Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
sie sich mit einem Tablett Setzlinge beschäftigte, die sie herangezüchtet hatte. Schon bald würde sie damit fertig sein und herauskommen, und dann würden sie nicht mehr offen darüber sprechen können. Lizzie wusste immer noch nichts über Celias Mutter.
»Es tut mir leid, dass du von dem, was du von deinem Domino erfahren hast, entmutigt wurdest, Audrianna.« Daphne bearbeitete die Erde weiter mit ihrem Rechen. »Ich weiß, dass du dich entschieden hast, weiter an deinen Vater zu glauben.«
Es war typisch Daphne, ihre Gedanken zu erraten. Audrianna wurde klar, dass Daphne gleichzeitig eine wichtige Lektion über den menschlichen Geist berührte. Trotz aller Instinkte und Emotionen musste man sich letztendlich entscheiden, was man über jemand anderen denken wollte. Vielleicht war der schlimmste Teil einer Desillusionierung das Gefühl, wegen des Glaubens an das Gute ein Narr gewesen zu sein. Vielleicht konnte sie deswegen immer noch nicht den Beweis für seine Schuld akzeptieren.
Die Tür des Gewächshauses öffnete sich. Lizzie trat mit dem Tablett in den Händen heraus. Sie ging zu einem der Blumenkästen für Frühblüher in der Sonne, öffnete ihn, sodass der Deckel zur Seite klappte, und stellte ihr Tablett hinein. Es war an der Zeit, die Gemüsepflanzen abzuhärten, die Mitte Mai ins Beet gepflanzt werden sollten.
Danach gesellte Lizzie sich zu ihnen. Sie sah mit ihrer einfachen fliederfarbenen Haube und dem hellblauen Musselinkleid ausgesprochen zauberhaft aus. Ihre Kopfschmerzen hatten sie seit Wochen nicht mehr geplagt und sie wirkte gesund und frisch.
Audrianna betrachtete ihre Freunde. Der Marquess hatte recht gehabt, denn ein paar junge Ehefrauen hatten in ihrer neuen Welt ihre Nähe gesucht. Sie wurde nach und nach in neue Kreise aufgenommen. Mittlerweile fühlte sie sich sicherer in der Gesellschaft und lachte zuweilen, ohne sich zu fragen, ob es angemessen war.
Doch es würde niemals wie das hier werden. Keine neuen Freunde konnten diese hier jemals ersetzen.
Sie beugte sich vor, um einen störenden Grasklumpen aus dem Beet zu entfernen. »Ich glaube, ich habe mich verliebt.« Es in Worte zu fassen, war für sie gleichermaßen aufregend wie beängstigend. Natürlich konnte sie es nur diesen Frauen erzählen. Sie würde es niemals wagen, eine solche Enthüllung mit jemand anderem zu teilen.
Schweigen breitete sich um sie herum aus, bis nur noch das Zirpen der Vögel und das Rascheln alter Herbstblätter zu hören war. Sie blickte auf und sah drei Augenpaare auf sich gerichtet.
»Oh je«, sagte Lizzie. »Das ist wahrscheinlich unklug.«
»In Anbetracht der nicht besonders vielversprechenden Gründe für diese Verbindung hast du wahrscheinlich recht. Aber so ist es nun mal«, erwiderte Audrianna.
»Nicht unklug. Nicht notwendigerweise«, meinte Daphne.
»Es ist unklug, wenn du im Gegenzug erwartest, dass er dich auch liebt«, erklärte Lizzie. »Denn darum geht es bei einer Ehe nicht. Nicht wirklich. Und sein Name wird in den Skandalblättern immer noch mit diversen Frauen in Verbindung gebracht. Aber wenn du bereit bist, dich auf diesem Gebiet auf eine unausgeglichene Ehe einzulassen, kann das Leben wohl dennoch erträglich sein, nehme ich an.«
»Ich glaube, dass es eine gute Sache ist, sich zu verlieben«, sagte Celia. »Selbst wenn es schmerzt, weißt du wenigstens, dass du nicht tot bist. Also freue ich mich für dich. Ich sage, wirf die Vorsicht über Bord, verliebe dich leidenschaftlich und verliere neun Zehntel deines Herzens!« Entschieden knipste sie einen toten Zweig ab. »Verliere nur nicht gänzlich deinen Kopf und bewahre dir das letzte Zehntel für dich selbst auf. Es ist vollkommen in Ordnung, es uns zu sagen, aber lass es ihn nicht wissen, oder er wird dich zu seiner Sklavin machen.«
Audrianna wünschte sich, niemals von Celias Herkunft erfahren zu haben. Sie konnte nicht anders, als Mrs Northrope herauszuhören, die ihrer Tochter beibrachte, wie die Welt funktionierte. Leider wusste Mrs Northrope als Frau, die den Ehemännern anderer Frauen als Geliebte diente, wahrscheinlich Dinge über Männer, von denen nur wenige Frauen erfuhren.
»Ich fühle mich sehr alt«, sagte Daphne mit einem kleinen Lachen. »Oder sehr jung. Ich bin nicht sicher, was von beidem. Aber offenbar bin ich die Einzige, die es wunderschön findet, dass du dich verliebt hast, Audrianna. Besonders da du guten Grund dazu hattest, es nicht zu tun. Es spricht wahrscheinlich die Optimistin in mir
Weitere Kostenlose Bücher