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Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Rendezvous (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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war möglicherweise richtig. Audrianna hatte das Lied komponiert, nachdem Roger sie wegen Papas Schande verlassen hatte und sie am Boden zerstört war. Tränen hatten ihr die Sicht verschleiert, während sie die Melodie ausgearbeitet hatte.
    Daphne öffnete einen Schrank und betrachte seinen Inhalt. »Ich denke, dass Mrs Hill die Reste dieses Schinkens morgen zum Abendessen servieren will, also stehlen wir den besser nicht. Mal sehen, was wir sonst stibitzen können.«
    »Ein wenig Käse und Brot würden mir schon reichen.«
    »Bist du sicher? Du bist doch weit gereist heute … «
    »Brot und Käse reichen vollkommen aus.«
    Daphne stellte das Essen vor sie auf den Tisch, dann setzte sie sich Audrianna gegenüber. »Bist du nach London gefahren, um deine Mutter zu besuchen?«
    »Du weißt, dass ich sie nur zu abgesprochenen Terminen besuche und das fast immer sonntags.«
    »Ich weiß gar nichts, rein gar nichts über deine Unternehmung. Du hast kein Wort der Erklärung hinterlassen, keine Mitteilung. Wenn Lizzie nicht gemerkt hätte, dass deine Reisetasche fort ist, hätte ich angenommen, dass du in den Fluss gefallen bist.«
    Also würde Daphne sie jetzt doch schelten. Es war rücksichtslos gewesen, ohne ein Wort zu gehen, aber dieses eine Wort hätte unweigerlich zu mehr Worten geführt, als Audrianna lieb war.
    »Ich möchte dich an deine Hausregeln erinnern, Daphne. An erster Stelle steht, dass wir nicht in der Vorgeschichte oder dem Leben der anderen herumschnüffeln.«
    Dieser Haushalt, der sich aus alleinstehenden und unabhängigen Frauen zusammensetzte, bewahrte dank Daphnes Regeln Höflichkeit und spendete Sicherheit. Wie der Kodex eines Klosters lenkten diese Grundsätze ihr Verhalten und half ihnen, die Art von Gezänk zu vermeiden, das in solch einer Umgebung leicht aufkommen konnte. Als Audrianna hier ankam, hatte sie die Regeln ein wenig albern gefunden, aber schon bald lernte sie ihre Weisheit zu schätzen.
    »Du hast recht. Es ist ein guter Teil der Regel. Ein wesentlicher Teil«, sagte Daphne. »Doch er hält uns nicht davon ab, uns umeinander zu sorgen wie Schwestern. Und darum enthält die Regel außerdem die Anweisung, dass wir einander informieren, wenn wir länger fort sind, damit die anderen sich nicht sorgen müssen.«
    Es war trotz dieser Worte keine Standpauke. Ihre Stimme war viel zu weich dazu. Es lag Besorgnis darin und sanfte Anteilnahme und vielleicht auch ein wenig Gekränktheit, als ob Audriannas Heimlichtuerei einen Mangel an Vertrauen bedeutete.
    Audrianna hielt ihren Blick fest auf ihr Abendbrot gerichtet. Sie wagte es nicht, Daphne anzusehen. Ihre Cousine besaß eine weltliche Weisheit, die zu einer Frau, die noch keine dreißig war, nicht so recht passen wollte. Audrianna bezweifelte, dass sie ihre Entmutigung verbergen konnte, wenn sie Daphne in die Augen sah.
    Eine weiße Hand berührte sanft Audriannas Arm. »Hast du einen Mann besucht?«
    Das brachte Audrianna schließlich doch dazu, aufzublicken. Nicht nur, dass die Frage sie überraschte, sondern ebenso die ernsthafte Art, wie Daphne sie gestellt hatte. Sie sprach, als ob es für Audrianna normal gewesen wäre, die letzte Nacht mit einem Mann verbracht zu haben.
    Was sie, um ehrlich zu sein, ja auch getan hatte.
    Als ihr das klar wurde, spürte sie, wie ihr heißes Blut in die Wangen schoss.
    »Ich will mich weder in dein Leben noch in deinen Zustand der Tugendhaftigkeit einmischen«, sagte Daphne, die so tat, als würde sie weder die geröteten Wangen noch Audriannas Bestürzung bemerken. »Tatsächlich frage ich mich, ob Tugendhaftigkeit, so gesehen, überhaupt so hoch angesehen werden sollte. Es ist nur … «
    »Nur was?«
    »Ich weiß, dass du immer noch betrauerst, was zwischen dir und Roger vorgefallen ist, und dass du diese Enttäuschung noch nicht überwunden hast«, sagte sie sanft. »Wenn du einen Mann besucht hast, besorgt mich das nicht so sehr wie dein Grund dafür, es zu tun. Ich hoffe, dass dich der Kummer nicht leichtsinnig gemacht hat. Dich werden weder Glück noch Vergnügen erwarten, wenn du dich aus Verbitterung, Groll oder Auflehnung in eine Affäre stürzt.«
    »Ich versichere dir, dass ich mich in keinerlei Affäre gestürzt habe, egal aus welchen Gründen. Ich bin dankbar für meinen Platz in deinem Zuhause, teure Cousine. Dankbarer, als du jemals wissen wirst. Ich war in diesen zwei Tagen in einer persönlichen Angelegenheit fort, aber keiner des Herzens. Ich bitte dich darum, dass du mir

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