Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
hatte ihr geschrieben, dass ihre Anfrage schon bald beantwortet werden würde.
Sebastian ergriff ihren Arm und zog sie mit sich, damit sie ihren Führer nicht verloren. »Du hast, glaube ich, eine längere Strafpredigt verdient. Aber eine Sache nach der anderen.«
Der Domino brachte sie zu einem der kleinen Docks am Fluss, wo private Schiffe vertaut waren. Er stieg in eines der Segelboote. Sebastian folgte ihm, dann packte er sie um die Taille und hob sie an Bord.
»Gehört das Ihnen?«, fragte Audrianna. Sie erhielt keinen Hinweis, dass er die Frage gehört hatte, ganz zu schweigen von einer Antwort.
Der Domino legte seinen Mantel ab und breitete ihn über ein paar Kisten aus, um einen Sitz für sich zu schaffen. Sebastian machte es sich auf einem Fass bequem.
»Einhundert, sagen Sie. Ganz egal, was Sie von mir erfahren.«
Sebastian nickte. »Sie wollten Informationen verkaufen. Ich bin bereit, dafür zu zahlen.«
Der Domino setzte sich. »Ich wollte den Vater dieser Dame nicht nur treffen, um Informationen zu verkaufen. Sondern ebenfalls mein Schweigen. Für einhundert bin ich bereit, es als Zugabe zu geben.«
22
Sebastian überraschte die Anspielung auf Erpressung nicht besonders. Doch Audrianna sah aus, als ob man sie geohrfeigt hätte.
Er konnte sehen, wie sich Widerspruch formte. Er warf ihr einen Blick zu, der sie davor warnte, ihn auszusprechen.
»Warum sollte Ihr Schweigen für Kelmsleigh wertvoll sein?«, fragte er. »Und auch wenn ich verstehe, dass Sie uns nicht Ihren richtigen Namen geben wollen, würde ich Sie gerne nicht mehr Domino nennen müssen. Dadurch fühle ich mich, als wäre ich Teil einer Posse.«
»Sie können mich Frans nennen. Dieser Name ist so gut wie jeder andere.«
»Ich wünschte, dass Sie von Anfang an Frans benutzt hätten«, warf Audrianna ein. »Wieso Domino?«
»Um darauf hinzudeuten, warum ich dieses Treffen wollte, Madame. Es ist ein bekanntes Kinderspiel. Erst werden die Dominosteine in langen Reihen aufgestellt, und dann … « Er tippte mit seinem Finger gegen Luft. Mit dem ersten begann eine unsichtbare Reihe von Dominos zu fallen. »Ich hatte erwartet, dass die anderen Beteiligten Ihrem Vater dabei helfen würden, Geld für mich aufzutreiben, weil seine Bloßstellung sie ebenfalls bedrohen würde.« Er deutete auf Sebastian. »Als ich im Two Swords diese Pistole in seinen Händen sah, dachte ich, dass man entschieden hatte, mich auf andere Art zum Schweigen zu bringen.«
Er setzte seinen breitkrempigen Hut ab. Sein rotes Haar glänzte in der Sonne. »Dann bin ich jetzt also nur noch Frans. Noch viel weniger wichtig als meine Identität ist meine Profession. Ich übe einen Beruf aus, der von Regierungen und Zollbehörden nicht gerne gesehen wird, aber mein Handel füllt die Geldbeutel aller Beteiligten.«
»Sie sind also ein Schmuggler«, sagte Sebastian.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Wie bei jedem Handel ist es überaus profitabel, wenn ein Schiff in beide Richtungen Fracht führt. Wein hinein, Wolle heraus. Ich rühme mich, jedes der mir zur Verfügung stehenden Schiffe höchst effizient zu nutzen.«
»Sie müssen während des Krieges ja ein Vermögen gemacht haben.«
»Krieg ist immer gut fürs Geschäft, aber ja. Napoleon hat ein goldenes Zeitalter eingeleitet. Ich glaube nicht, dass wir so etwas noch einmal erleben werden, bevor ich sterbe. Was es so besonders profitabel gemacht hat, war die Größe der französischen Armee. Sie brauchten so viele Dinge in einer solch großen Menge, und ihren Händlern gelang es nicht, sie alle von freundlich gesinnten Nationen zu bekommen: Stoffe, Nahrung, Eisen.«
»Schießpulver.«
Frans nickte. »Sie können sich meine Freude vorstellen, als ich erfuhr, dass ich französische Luxusgüter nach England bringen und mit Schießpulver wieder abreisen konnte, das ich den Franzosen verkaufen konnte. In beiden Fällen brachte ich die Güter erst nach Hause, damit die Feindesquelle nicht allzu offensichtlich war. Was das Schießpulver angeht, mein Bruder verkaufte es an einen Franzosen, der Freunde in der Armee hatte.« Er seufzte zufrieden. »Wie Fässer voller Gold.«
»Außer dass sie Pulver von minderer Qualität enthielten«, entgegnete Audrianna.
» Madame , ich würde niemals gefälschte Waren anbieten. Ein schlechter Ruf würde mich schnell aus dem Geschäft bringen. Was ich von diesen Gestaden mitnahm, war von hoher Qualität. Es war nach und nach, eine Tasse hier, eine Tasse da, aus Pulverfässern
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