Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
ging sie nicht wieder weg. Wegen dieser Dunkelheit hörte er auf, mit mir zu reden.«
»Also hat er dir nie gesagt, ob er unschuldig ist?«
»Ich glaube, er befürchtete, dass er das nicht war. Sehr früh, schon bevor die Geschichte öffentlich wurde, wusste die Armee davon. Und er verbrachte Wochen damit, mit mir zusammen sein Gedächtnis zu durchforsten, und zu versuchen, sich daran zu erinnern, ob er einen solchen Fehler gemacht hatte. ›Der Fehler muss im Waffenlager geschehen sein‹, sagte er immer wieder. ›Ich lasse kein schlechtes Pulver zum Transport zu.‹«
»Also hat er es abgestritten.« Audriannas Herz wurde bei diesem kleinen Beweis ein wenig leichter. Mama beschrieb keinen schuldigen Mann, der Angst hatte, bei einem Verbrechen ertappt zu werden, sondern einen ehrlichen, der sich mit der Frage verrückt machte, ob er einen Fehler begangen hatte.
»Er war sich selbst nicht sicher, Audrianna. Die Sorge ging nicht fort. Die Schwermut kam und blieb.«
»Er wurde gehetzt und entehrt. Natürlich machte ihn das schwermütig. Du glaubst doch auch, dass er mit all dem nichts zu tun hatte, oder?«, fragte Audrianna leise.
Sie wartete darauf, dass ihre Mutter in die alte Verteidigung ihres Vaters mit einstimmen würde. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Die Schwere in ihrer Brust wurde immer schmerzhafter und sie rang verzweifelt nach Fassung, während sich die Stille zwischen ihnen ausdehnte.
»Das glaubst du doch, oder, Mama?«
Die Augen ihrer Mutter begannen leer zu werden, als ob sie in ihren Geist und ihr Herz blicken würde, um nachzusehen, woran sie glaubte. Dann kehrte ihr Blick zu dem einer Mutter zurück, die ihre Tochter ansieht.
»Natürlich glaube ich das. Ich bin schließlich seine Frau.«
»Das hättest du nicht tun sollen«, sagte Daphne, während sie mit einem Rechen die Erde um einen Rosenbusch lockerte. »Was hast du dir dabei gedacht, Celia?«
»Sie hat gesagt, dass es funktioniert hat«, erwiderte Celia von der anderen Seite des Busches, wo sie Zweige zurückschnitt. »Du schuldest mir zehn Pfund, Audrianna, so viel, wie ich meiner Mutter gegeben habe.«
»Deine Mutter hat diesen Bordellen zehn Pfund dafür gezahlt, für mich nach dem Domino Ausschau zu halten?«
»Ich weiß nicht, was sie ihnen genau gezahlt hat. Das ist es, was sie haben möchte.«
Daphne hörte mit der Arbeit auf und betrachtete Celias Gesicht, welches von ihrer Strohhaube eingerahmt wurde. Audrianna vermutete, dass Daphne dasselbe dachte, was Audrianna gerade in den Sinn kam.
»Woher hast du diese zehn Pfund gehabt, Celia«, erkundigte sich Daphne.
Celias Aufmerksamkeit war auf den Stamm des Busches gerichtet.
»Ich hoffe, dass du es dir nicht geliehen hast«, sagte Daphne. »Du kennst die Regeln. Wir verschulden uns nicht.«
Celia seufzte dramatisch. »Man kann sich bei seiner eigenen Mutter nicht verschulden. Sie hat bezahlt und ich zahle es ihr zurück. Sie war so glücklich, von mir zu hören, dass es ihr überhaupt nichts ausgemacht hat.«
Sie widmeten sich wieder dem Gärtnern. Audrianna hatte diesen herrlichen Tag für ihren Besuch gewählt, weil sie wusste, dass er mit solcher Arbeit gefüllt sein würde. Sie trug alte Stiefeletten und ein einfaches Kleid. Bei ihrer Ankunft lieh sie sich noch eine Schürze.
Sie brauchte heute die Gesellschaft ihrer Freunde, während sie immer noch über das gestrige Gespräch mit ihrer Mutter nachdachte. Sie hatte sich eingeredet, nur wegen der Wahrheit zu ihr gegangen zu sein, aber eigentlich ging es nur darum, ihre eigene Sicherheit wieder zu bekräftigen. Doch jetzt vermutete Audrianna, trotz der pflichtbewussten abschließenden Beteuerung ihrer Mutter, dass sie die einzige Person war, die jemals an die Unschuld von Horatio Kelmsleigh geglaubt hatte.
Nun war sich selbst diese eine Verteidigerin nicht mehr sicher. Ganz im Gegenteil, so sehr sie es auch wollte. Noch konnte sie das Dilemma in ihrem Herzen auflösen, indem sie seine Schuld akzeptierte.
Zumindest war ein anderer Teil ihres Herzens nicht mehr verwirrt. Darin fand sie großen Trost.
Die Sonne schien sehr warm und sie widmeten sich, geschützt durch Hauben und Handschuhe, der Arbeit an den Beeten. Eine dicke Reihe großer Tulpen flankierte das Rosenbeet, welches sie zurückschnitten und jäteten. Ihre samtigen Kelche waren von der überbordenden Fülle, die Blumen zeigten, kurz bevor die Blütenblätter zu welken begannen und abfielen.
Sie konnte Lizzie durch das Glas des Gewächshauses sehen, wo
Weitere Kostenlose Bücher