Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
er.
Lächelnd legte sie den Kopf auf die Seite und lehnte sich mit einer Lässigkeit zurück, die ihn überraschte. »Da irrst du dich«, erwiderte sie. »Vielleicht sollten wir klingeln, damit unseren Gastgebern Bescheid gegeben wird?« Sie stand auf und streckte die Hand nach dem Klingelzug aus.
Er hatte sich gerade die Hose aufschnüren wollen, hielt nun mitten in der Bewegung inne. »Du hast schon einen nackten Mann gezeichnet?«
Sie spreizte die Hände und meinte: »Das wüsstest du wohl gerne, wie? Du solltest dich hinter den Paravent stellen, damit du das Dienstmädchen nicht schockierst.«
Später trat Leo mit einem um die Hüften geschlungenen Handtuch hinter dem Wandschirm hervor. Sie war bereits dabei, ihre Stifte anzuspitzen und ihn zu mustern, als sei er nur ein Motiv und nicht ihr Ehemann.
»Hast du als Gegenleistung Eastfield etwa nackt gemalt?«, wollte Leo wissen.
Sie sah ihn belustigt an und fing an zu lachen. Er genoss den Anblick, das Funkeln der goldenen Punkte in ihren dunkelbraunen Augen.
»Roger? Nein, den habe ich nicht gemalt. Es ist niemand, den du kennst. Hast du jetzt deine Meinung geändert?«
Sie ließ ihren Blick mit unverhohlener Bewunderung über seinen Körper gleiten, aber er war sich nicht sicher, ob dies ihm als Modell oder als Mann galt. Hoffentlich Letzteres, dachte er.
»Ich werde mein Bildnis doch nicht irgendwann in einem Damensalon entdecken, oder?«
Sie lächelte. »Nein, was in unserer Ehe vorgeht, bleibt unter uns. Außerdem bin ich sehr gut im Bewahren von Geheimnissen«, fügte sie hinzu.
»Das habe ich bemerkt.«
»Oh, du bist enttäuscht«, meinte sie, stand auf und trat zu ihm.
Sie legte beide Hände auf seine Brust und führte ihn zum Bett. Einen Moment lang hegte er die Hoffnung, dass sie mehr mit ihm vorhaben könnte, als seinen Körper nur als Motiv für ein Bild zu benutzen.
Sie deutete auf die Kissen. »Leg dich auf die Seite, stütz den Kopf mit einer Hand und sieh mich an.«
Susanna hätte fast laut gelacht, als sie die Enttäuschung in Leos Miene aufblitzen sah. Ja, sie fand ihn begehrenswert, viel zu begehrenswert. Er zog sie mit seiner Art immer tiefer in einen dunklen Strudel aus Lust und Leidenschaft.
»Zeig mir, welche Stellung ich einnehmen soll, Liebste«, murmelte er und lächelte sie an.
Liebste, Liebling , nicht Mrs Wade. Zweimal hatte er jetzt schon ein Kosewort benutzt. Obwohl sie wusste, dass sie bestimmt nicht die Erste war, zu der er es sagte, löste der zärtliche Tonfall ein sehnsüchtiges Verlangen bei ihr aus. Später vielleicht, sagte sie sich.
Als sie das Handtuch wegzog, agierte sie wieder ganz professionell und ließ sich nicht anmerken, wie sehr das kleine Spiel sie erregte. Sanft berührte sie ihn an der Hüfte, damit er sich auf die Seite legte, und beugte seinen Arm, sodass er den Kopf mit der Hand abstützen konnte. Dann trat sie zurück und bewunderte den Anblick, den er bot.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, meinte er.
Sie grinste. »Wenn du wüsstest.«
Lächelnd nahm sie ihren Skizzenblock, rückte sich einen bequemen Stuhl zurecht und begann zu zeichnen. Obwohl er schwieg, bereitete es ihr Mühe, sich richtig zu konzentrieren. Zu sehr gingen ihr Fragen durch den Kopf, die Leo betrafen. Zu gerne wollte sie wissen, was er vor ihr verbarg – seine Abneigung gegen das Lesen war dabei nur ein Aspekt. Er war ihr Ehemann, und sie empfand es als ihre Pflicht, ihm zu helfen. Was nur möglich war, wenn er sie ins Vertrauen zog. Und das schien offenbar zwischen ihnen nach wie vor schwierig zu sein. Zu viel Misstrauen lauerte noch auf beiden Seiten.
Aber sie waren sich immerhin schon nähergekommen, und sie hoffte, dass es kontinuierlich besser wurde. Alles brauchte seine Zeit, zumindest wenn der Anfang unter denkbar schlechten Vorzeichen gestanden hatte. Bei einer Liebesheirat mochte das anders sein. Außerdem: Wie konnte sie erwarten, dass er sich ihr öffnete, wenn sie über weite Strecken unverändert schlecht über ihn dachte. Über seine Vergangenheit, sein leichtfertiges Leben, seinen schlechten Ruf. Nur wusste sie wirklich, ob Gerüchte immer der Wahrheit entsprachen? Wie es wirklich in ihm aussah, das schien niemand zu wissen. Auch sie nicht. Zumindest hatte sie erkannt, dass er eigentlich anders war, als es nach außen wirkte. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, was er verbarg.
Sie schob die Gedanken beiseite und betrachte, was sie da gezeichnet hatte. Sein Gesicht. Zum ersten Mal. Die Grübchen, wenn
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