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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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nicht lesen konnte? So etwas gab es schließlich, und das war wie eine Krankheit.
    Nein, nein, unmöglich. Sie hatte doch gesehen, wie er Namen und Wohnort in die Heiratsurkunde eintrug. Schreiben- und Lesenkönnen gehörten schließlich zusammen, oder nicht? Doch die Zweifel blieben. Hatte er ihr nicht erzählt, dass sein Bruder ihm bei den Hausaufgaben geholfen hatte und die Lehrer ihn für einen hoffnungslosen Fall hielten?
    Wenn diese Vermutung stimmte, erklärte das so manches. Leo wollte im Mittelpunkt stehen, weil er etwas kompensierte. Eine Schwäche und damit verbunden ein Minderwertigkeitsgefühl. Niemand sollte auf die Idee kommen, es könnte bei ihm ein dunkles Geheimnis geben, das er zu verbergen suchte.
    Wie sollte sie dieses heikle Thema bloß ansprechen, ohne ihn zu verletzen? Es würde ihn in Verlegenheit bringen oder sogar wütend machen und ihrer Beziehung dauerhaft schaden. Sie wollte ihm ja so gerne helfen, wenn er sie nur ließ und sie ins Vertrauen zog. Aber genau das verweigerte er ihr.
    Oder gab es einen anderen Makel, den er mit allen Mitteln zu verheimlichen suchte?

Kapitel 17
    »Leo, warum liest du keine Zeitung?«, fragte Susanna am Abend nach ihrer Rückkehr aus Newark on Trent.
    Sie saß an der Frisierkommode und steckte sich die Haare auf. Nach dem Tag mit den ausgelassenen Kindern, die den Ausflug genossen hatten, machten sie sich jetzt fürs Dinner fertig.
    Er riss den Blick von ihrem Haar los, das ihn immer wieder faszinierte, und runzelte die Stirn, während er seine Weste zuknöpfte. »Ich höre Dinge lieber aus erster Hand. Ich unterhalte mich mit den Leuten. Das solltest du auch einmal versuchen«, neckte er sie, »statt dich nur mit deinen Hobbys zu beschäftigen.«
    Warum war sie heute so ernst, wunderte er sich. Nicht nur ernst, sondern irgendwie merkwürdig. Das hatte bereits auf dem Heimweg angefangen. Dabei war es ein so netter Tag gewesen. Und aufschlussreich, denn er fand es interessant, sie im Umgang mit den Wyndham-Kindern zu beobachten. Angesichts des Umstands, dass sie ursprünglich unverheiratet bleiben wollte, hatte er befürchtet, sie würde mit Kindern eher wie eine Gouvernante umgehen. Umso erleichterter war er, dass sie ihm das Gegenteil bewies. Susanna legte nämlich durchaus mütterliche Züge an den Tag, und der Umgang vor allem mit dem wissbegierigen Jungen schien ihr Freude zu bereiten. Es war ihm nicht entgangen, wie zärtlich sie Marcus angesehen hatte, als er ihr Fragen über Kunst gestellt hatte.
    Später dann in der Kutsche allerdings schaute sie sehr kritisch, und es kam ihm vor, als wolle sie wieder einmal sein Innerstes nach außen krempeln. Und nun diese Fragerei. Ein wenig verärgert fragte er sich, warum es ihr nicht einfach reichte, sich zu amüsieren und sein Geld auszugeben. Aber, korrigierte er sich sogleich, dann wäre sie nicht so einzigartig, wäre nicht Susanna.
    Die Aussicht auf einen gemeinsamen Abend mit den Wyndhams, die kaum miteinander redeten, erschien ihm plötzlich wenig erstrebenswert. »Lass uns alleine zu Abend essen«, sagte er unvermittelt.
    Sie drehte sich von der Frisierkommode weg, um ihn anzuschauen, und kräuselte zweifelnd die Nase. »Und die Wyndhams?«
    »Die wissen schließlich, dass wir frisch verheiratet sind. Es wird sie nicht stören, uns nicht unterhalten zu müssen.«
    »Aber …«
    »Hast du etwa Angst, mit mir alleine zu sein?« Er knöpfte die Weste wieder auf, die er gerade erst angezogen hatte.
    »Natürlich nicht.«
    »Wir werden einfach den morgigen Tag mit ihnen verbringen.«
    »Reisen wir denn noch nicht ab?«
    »Ich weiß, dass es dich drängt, nach Hause zu kommen und deine Eltern zu sehen, doch ein Tag mehr spielt keine Rolle. Hast du nicht einen weiteren Künstler erwähnt, der hier in der Nähe lebt?«
    Das war wohl etwas dick aufgetragen. Er merkte es daran, wie sie ihre Augen erst erstaunt aufriss, um ihn dann aus schmalen Schlitzen misstrauisch anzuschauen.
    »Ja«, sagte sie bedächtig.
    Er bedachte sie mit einem verschmitzten Lächeln. »Dann solltest du mich heute Abend vielleicht zeichnen.«
    »Ein nettes Angebot, aber was brächte es dir?«
    »Ich könnte mich nackt ausziehen.«
    Um gleich ernst damit zu machen, streifte er sein Hemd über den Kopf. Er sah, wie sie seine nackte Brust musterte, nachdenklich und voller Verlangen. Ihr Körper spannte sich an, und sie krümmte die bloßen Zehen. Höchst erotisch, fand er.
    »Du hast bestimmt noch nie einen nackten Mann gezeichnet«, meinte

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