Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Theater gewesen sein. Er scheint es überlebt zu haben. Muss aber trotzdem das Thema des Tages dort gewesen sein.«
»Was liest du denn da?«
Morgan errötete. »Eines von Mutters Skandalblättern.«
»Aus Brighton?«
»London.«
Verdammt! Sir Edwin hatte recht gehabt! Der Klatsch war wahrscheinlich noch vor seinen beiden Opfern in der Stadt angekommen. Doch offenbar standen noch keine Namen in diesem Skandalblättchen.
Noch nicht.
Das Ritual endete um elf Uhr. Sebastian verabschiedete sich und kehrte in seine eigenen Gemächer zurück. Sein Kammerdiener begrüßte ihn mit einem versiegelten Umschlag in der Hand.
»Die Angaben waren nicht präzise genug, Sir.«
Sebastian nahm den Brief in Empfang. Er hatte ihn an Miss Kelmsleigh geschrieben und von einem Boten zum Haus ihres Vaters bringen lassen. »Leben sie nicht mehr dort?«
»Mrs Kelmsleigh und Miss Sarah Kelmsleigh schon. Doch Audrianna Kelmsleigh nicht mehr. Der Diener fragte nach und erfuhr, dass sie sich in Middlesex in der Nähe des Dorfes Cumberworth niedergelassen hätte.«
Sebastian nahm den Brief in sein Ankleidezimmer mit. Er öffnete eine Schublade und warf einen Blick auf die Pistole, die er aus dem Two Swords mitgenommen hatte. Sein Versuch, eine diskrete Rückgabe zu arrangieren, war umsonst gewesen.
Er könnte den Diener nach Cumberworth schicken. Wenn sich Miss Kelmsleigh dorthin zurückgezogen hatte, sollten ein paar Erkundigungen reichen, um sie ausfindig zu machen. Er könnte die Pistole einpacken, sie ebenfalls dem Diener geben und die Sache vergessen.
Er sah die Pistole in einer sanften, weiblichen Hand. Er sah die grünen Augen der Dame zuerst intelligent glitzern, dann vor Faszination und Leidenschaft funkeln, um schließlich von Schwermut getrübt zu sein. Er dachte daran, wie sie durch den Gasthof zur Kutsche ging und so tat, als würde sie nicht bemerken, wie die anderen Gäste sie anstarrten und flüsterten.
Er wies seinen Kammerdiener an, sein Pferd satteln zu lassen.
5
Cumberworth blieb ein ländliches Dorf, doch London rückte jedes Jahr näher. Das Dorf war bereits in das Umland der Stadt gerückt, als eines von vielen kleinen Städtchen der Grafschaft Middlesex. Hier mischten sich Neuankömmlinge mit Alteingesessenen, während Bauernhöfe in die Ländereien der reichen Familien aus der großen Stadt integriert wurden.
Daher erregte Sebastians Ankunft keine große Aufmerksamkeit. Er ritt die Hauptstraße entlang, an Läden in alten Fachwerkhäusern und Steingebäuden vorbei, die eng aneinandergereiht waren. Er suchte nach einem Gasthof.
Das Baron’s Board war um zwei Uhr nachmittags nicht gerade überlaufen, und Sebastian erhielt schnell sein Bier. Er trank es im Stehen und ließ die neugierige Musterung durch den Wirt über sich ergehen.
»Feuchtes Wetter in der Stadt?«, fragte der Mann, während er ein paar Krüge abtrocknete.
»Ganz fürchterlich«, antwortete Sebastian.
»Unterwegs zu einem trockeneren Plätzchen?«
»Nein, ich bin hier, weil ich in einer geschäftlichen Angelegenheit nach jemandem suche. Vielleicht kennen Sie sie: Miss Kelmsleigh.«
Der Wirt schmunzelte. »Ich kenne sie und ihre Freunde. Jeder in Cumberworth weiß über Mrs Joyes’ Hausgäste Bescheid.«
»Ist das so? Soweit ich weiß, ist Miss Kelmsleigh eine Cousine, kein Hausgast.«
»Schwer zu sagen, wie man diese Damen nennen soll, oder? Die übrigen sind keine Verwandten. Denke ich zumindest nicht. Nur eine Gruppe von Frauen, die zu Besuch kamen und niemals wieder gingen.«
»Lebt Mrs Joyes im Dorf?«
»Sie hat ein Anwesen in der Nähe. Ein hübsches Haus und ein gutes Stück Land. Sie züchtet dort in einem großen Treibhaus Pflanzen und verkauft sie in London an extravagante Blumenläden. Ihr Haus ist ein gutes Stück von der Straße entfernt, also dort, wo man sie verlassen muss, steht ein Schild. The Rarest Blooms , so nennt sie ihr Geschäft.« Er gluckste. »Sind eigentlich ganz nett, die Damen. Bleiben meistens unter sich. Kein Grund, etwas Anrüchiges zu vermuten, aber die Leute reden nun mal gern, nicht wahr?«
Zweifellos. Sebastian trank sein Bier aus und bat um eine Wegbeschreibung zu diesem Schild.
Fünfzehn Minuten später bog er in den privaten Weg ein, der zu Mrs Joyes’ Anwesen führte.
Es war ein gutes, solides Gebäude von der Art, die man überall in England finden konnte. Das Haus aus glatten grauen Steinen war für ein Cottage zu groß, aber zu klein, um als Herrenhaus durchzugehen. Seine zwei
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