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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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zuvor. Vielleicht nicht ganz, denn Leo hatte das Gefühl, sich durch Susanna verändert zu haben. Er war nicht sicher, ob ihm das gefiel. Diese ganze Entwicklung, die Ehe. Manchmal schalt er sich für seine Torheit, dass er sich nicht einfach auf die Wette konzentriert, sondern seinen Ehrgeiz so weit getrieben hatte, dass er Susanna zu verführen suchte. Dann wieder bedauerte er nichts und glaubte fest daran, dass sie ganz gut miteinander leben würden. Ein Anfang war immerhin gemacht.
    Am nächsten Tag fuhren sie nach Newark on Trent. Neben Susanna saßen zwei Kinder, neben Leo eins. Es war ihre Idee gewesen, die Sprösslinge der Wyndhams zu einem Ausflug in die Stadt mitzunehmen. Vielleicht waren die Eltern ja dankbar dafür und nutzten die Zeit für eine klärende Aussprache.
    Außerdem verschaffte es ihr die Möglichkeit, Leo im Umgang mit Kindern zu beobachten. Es überraschte ihn, wie entspannt er mit dieser Situation umging und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Neben ihm saß der achtjährige Marcus, der sich, in jeder Hand einen Zinnsoldaten, bezaubernd ernsthaft mit ihm über den Krieg unterhielt. Leo ging freundlich auf alle Fragen ein, ohne auch nur einen Anflug von Ungeduld zu zeigen.
    Bei den beiden kleinen Mädchen, die links und rechts von Susanna saßen, handelte es sich um sechsjährige Zwillinge, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Um sie besser auseinanderhalten zu können, waren sie unterschiedlich angezogen. Sie schwätzten munter über ihre Puppen, die sie dabeihatten, und fanden das Gerede ihres Bruders über Kriege abscheulich.
    Susanna spürte einen Anflug mütterlicher Gefühle in sich aufsteigen. Würde sie vielleicht bald eigene Kinder bekommen? Sie errötete und vermied es, Leo anzuschauen, der ihre Gedanken zu erraten schien. Alles hatte sich verändert. Noch vor kurzer Zeit glaubte sie fest daran, eine Ehe und Kinder seien nichts für sie. Jetzt war sie verheiratet und würde vielleicht schon heute mit ihrem Ehemann schlafen, dachte sie mit einem köstlichen Kribbeln im Bauch. Und wer weiß, was dann folgte …
    Kinder, die wie er aussahen, hoffte sie. Die sie lieben konnte und die sie dafür entschädigen würden, dass ihr Mann sie nicht liebte. Von Letzterem war sie nach wie vor felsenfest überzeugt. Leo begehrte sie, aber Liebe, das war etwas anderes. Vielleicht wuchsen ja zumindest Achtung und Respekt zwischen ihnen, und das wäre immerhin eine wichtige Grundlage für Ehe und Elternschaft.
    Und sie mussten sich ernstlich um mehr Gemeinsamkeiten bemühen, sie beide. Sie fände es zum Beispiel wunderbar, mit ihm lesend vor dem Kamin zu sitzen. Nur las er leider nicht. Wie konnte sie ihn davon überzeugen, welch interessanter Zeitvertreib das war. Selbst die kleinen Zwillingsmädchen hatten schon Bücher dabei. Nachdenklich schaute sie zu ihm hinüber, und als er sie liebevoll anlächelte, schmolz sie dahin. Gütiger Himmel! Sie war dabei, sich in ihn zu verlieben – trotz seiner Fehler und Sünden und obwohl sie nicht wusste, was die Zukunft an seiner Seite für sie bereithielt.
    Sie schluckte und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich finde, du brauchst ein neues Hobby. Wie wäre es mit Lesen? Das erweitert den Horizont und regt zum Nachdenken an.«
    »Ich denke jetzt schon viel zu viel nach«, erwiderte er und sah sie fröhlich an, bevor er sich wieder dem Gespräch über Ritter und Schwertkämpfe zuwandte.
    Der erste Versuch war zwar gescheitert, doch Susanna wollte nicht aufgeben. Heute würde sie ihn erst einmal in ein Museum schleifen. Vielleicht brachte das ja irgendwelche Anregungen.
    Das Museum in Newark war nach Londoner oder Yorker Maßstäben klein. Es gab nur zwei Ausstellungsräume mit Gemälden britischer Künstler und Ausgrabungsstücken aus der Gegend. Überrascht bemerkte sie Marcus’ Interesse an den Gemälden, und sie sprach ihn darauf an. Natürlich wusste sie, dass die wenigsten Väter es ihren Söhnen gestatten würden, Malunterricht zu nehmen. Das war etwas für Mädchen.
    Leo hingegen zog es vor, mit den Zwillingen zu den archäologischen Funden zu gehen. Dort fand sie ihn später, wie er eingehend Tonscherben aus römischer Zeit untersuchte, und der neugierige Junge von einst fiel ihr ein, der Uhren auseinanderbaute, um sich ihr Innenleben anzusehen. Doch noch etwas anderes bemerkte sie: Er las nicht die Beschreibungen auf den Tafeln bei den Fundstücken. Merkwürdig? Er las überhaupt nicht: keine Zeitung, kein Buch. War es etwa denkbar, dass Leo

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