Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
weiteres Rendezvous arrangiert.«
»Sie wurden bereits mit mir gesehen. Unser Treffen wird in einer Stunde in ganz Mayfair bekannt sein.«
»Oh, das ist ja wunderbar. Vielen Dank auch.«
»Ach, kommen Sie, der Skandal kann kaum noch schlimmer werden. Außerdem war unsere Begegnung heute ein glücklicher Zufall.«
»Nun, für mich war es eher ein unglückliches Missgeschick. Und jetzt gehen Sie, meine Cousine wartet auf mich.«
Doch so leicht ließ er sich nicht abschütteln. Während sie weitermarschierte, hörte sie seine Schritte neben sich.
»Erlauben Sie mir zu erklären, warum es ein glücklicher Zufall ist, Miss Kelmsleigh. Mein Bruder hat ein Interesse an Ihrer Situation zum Ausdruck gebracht. Er würde Sie gerne treffen. Ich hatte vor, Ihnen und Ihrer Mutter Einladungen zu schicken.«
»Meiner Mutter!«
»Natürlich. Doch da ich Sie bereits heute in der Stadt antreffe, könnte ich Sie direkt zu ihm bringen, wenn Ihnen das passt.«
»Was für ein Interesse sollte Ihr Bruder daran haben, mich zu treffen?« Sie stellte sich vor, unter dem prüfenden Blick eines Marquess’ zu sitzen, der gute Gründe hatte, das, was er sah, nicht zu mögen.
»Ich glaube, er will Ihnen sein Beileid über diesen grausamen Klatsch ausdrücken. In dieser Hinsicht ist er ein sehr mitfühlender Mensch.«
»Ist er nicht zu krank, um Gäste zu empfangen?«
»Aufgrund seiner Kriegsverletzungen sind seine Bewegungen eingeschränkt und seine Konstitution ist schwach. Aber er ist nicht so krank, dass er Gesellschaft nicht vermissen würde.«
Sie schwankte. Es würde sehr unhöflich klingen, den Besuch bei einem ans Haus gefesselten Invaliden abzulehnen, der sein Mitgefühl für ihre missliche Lage ausgedrückt hatte.
»Ah, da ist ja Ihre Cousine. Mrs Joyes, ich habe Miss Kelmsleigh gerade eingeladen, meinen Bruder zu besuchen. Ich hoffe, dass Sie es gestatten und sie dabei begleiten, damit sich nicht noch mehr Leute das Maul zerreißen müssen.«
Daphne schien weder überrascht zu sein, ihn zu sehen, als sie aus dem Hutladen getreten war, noch über seine spontane Einladung. »Das ist sehr großzügig, Lord Sebastian. Doch ich habe noch einige Erledigungen auf meiner Liste.«
»Wie schade. Dann wird es doch bis zu dieser anderen Einladung warten müssen, Miss Kelmsleigh.«
Daphne legte neugierig ihren Kopf schief.
»Er hat vor, Mama und mich zusammen einzuladen«, erklärte Audrianna.
Daphnes Augen wurden nur ein klein wenig größer. Zweifellos stellte sie sich Mrs Kelmsleighs Reaktion auf eine solche Einladung vor, und die kühle Atmosphäre eines solchen Besuchs, sollte sie sich dazu entschließen, die Einladung anzunehmen. Wozu sie sich genötigt fühlen würde. Einem Marquess schlug man nichts ab.
»Ich könnte Sie bis zu Ihrem Haus begleiten«, sagte Daphne. »Wenn die Marchioness zu Hause ist, kann niemand die Schicklichkeit eines solchen Arrangements bezweifeln.«
»Hervorragend. Sobald Sie da sind, müssen Sie unsere Kutsche benutzen, um die restlichen Besorgungen zu erledigen. Ich werde unseren Diener anweisen, Sie beide nach Hause bringen zu lassen.«
Wittonbury House war eine Villa auf der Park Lane mit Blick auf den Hyde Park, eingerahmt von anderen Herrenhäusern angesehener Familien. Die Fassade war von einer zurückhaltenden Extravaganz, die darauf schließen ließ, dass das Gebäude im letzten Jahrhundert erbaut worden war. Audrianna blickte die sechs Stockwerke hinauf, wo ein großer verschnörkelter Giebel auf dem Sims saß und die Art unterstrich, wie das Haus in der Mitte leicht nach vorne ragte.
Sie hatte niemals zuvor ein so großes Haus besucht. Roger hatte zwar ein paar Beziehungen in die gute Gesellschaft, aber da er nach ihrer Verlobung die meiste Zeit bei der Armee gewesen war, hatte sie die die Einladungen zu ihren Bällen oder Abendgesellschaften nie besonders genossen.
Sie verabschiedeten Daphne in der Kutsche und gingen zur Tür. Sobald sie das Anwesen betreten hatten, sprach Lord Sebastian erst vertraulich mit dem Butler, dann lud er sie ein, ihm ins Wohnzimmer zu folgen.
»Wir werden zu meinem Bruder gehen müssen. Er verlässt seine Gemächer nicht«, erklärte er, während sie die Stufen hinaufstiegen. »Ich hoffe, dass Ihnen das nichts ausmacht.«
»Ich hoffe, dass ich niemals so penibel mit der Etikette sein werde, um einen Invaliden dazu zu nötigen, trotz seiner Schwierigkeiten zu mir zu kommen.«
Sie sah sich im Wohnzimmer um. Der Raum funkelte nur so vor kostbaren Stoffen
Weitere Kostenlose Bücher