Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
nirgendwo sehen.
» Pardon , Madame .« Die Stimme sprach sie mit französischen Worten und Akzent an. Sie fuhr zusammen und sah über ihre Schulter.
Ein Mann betrat den Säulengang von der Seite. Er trug hohe Stiefel, eine Pantalon-Hose und einen Mantel über seinem braunen Gehrock. Unter seinem tief ins Gesicht gezogenen breitkrempigen Hut waren rote Locken sichtbar. Sein Gesicht war runder, als sie es in Erinnerung hatte, und im Tageslicht ziemlich gerötet.
Der Mantel war seltsam. Es war an diesem Tag eigentlich zu warm dafür. Die Art, wie er ihn zurückgeworfen hatte, verlieh ihm ein dramatisches Aussehen. Das Muster wirkte theatralisch und ließ ihn zusammen mit seinem Hut und der Hose wie jemanden in einem Stück aussehen.
Dann wurde ihr klar, dass der Mantel seine Visitenkarte war.
Er nahm eine Position zu ihrer Rechten ein und ließ seinen Blick über den Vorplatz schweifen. »Bitte vergeben Sie meine Kühnheit, aber das ist ein außergewöhnlich schöner Umhang«, sagte sie. »Schwarz und weiß, wie ein Dominostein.«
Er strahlte sie an. »Man sagt, dass der Name für das Spiel von solchen Umhängen stammt, die von französischen Geistlichen getragen wurden.«
Sie grüßten sich mehr mit Blicken als mit Worten.
»Der Mann, den sie im Two Swords treffen wollten, war mein Vater. Er ist nun schon eine Weile tot. Ich war an seiner Stelle dort, so wie auch heute.«
»Ich weiß, dass er tot ist. Jetzt weiß ich es. Damals wusste ich es nicht.«
»Warum wollten Sie ihn treffen?«
»Ich hatte von seinen Schwierigkeiten gehört. Ich dachte, dass ich ihm vielleicht helfen könnte.«
»Kannten Sie ihn?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir sind uns nie begegnet.«
Sein Akzent klang nun nicht länger französisch. Eher deutsch. »Stammen Sie aus Holland?«, fragte sie.
» Madame , es liegt nicht in meinem Interesse, meine Identität preiszugeben.«
»Natürlich nicht. Verzeihen Sie. Mein Vater könnte Ihre Hilfe immer noch gebrauchen, wenn Sie sie weiterhin geben möchten.« Während sie sprach, sah sie, wie Sebastian vom anderen Ende des Säulenganges losging.
Der Domino bemerkte ihren Blick dorthin. Er riss den Kopf herum. In seinem Blick tauchte Besorgnis auf. Er machte ein paar schnelle Schritte, als ob er fliehen wollte, blieb dann aber stehen.
Audrianna sah an ihm vorbei. Dort stand Lord Hawkeswell eingerahmt von einem Bogen.
»Sie haben dem Domino eine Falle gestellt, Madame .«
»Das habe ich nicht. Es ist wahr, ich habe mir Schutz mitgebracht. Schließlich bin ich eine Frau.« Sie sprach schnell, um ihn davon abzuhalten, davonzulaufen. Während sie das tat, erschien ein weiteres vertrautes Gesicht.
Der Herzog von Castleford schwankte auf den Vorplatz, rieb sich die Augen und knöpfte seinen Gehrock zu. Er sah aus, als ob er gerade aus dem Bett gerollt sei. Angesichts des berüchtigten Gewerbes, das viele der benachbarten Seitenstraßen füllte, traf das wahrscheinlich zu.
Er blinzelte und verzog sein Gesicht über das grelle Sonnenlicht. Dann sammelte er sich, setzte den Hut auf seine unordentlichen Haare, und ging direkt an ihnen vorbei.
Er erblickte Sebastian und schien zu sich zu kommen. Dann blieb er stehen und ließ den Blick über den Säulengang schweifen. Er blieb auf ihr und dem Domino ruhen.
»Lady Sebastian, einen guten Tag wünsche ich. Stimmt etwas nicht? Belästigt Sie dieser Schauspieler?«
Der Domino sah nach rechts und links, dann starrte er den neuen Mitspieler an. Sie konnte sehen, wie er darüber nachdachte, in der Menge zu verschwinden.
»Wir möchten, dass dieser Bursche hier bleibt, wo er ist«, sagte Sebastian, der langsam auf sie zuging, um den Domino nicht weiter zu beunruhigen. »Wenn er versucht, an dir vorbeizukommen, wäre ich dir äußerst dankbar, wenn du ihn davon abhalten würdest.«
»Du meinst, ich soll ihn fangen? Blockieren?«
»Ja.«
»Ach, zur Hölle damit.« Der Herzog gähnte. Dann griff er in seinen Gehrock und zog eine Pistole hervor. Damit zielte er direkt auf den Domino.
»Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht bewegen, Sir. Ich bin ein ausgezeichneter Schütze, aber ich habe im Moment so starke Kopfschmerzen, dass ich wahrscheinlich Ihr Gehänge treffen würde, wenn ich auf Ihr Bein zielte.«
Der Domino verzog das Gesicht. Er musterte Sebastian, während dieser näher kam. »Sie.«
»Ja, ich. Kein Grund zur Beunruhigung. Mein Arm ist geheilt und ich bin nicht auf Rache aus. Ich habe nicht einmal eine Waffe bei mir und werde Sie nicht
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