensichtlich auch nicht, sonst wäre das alles nicht geschehen.«
»Mach dir keine Vorwürfe«, erwiderte Caroline und nahm ihre Hand. »Ich glaube, du bist nicht die einzige Frau, die auf einen Mann hereingefallen ist. Immerhin will er dich heiraten, und das spricht für seinen Charakter. Warum willst du ihn eigentlich nicht? Ich habe von draußen eure Stimmen gehört.«
Susanna sah ihre Freundin an. »Was hast du genau mitbekommen?«
»Die einzelnen Worte konnte ich nicht verstehen, nur dass er will und du nicht.«
»Würdest du einen Mann mit einem so schlechten Ruf heiraten?«
»Viele Männer amüsieren sich ausgiebig vor der Ehe. Meine Mutter hat einmal angedeutet, dass mein Vater ein ziemlicher Schwerenöter gewesen sein soll.«
Susanna lächelte trotz ihres Elends bei dem Gedanken.
»Und trotzdem ist aus ihm ein sehr guter Ehemann und Vater geworden«, fügte Caroline hinzu.
»Schön und gut, das mag für manche zutreffen. Aber Leo Wade ist noch einmal eine ganz andere Art Mann.«
»Mag ja alles sein. Trotzdem kannst du nicht leugnen, dass du dich sehr stark zu ihm hingezogen fühlst. Mir ist das Knistern zwischen euch nicht entgangen und anderen genauso wenig.«
Susanna brachte nur ein Stöhnen hervor.
»Das ist doch gar keine schlechte Voraussetzung für eine Ehe, finde ich. Viel besser als Gleichgültigkeit.«
»Er hat mich nur benutzt.« Ohne nachzudenken, waren ihr die Worte, die sie nicht erklären konnte, entschlüpft, aber zum Glück dachte Caroline in eine ganz andere Richtung.
»Wenn du damit auf deine Mitgift anspielst, musst du praktisch denken«, meinte sie.
Ihre Mitgift. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. War das möglicherweise der Grund, warum er ihr nachstellte? Schließlich sprang dabei mehr heraus als bei der blöden Wette. War alles ein Täuschungsmanöver gewesen – seine Aufmerksamkeiten, sein Bemühen um eine intelligente Unterhaltung –, um einen Blaustrumpf wie sie herumzukriegen? Allerdings war ihr Erbe wiederum
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