Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
hegen sollten … «
»Ich versichere Ihnen, dass mir nichts ferner liegt.«
»Kommen Sie schon, Major. Wir sind doch beide Männer. So etwas liegt uns niemals fern. Aber wenn Sie irgendetwas tun, dass darauf schließen lässt, Sie spielen mit dieser besonderen Idee, werde ich Sie verprügeln, ruinieren und wahrscheinlich auch töten.«
Woodruffe starrte ihn an. Die unverblümte Drohung hatte ihm seine Fassung geraubt. Sebastian lächelte.
»Der Brief war ein Fehler, Sir, das versichere ich Ihnen, falls Sie ihn bei ihr entdeckt haben sollten«, beeilte er sich zu sagen. »Ich habe ihre Anzeige missverstanden. Es wird nicht wieder passieren.« Damit verabschiedete sich Woodruffe überstürzt.
Brief? Anzeige? Wie überaus interessant, dass Woodruffe so etwas gesagt hatte.
Hawkeswell hatte die private Unterhaltung bemerkt. Er ließ Audrianna mit den Schmeicheleien des »Lord Berüchtigt« zurück und gesellte sich zu Sebastian.
»Der ging aber schnell.«
»Ja, nicht wahr?«
»Er schien ein wenig grün um die Nase zu sein, als er davonrannte.«
»Ich glaube, der Kuchen ist ihm nicht bekommen. Man sollte Sahneglasur meiden, wenn die Tage wärmer werden.«
Hawkeswell sah dem kleiner werdenden roten Uniformrock nach. »Du hast dich wie ein Idiot aufgeführt, oder?«
Sebastian seufzte. »Ja. Ich fürchte, das habe ich.«
Und es hatte sich verdammt gut angefühlt.
Audrianna sagte ihrem Kutscher, er solle an der Ecke vom Portman Square halten. Dann ging sie zu dem Gebäude, in dem sich Mr Loversall aufhielt.
Es war kein imposantes Gebäude, aber Mr Loversall war auch kein imposanter Anwalt. Die paar Shilling, die er verdiente, indem er sein Büro als Postadresse zur Verfügung stellte, waren wahrscheinlich wichtig für ihn. Darum behandelte er diese Pflichten mit höchster Diskretion.
Sie grüßte den Schreiber, der die Post ablegte. Sie war in den vergangenen Wochen oft genug hier gewesen, um sich nicht mehr als A.K. identifizieren zu müssen.
Der Schreiber warf einen Blick in ihr Postfach, dann schüttelte er seinen Kopf. »Wieder nichts, Madam.«
»Mein letzter Besuch ist vier Tage her. Sind Sie sich absolut sicher, dass hier kein älterer mehr ist? Ich bin mir sicher, dass zumindest einer da sein sollte.«
Er überprüfte es erneut und schüttelte den Kopf.
Das war seltsam. Rogers Brief hätte direkt nach ihrem letzten Besuch hier ankommen müssen. Vielleicht hatte er ihn falsch adressiert.
»Ich war am Montag nicht hier«, sagte der Schreiber. »Ich kann nachsehen, ob Mr Loversall in meiner Abwesenheit Briefe falsch abgelegt hat.«
»Würden Sie das tun? Ich weiß, dass es eine Antwort gab.«
Der Angestellte verschwand im Büro des Anwalts. Mr Loversall tauchte persönlich wieder auf und wirkte bestürzt. Er betrachtete Audrianna von oben bis unten.
» Das ist A.K.?«, fragte er seinen Schreiber. » Sie hat für den Dienst bezahlt? Sind Sie sicher?«
Der Schreiber bestätigte ihre geheime Identität.
»Das ist höchst ungewöhnlich«, jammerte Mr Loversall. »Gestern tauchte hier ein weiterer A.K. auf und nahm mit, was da war. Ich nahm an, dass er der richtige A.K. ist, wenn er von dem Arrangement weiß.«
»Er?« Wie es schien, hatte Roger seinen unüberlegten Liebesbrief wiedererlangt. »War es ein großer Mann, hübsch, jung, mit rotem Haar?«
Mr Loversall nickte bei jedem einzelnen Punkt, außerdem letzten. »Dunkles Haar, Madam. Sehr dunkel. Meine demütigste Entschuldigung für die Verwirrung und meinen Fehler.« Er sah seinen Schreiber düster an. »Wenn ich es irgendwie wieder gutmachen kann, lassen Sie es mich wissen. Ich kann Ihnen versichern, dass zukünftige Post an niemanden außer Ihnen ausgegeben wird.«
Sie hatte ihn nach den ersten beiden Worten kaum noch zugehört.
Sebastian hatte Rogers Brief.
Audrianna wappnete sich für eine Standpauke im besten Fall und für Verdächtigungen im schlimmsten. Stattdessen verhielt sich Sebastian in den nächsten zwei Tage vollkommen normal, so völlig ohne Eifersucht, dass sie sich schon zu fragen begann, ob jemand anderer Rogers Brief mitgenommen hatte.
Dann kam ihr in den Sinn, dass er jetzt, wo er mögliche Treffen unterbunden hatte, die Angelegenheit als erledigt betrachtete. Oder vielleicht hatte er seine Eifersucht und Wut an Roger statt an ihr ausgelassen. Während das nur gerecht wäre, hoffte sie doch nicht, dass Roger zu sehr für sein Missverständnis zahlen musste, auch wenn es eingebildet und anmaßend gewesen
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