Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
war.
Irgendwann hatte sie keine Lust mehr, darauf zu warten, dass das Damoklesschwert, das über ihr hing, herabstürzte. Als sie also drei Tage später durch den Hyde Park flanierten, wie Hunderte andere, die zur modischen Stunde sehen und gesehen werden wollten, schnitt sie das Thema einfach an.
»Hast du einen Brief für mich?«
Die Frage schien ihn zu verblüffen.
»Ein Brief, an mich adressiert«, erklärte sie. »Hast du einen, den ich noch nicht gesehen habe?«
»Ich habe keine an dich adressierten Briefe. Ich fange keine Briefe von den Dienern ab. Sehr unhöflich von dir, mir so etwas zu unterstellen.«
Das beruhigte sie etwas und sie wendete ihre Gedanken der Frage zu, welcher andere große, dunkelhaarige Mann sich eingemischt haben könnte. Dann wiederholte sie seine Formulierung in ihrem Kopf.
»Er ist eigentlich nicht an mich direkt adressiert. Nicht auf die angemessene Art. Es würden nur meine Initialen auf dem Umschlag stehen.«
»Ah.« Er winkte einem Freund zu, der ihn begrüßte. »Dieser Brief.«
»Du wusstest also, von welchem Brief ich spreche.«
»Das stimmt. Bist du sicher, dass du jetzt und hier darüber sprechen möchtest?«
Es klang wie eine Warnung. Das beunruhigte sie nur so lange, dass die Entscheidung, die Unterhaltung auf später zu verschieben, nur ein paar Minuten anhielt.
»Wie schlimm ist er? Wie indiskret?«
»Schlimm genug, dass ich ihn herausfordern und Genugtuung verlangen müsste, wenn … «
»Ein Duell! Bitte nicht!«
»Wenn er ein wirklicher Nebenbuhler wäre. Du hast gesagt, dass er das nicht ist. Und ich habe mich entschieden, dir zu glauben.«
Zwei Tage voller Sorge fielen von ihrem Herzen ab. »Vielen Dank. Ich bin wirklich glücklich über dein Vertrauen. Ich hatte Angst, dich zu fragen, aber du bist ganz eindeutig ein vernünftiger Mann, der nicht zu überstürzten Reaktionen neigt.«
Das Kompliment ließ ihn schwach lächeln. »Audrianna, wenn ich auch nur den geringsten Verdacht hätte, dass er ein Nebenbuhler ist, wäre ich nicht so vernünftig gewesen. Nur damit du das weißt.«
»Ich will ja nicht vom Thema ablenken, aber – ich würde dich gerne daran erinnern, dass du Rivalen zugestimmt hast und dabei vernünftig bleiben wolltest. Ausdrücklich. Sobald ein Kind geboren wurde. Das war sozusagen Teil der Abmachung.«
Er blieb stehen, sah sie an und lächelte sein bezauberndes Lächeln. »Ich habe tatsächlich gesagt, dass du dir Liebhaber anschaffen kannst. Aber ich habe nie versprochen, sie nicht zu töten.«
Er erwiderte den Gruß einer vorbeigehenden Dame. Sie schlenderten weiter. Audrianna überlegte, ob sie ihn dafür tadeln sollte, dass er sie mit dem Abkommen damals getäuscht hatte, aber das war nun wirklich nicht die richtige Zeit.
»Wie hast du von dem Brief erfahren?«
»Major Woodruffe hat mir selbst davon erzählt und gesagt, dass alles nur ein Missverständnis war.«
»Roger selbst hat dir davon erzählt?« Dummer, dummer Roger.
»Ja, am Tag der Gartengesellschaft. Woher sonst hätte ich wissen sollen, wo ich ihn finde?«
Ja, woher? Sie entschied, dass jetzt alles geklärt war und beließ es dabei.
Doch die Umstände dieses Briefes nagten den Rest des Abends an ihr. Sie spielte die Unterhaltung im Geiste immer wieder durch, erst im Theater, dann auf der Abendgesellschaft, zu der sie eingeladen waren. Nachdem er in dieser Nacht ihr Bett verlassen hatte und die Freuden der Befriedigung vorübergegangen waren, präsentierten sich ihr ein paar Ungereimtheiten in dem, was er gesagt hatte, die nach einer Erklärung riefen.
Am nächsten Morgen wartete sie, bis sein Frühstück mit Wittonbury um elf Uhr vorbei war, und tauchte in seiner Tür auf. Sie wartete, bis sein Kammerdiener fertig war, dann bat sie den Mann, zu gehen.
»Ich hätte gerne den Brief«, sagte sie.
»Ich habe ihn verbrannt. Ich könnte aber die poetischeren Abschnitte wiederholen, wenn du willst. Den Rest habe ich vergessen – den Teil, in dem er ein Treffen arrangiert.«
Wieder dieser warnende Tonfall. Trotz seines Humors in dieser Sache, hatte ihm nicht gefallen, was er gelesen hatte.
»Ich finde es seltsam, dass er dir gesagt haben soll, wo du den Brief finden kannst. Wenn er dachte, dass ihn jemand abholen würde, hätte er es auch selbst tun können. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er dir den Weg zu Mr Loversalls Kanzlei beschreibt.«
»Er hat nur etwas von einer Zeitungsanzeige gefaselt. Dort habe ich die Adresse gefunden.«
Was
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