Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
sorgen, dass er seine Meinung änderte.
Und sie hatte ihn auch nicht angelogen. Sie hätte ihm den Brief wirklich gezeigt und ihn gebeten, sie zu begleiten. Sie brauchte seinen Schutz wirklich.
Außerdem erwartete sie, dass der Domino viel mehr Geld verlangen würde, als sie besaß.
21
Am nächsten Morgen musste sich Sebastian eingestehen, dass seine Frau ihn besiegt hatte.
Zuerst hatte sie eine Logik angewendet, die so einleuchtend gewesen war, dass sie ihn damit in eine Ecke getrieben hatte. Der Domino hatte das Treffen mit ihr arrangiert, nicht mit einem Mann. Und er würde verschwinden, wenn sie nicht da wäre. Außerdem war sie diejenige, die wissen würde, ob es sich bei dem Mann, der dort hinkam, wirklich um den Domino handelte.
Nachdem sie ihn mit Vernunft zu Boden gerungen hatte, war sie zu weiblicher List übergegangen. Ihm war in einem schwachen Moment ein Versprechen abgerungen worden – nämlich, als er zu sehr mit seinem Vergnügen beschäftigt gewesen war, um sich um den Morgen zu scheren.
»Es wird am besten sein, wenn du zuerst nicht neben mir stehst«, sagte sie, während sich ihre Kutsche dem Covent Garden näherte. »Er könnte fliehen, wenn er dich sieht.«
Es war ihm vollkommen egal, ob der Mann fliehen würde. Sie war aufgeregt und optimistisch und vollkommen davon überzeugt, der Tag würde damit enden, dass der gute Namen ihres Vaters wiederhergestellt wurde. Er war keineswegs davon überzeugt, dass es so laufen würde.
Er würde es noch bedauern, den Brief nicht verbrannt zu haben, wie es ihm alle seine Instinkte geraten hatten. Er würde es vielleicht sogar noch mehr bedauern, sie an diesem Tag mitgenommen zu haben. Aber sie wollte alles wissen, was er wusste, weil sie ihm immer noch nicht vertraute, Beweisen zugunsten ihres Vaters ausreichend Bedeutung beizumessen.
Es war nicht wirklich der Brief, den er hatte zerstören wollen. Er hätte am liebsten die gesamte Episode aus ihrem Leben verbannt.
»Ich werde ihn zuerst mit dir sprechen lassen, aber ich bleibe ganz in der Nähe.« Der Kirchenvorhof und der Markt würden am Nachmittag recht belebt sein. Zu belebt, um jeden Mann einzeln zu inspizieren. Sie mussten darauf vertrauen, dass sie der Domino finden würde.
Die Kutsche hielt an und sie stiegen aus. Sebastian begleitete sie zu einer Seitenmauer der Kirche. Bevor sie um die Ecke gingen und den Vorhof betraten, erklärte er den Plan: »Stell dich auf die westliche Seite des Säulenganges, in die Nähe der zweiten Säule. Geh nicht von dort weg. Auch wenn er dich fortwinkt, auch wenn er irgendwohin will, wo es ruhiger ist, verlass diese Stelle nicht ohne mich.«
Sie nickte und ging davon. Er rief ihr nach, dass sie stehenbleiben sollte. Dann beäugte er ihr Ridikül.
»Hast du eine Pistole mitgebracht? Wenn ja, schwöre ich dir … «
»Sei nicht albern. Sie ist in Cumberworth. Die Pistole gehört Daphne, nicht mir. Außerdem würde sie nicht in ein Ridikül hineinpassen. Ich habe dieses Mal darauf vertraut, dass du eine Waffe mitbringst.«
Als sie um die Ecke gingen, schlenderte ein hübscher Mann von Westen her auf den Vorplatz. Er flanierte, als hätte er viel freie Zeit zur Verfügung und als suche er nach Zerstreuung. Er nickte in Sebastians Richtung. Sebastian nickte zurück, dann ging er einmal um das Gebäude herum und betrat den Säulengang von der anderen Seite.
Audrianna nahm ihren Platz an der zweiten Säule in der Portico-Kirche ein. Sie hoffte, Sebastian würde diskret genug sein. Wenn er zu präsent war, würde der Domino vielleicht verschwinden.
Auf dem Platz drängte sich eine Menschenmenge. Obstverkäufer und Händler von Körben, Blumen und selbst gebrauchten Kleidungsstücken verscherbelten auf ihren Holzständen ihre Waren. Frauen aller Stände kauften allein oder begleitet von Herren mit hohen Hüten ein. Überall liefen schmutzige Kinder und Hunde herum.
Der Säulengang war vergleichsweise ruhig. Nur sie stand dort. Der Domino hatte einen guten Treffpunkt gewählt. Er konnte aus der Menge heraus beobachten und warten, bis er davon überzeugt war, dass es sicher war, und herauszukommen. Selbst wenn er sie nicht aus dem Two Swords wiedererkannte, erklärte sie ihre bloße Anwesenheit als A.K…
Ein Gentleman schlenderte in ihrer Nähe durch die Verkaufsbuden. Er sah besser aus als die meisten, aber nicht besser als alle. Sie erkannte in ihm Lord Hawkeswell. Er bemerkte sie und lupfte seinen Hut als Gruß, dann ging er weiter.
Sie konnte Sebastian
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