Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Art von Mann ich heiraten will – und du bist es nicht.«
»Denk ja nicht, dass du für mich die ideale Frau darstellst«, meinte er trocken.
Als sie zusammenzuckte, bedauerte er seine Ehrlichkeit sofort. Schließlich hatte sie für einen Tag bereits genug Tiefschläge erlebt. Trotzdem musste sie sich der Wahrheit stellen. »Du weißt, dass sich die Ereignisse dieser Nacht wie ein Lauffeuer verbreiten werden, wenn wir nicht heiraten. Wir wissen nicht, wer uns gesehen hat oder uns schaden möchte. Wir schulden es unseren Familien …«
»Du hast mit deinem Verhalten bisher auch nicht gerade viel Rücksicht auf deine Familie genommen. Und wie du mit jeder jungen Dame hier geflirtet hast, hättest du mit jeder erwischt werden können.«
»Eifersüchtig?«
»Warum sollte ich das sein?«
»Ich denke es mir so – schließlich hast du Miss Randolphs Pläne durchkreuzt.«
»Vermutlich wärst du jetzt glücklicher, wenn ich es nicht getan hätte.«
»Mag sein, aber weich der Frage nicht aus. Wolltest du mich vielleicht für dich haben?«
»Sei kein Narr. Du warst es, der mir ständig zugesetzt und sich meine Unerfahrenheit zunutze gemacht hat.«
»Du bist keine neunzehn mehr, Susanna. Laut deiner eigenen Aussage hast du sogar für einen Akt Modell gesessen. Da müsstest du eigentlich verdammt genau wissen, was du tust. Und überdies hast du mich nie weggestoßen.«
Beide hatten jetzt die Fäuste in die Hüften gestemmt und starrten einander wütend an.
»Meine Familie wird mich bestimmt vor einer Ehe bewahren, die ein schrecklicher Fehler wäre«, erklärte sie zornig.
»Deine Familie wird wollen, dass du ganz schnell heiratest. Damit es nach einer heißen Liebesgeschichte aussieht, falls das Gerücht die Runde macht, wir seien auf frischer Tat ertappt worden.«
»Du liebst mich nicht«, entgegnete sie aufgebracht, »und ich könnte dich auch nie lieben.«
Obwohl sie recht hatte, mochte er diese Worte nicht hören. »Hast du dich etwa in diesen Tyler verliebt?«
Sie sah ihn verwirrt an, ehe sie den Blick abwandte, als wolle sie sich vor der Wahrheit verstecken.
»Du kannst nicht leugnen, dass du vorhattest, jemanden wie Tyler zu heiraten. Einen Mann, der ungefährlich ist, den du nicht leidenschaftlich liebst.«
Sie richtete sich mit blitzenden Augen auf. »Ich hätte ihn irgendwann geliebt, weil ich ihn respektiere. Das war mir wichtiger als alles andere.«
»Du brauchst mich nicht zu respektieren«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber du wirst mich heiraten.«
Sie öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, als er ihr den Rücken kehrte und zur Balkontür ging. Obwohl er sie am liebsten mit voller Wucht hinter sich zugeschlagen hätte, schloss er die Tür mit so sanfter Vorsicht, dass kein Laut zu hören war.
Susanna war außer sich vor Wut. Warum hatte sie nicht zugelassen, dass diesem blöden, arroganten Kerl alle Schuld zugeschoben wurde. Leo Wade heiraten? Allein der Gedanke versetzte sie in Panik. Welche Gefühle er auch in ihrem Körper auszulösen vermochte, so war das nichts, worauf man eine Ehe aufbauen konnte. Da lebte sie lieber mit der Schande.
Als sie ein leises Klopfen an der Tür vernahm, fürchtete sie schon, Leo käme zurück, doch diesen Weg zu nehmen, das würde selbst er nicht wagen.
»Susanna, darf ich hereinkommen?«, hörte sie schließlich Carolines leise Stimme.
Hatte Lady Bramfield bereits mit ihr gesprochen? Wer sonst würde es noch erfahren? Susanna beschloss, noch vor dem Frühstück abzureisen, und wenn sie zu Fuß gehen musste. Sie wollte nie wieder Leo Wade ins Gesicht sehen.
Sie öffnete die Tür. Caroline wusste Bescheid, denn sie schaute sie mit unendlichem Mitgefühl an. Susanna stiegen die Tränen in die Augen, die sie bislang krampfhaft unterdrückt hatte. »Meine Mutter hat mir gesagt, dass du bald heiraten wirst.«
Stöhnend wirbelte Susanna herum und schlug die Hände vors glühende Gesicht. »Ach, wie vielen wird sie es außerdem erzählen?«
Caroline legte ihre Hände auf Susannas Schultern. »Ich bin die Einzige, der sie es erzählt hat, und auch nur deshalb, weil sie wusste, dass ich dir vielleicht Trost spenden könnte.«
Die tiefe Sorge, die in der Stimme der Freundin mitschwang, tat Susanna gut. Zitternd ließ sie sich auf die Truhe am Fußende des Bettes sinken. »Ich werde nicht heiraten«, erklärte sie mit leiser Stimme. Aber sie klang längst nicht mehr so entschlossen wie zuvor. Wenn es ihr schon peinlich war,
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