Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
waren, sollten sie besser noch nicht beruhigt schlafen«, meinte Morgan. »Mein Bruder kann in der Ausübung seiner Pflicht äußerst hartnäckig sein.«
»Natürlich. Ich wollte damit selbstverständlich auch nicht unterstellen, dass er seine Pflicht nicht tut«, erwiderte Symes-Wilvert schnell, während seine Wangen knallrot wurden. »Ich dachte nur, dass es seine Braut wahrscheinlich nicht besonders schätzt, wenn all das wieder ausgegraben wird … «
Typisch Symes-Wilvert, nicht zu begreifen, dass Sebastian durch die Heirat mit Miss Kelmsleigh praktisch dazu gezwungen wurde, eben jene von Morgan erwähnte Hartnäckigkeit auszuüben. Wenn er seine Untersuchung jetzt einstellte, gab er im Grunde genommen zu, dass diese Zeichnungen seinen Charakter recht gut eingefangen hatten.
Er bemerkte Morgans ernsten Gesichtsausdruck, nachdem die Unterhaltung nun auf das Schießpulver gekommen war. So war es immer gewesen. Seit die ersten Berichte über dieses Massaker London erreicht hatten, war Morgans Interesse an der Angelegenheit groß gewesen. Einmal hatte er sogar seine Fassung verloren, als er über die Schrecken sprach, denen diese Soldaten aufgrund von Nachlässigkeit oder Schlimmerem ausgesetzt waren. Morgans Zuneigung zu Audrianna würde nichts daran ändern.
»Miss Kelmsleigh kennt meine Ansichten und Ziele«, sagte Sebastian. »Aber ich bin dankbar für deine Besorgnis über mein eheliches Glück.«
»Ich denke, Summerhays hat vor, die Harmonie auf andere Weise aufrechtzuerhalten.« Kennington gluckste über seine eigene Anspielung. Doch wie üblich wollte Kennington nicht riskieren, dass andere seine offensichtliche Anzüglichkeit verpasst haben könnten. »Es ist an der Zeit, die ganze Übung mal für etwas Gutes einzusetzen, was, Summerhays? Dann wird es deiner Dame schon egal sein, was du in dieser anderen Angelegenheit unternimmst.«
Symes-Wilvert prustete. Morgan lächelte seinen treuen, dummen Freund vergebend an. Sebastian lachte höflich und warf einen heimlichen Blick auf seine Taschenuhr.
»Ich glaube, wir haben es übertrieben«, sagte Audrianna.
»Übertrieben? Wohl kaum.« Das sanfte, blasse Gesicht ihrer Mutter und die neue spitzenbesetzte Haube hingen über dem neuen roten Promenadenkleid, das sie vor sich hielt. Es würde, wie der Großteil ihrer neuen Garderobe, erst ab April getragen werden, wenn die Trauerzeit vorbei war, aber ihr war die Vorfreude auf diesen Tag ins Gesicht geschrieben. »Und warum sollten wir es nicht übertreiben? Selbst wenn dem so wäre, was es nicht ist. Es braucht schon mehr als eine neue Garderobe, um uns für all das zu entschädigen, was geschehen ist.«
»Viel mehr«, sagte Sarah. Dann kicherte sie. »Nämlich mindestens zwei oder drei neue Garderoben.«
Mama musste ein Lachen unterdrücken. Sie legte das Kleid hin und wählte eine Abendrobe aus dunkelbrauner Seide aus. »Was hältst du davon, Daphne? Ich habe ewig über diese Rollios am Saum nachgedacht. Denkst du, ich habe eine gute Entscheidung getroffen?«
Daphne lobte das Kleid. Sie sah dem Schauspiel von einem Sessel aus zu. Sie war von Mama dazu eingeladen worden, die Ausbeute zu begutachten.
Deren Umfang erstaunte Audrianna, auch wenn sie wusste, dass sie bei der Auswahl geholfen hatte. Hauben und Hüte, Schals und Ridiküle hingen an Stühlen und bedeckten einen Tisch. Kleider waren ausgepackt und auf dem Sofa gestapelt worden, aber viele weitere harrten in ihren Musselinhüllen noch der Inspektion.
»Ich wünschte, dass Lizzie dich heute begleitet hätte«, schmollte Sarah, während sie ein Abendbarett aufsetzte, das mit Straußenfedern geschmückt war. »Sie hat einen so auserlesenen Geschmack, und ich habe sie recht lieb gewonnen.«
»Ihre Kopfschmerzen sind jetzt, wo die Tage wieder länger werden, zurückgekehrt«, erklärte Daphne. »Der Arzt sagt, dass sie es aushalten und sich ausruhen muss, wenn sie nicht ständig zu Laudanum greifen will. Aber ich werde ihr eine detaillierte Beschreibung von jedem einzelnen Kleidungsstück geben.«
»Zeig Daphne das aus rosafarbenem Satin, Audrianna«, sagte Mama. »Das war eine wirkliche Buße für Lord Sebastian.«
Audrianna hielt ihr neues Kleid hoch, damit Daphne es sehen konnte. »Weißt du, Mama, so gesehen werde ich es sein, die für all diese Pracht büßen müssen wird.«
Das Gesicht ihrer Mutter wurde zu einer Maske der Zärtlichkeit. Sie eilte an Audriannas Seite, umarmte und küsste sie. »Allerdings, meine Liebe, allerdings. Es ist so
Weitere Kostenlose Bücher