Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
und alle drei lachten herzlich.
»Hättest du?«, fragte Sebastian. »Es wirklich gern gesehen, meine ich?«
Wittonburys Freude erstarb. Die beiden Brüder sahen einander auf eine Weise an, die Audrianna das Gefühl gab, sie wäre gerade in einen Streit hineingeplatzt.
»Ich habe gefragt, weil du dich vor jeder Bemühung drückst, die eines Tages dazu beitragen könnte, es tatsächlich zu sehen. Die Ärzte sagen, dass du selbst versuchen musst zu stehen, denn sonst wirst du das niemals tun. Und dennoch weigerst du dich.«
»Wenn ich stehen könnte, würde ich. Ich kann es nicht, also tue ich es nicht.«
»Aber so geht es nicht. Dir wurde doch erklärt, dass die Muskeln gestärkt werden müssen, wenn sie jemals wieder funktionieren sollen.«
»Du wirst langsam so nervtötend wie unsere Mutter. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht mehr herkommen soll, außer ich lade sie dazu ein. Ich hätte deinen Rat schon vor Monaten annehmen sollen.«
»Ich habe gehört, Kennington und Symes-Wilvert sind ebenfalls verbannt worden. Dann ist jetzt der einzige Gast, der noch willkommen ist, meine Frau, weil sie zu gut ist, um dich wie einen Feigling dastehen zu lassen.«
Audrianna erhob sich, um sich aus einer Unterhaltung zu entfernten, die zu einer sehr privaten geworden war. Doch der Marquess protestierte.
»Nein, er wird gehen, nicht Sie.«
»Ich werde nirgendwo hingehen, bevor du nicht zu stehen versuchst.«
»Dann kannst du hier sitzen, bis zu schwarz wirst.«
Sebastian schlug seine Beine übereinander, als ob ihm das hervorragend passen würde. »Für dich selbst willst du es nicht versuchen, und auch nicht für deine Mutter oder für mich. Würdest du es für Audrianna tun?« Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung. »Wenn sie dich darum bittet, wirst du es dann versuchen?«
Wittonbury warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Frag ihn, Audrianna.«
Wittonbury lachte auf, aber es war ein trauriges, resigniertes Lachen. »Du Mistkerl.«
»Frag ihn. Ich befehle es.«
Sie wünschte, dass er das nicht von ihr verlangen würde. Es war unrecht, ihre Freundschaft mit seinem Bruder auf diese Art zu missbrauchen. Außerdem mochte sie die unausgesprochenen Teile dieser Unterhaltung nicht, die Teile, die sie nicht verstand.
»Würden Sie es versuchen?«, fragte sie leise. »Es wäre wunderbar, wenn Sie diese Zimmer eines Tages verlassen könnten. Ich sorge mich um Sie. Wenn es ein Feuer geben sollte … Wenn es misslingt, ist es nicht weiter schlimm, und Ihre bisherigen Übungen haben ja bereits Wirkung gezeigt.«
Er antwortete nicht. Sie sah, dass er es ihr nicht übelnahm. Sein ganzer Zorn war auf Sebastian gerichtet.
Er legte seine Hände auf die Sessellehne. Dann zwang er seinen Körper ein paar Zentimeter in die Höhe. Doch schließlich konnten seine Arme das Gewicht nicht mehr halten und er sank wieder nach unten.
Sebastian stand auf, ging zu ihm hinüber und steckte seine Arme unter die Achseln seines Bruders. Dann richtete er sich auf und hob den Marquess hoch, bis er aufrecht und mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand. Es geschah alles so schnell, dass Audrianna über die plötzliche Aktivität fast erschrak.
Dann trat Sebastian einen Schritt zurück und ließ seinen Bruder ohne Halt zurück. Der Marquess riss vor Schreck seinen Mund auf. Dann fiel er rückwärts in den Sessel.
»Bist du verrückt?«, brüllte er.
»Sie haben gehalten, verdammt noch mal! Bevor die Beine eingeknickt sind, haben sie kurz gehalten. Sag mir nicht, dass du nicht gespürt hast, wie deine Muskeln erst rebelliert und dann nachgelassen haben.«
Der Marquess schloss die Augen und sammelte sich. Die Wut hörte auf, sein Gesicht zu verzerren. »Es war unziemlich von dir, das in Anwesenheit von Audrianna zu tun.«
»Ich brauchte einen Zeugen, dem du glaubst. Frag sie, ob sie gehalten haben oder nicht.«
Er fragte nicht. Sie wusste, dass ihr Mann recht hatte, und dass sein Bruder sich weigerte, das zu tun, was er tun musste, um sein Leben zurückzugewinnen.
Sie lief zu ihm und küsste ihn auf die Wange. Seine Augen waren immer noch geschlossen, als ob er sich von ihnen und der Wahrheit zurückgezogen hatte.
»Ich sollte jetzt gehen. Ich werde immer kommen und Ihnen von den Bällen der Saison erzählen, so lange und so oft, wie Sie wollen«, sagte sie. »Aber ich gestehe, dass ich noch lieber eines Tages mit Ihnen auf einem tanzen würde.«
Zwei Wochen vergingen, ohne dass Sebastian etwas von Castlefords Anwalt hörte. Das war
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