Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
tapfer von dir, aber du warst schon immer die Stärkste von uns. Abgesehen von seiner Position hätte ich diese Heirat niemals gestattet, selbst nachdem er dich auf so unverzeihliche Weise missbraucht hat. Aber er gehört zu einer der besten Familien und deine Aussichten werden durch ihn so ungemein verbessert, ganz egal wie abscheulich die ehelichen Pflichten sein werden.«
Diese kleine Ansprache ließ Audrianna erröten, aber nicht aus den Gründen, die ihre Mutter annehmen würde. »Ich meinte, dass ich dafür büßen werde, weil all die Rechnungen kurz nach unserer Hochzeit eintreffen werden.«
»Ich würde mir keine Sorgen machen«, sagte Daphne. »Ich bezweifle, dass Lord Sebastian überrascht sein wird oder die Summe auch nur annähernd so hoch findet, wie wir es tun.«
»Siehst du, Daphne ist ebenfalls der Meinung, dass wir es nicht übertreiben«, sagte Mama, auch wenn Daphne so etwas ganz und gar nicht gesagt hatte. »Oh, habe ich es dir schon erzählt? Ich habe einen Brief von meinem Bruder Rupert erhalten. Er ist überglücklich über die Verlobung und wird in die Stadt reisen, um an der Trauung teilzunehmen. Wie es scheint, Audrianna, hat er durch dich diese Entfremdung überwunden, genauso wie du uns mit deinem Opfer so viel Glück gebracht hast.«
Daphnes Mimik veränderte sich nicht im Geringsten. Dennoch meinte Audrianna bei der Erwähnung von Onkel Rupert zu erkennen, wie Daphnes Gesicht einen kühlen Ausdruck annahm. Für sie lag keine Freude darin, ihn bei der Hochzeit wiederzusehen. Schließlich hatte Onkel Rupert Daphne sich selbst überlassen, als sein und Mutters Bruder, Daphnes Vater, gestorben war.
Audrianna legte ihr neues rosafarbenes Seidenkleid beiseite. »Hast du genug gesehen? Dann können Mama und Sarah dieses Spiel zusammen weiterspielen, während wir eine Runde auf dem Platz spazieren gehen, wenn du möchtest.«
Daphne war einverstanden. Angetan mit Hauben und Übermänteln entflohen sie.
»Ich habe Mama viel besser ertragen, als ich noch nicht wusste, wie es ohne sie ist«, sagte Audrianna, während sie die Straße entlanggingen. Sie hakte sich bei Daphne unter. »Ich vermisse euch alle so.«
Kaum hatte sie die Verlobung bekanntgegeben, bestand ihre Mutter darauf, dass sie ins Nest zurückkehrte. Du musst aus deinem Zuhause heraus verheiratet werden. Es würde die Vorbereitungen erschweren, wenn du auf dem Land wohnst.
Doch hier zu sein bot wenig echten Vorteil. Man brauchte von hier nach Mayfair fast genauso lange wie von Cumberworth aus. Mama hatte es nie gemocht, so weit weg von den schicken westlichen Nachbarschaften entfernt zu leben, aber das Haus, dass sie hier mieteten, war für Papas Arbeit im Tower sehr praktisch gewesen.
»Sie will dich nur die letzten Tage lang bei sich haben. Du wirst schon bald deinem Käfig entfliehen«, erwiderte Daphne.
»Aber ich fliege von einem Käfig in den nächsten. Ich denke, ich werde meine Monate bei dir als die glücklichsten und freiesten in Erinnerung behalten, die ich jemals gekannt habe.«
Daphne drückte ihre Hand. »Wir werden immer für dich da sein. Du musst uns oft besuchen kommen.«
»Werdet ihr alle am Samstag bei mir sein? Es wird mir Mut machen, wenn ihr es tut.«
»Ich werde da sein und Celia, denke ich auch.«
»Lizzie?«
»Ich würde nicht darauf zählen. Diese Kopfschmerzen sind einfach zu launenhaft.«
Sie erreichten Bedford Square mit seinen hübschen kleinen Stadthäusern, die zu jeder Seite aneinandergereiht waren. Sie und Roger waren hier gerne entlang spaziert, bevor er in den Krieg gezogen war. Nach ihrer Verlobung sprach er davon, eines dieser Häuser zu mieten, sobald sie verheiratet waren. Während er fort war, verbrachte sie Stunden damit, sich in einem von ihnen vorzustellen. Der Platz weckte viele Erinnerungen, die sie monatelang gemieden hatte, nachdem sie Roger von seinem Eheversprechen entbunden hatte.
Sie betraten den Park und schlenderten zwischen seinen kahlen Bäumen, den Hecken und dem Efeu umher.
»Macht es dir sehr viel aus, dass Onkel Rupert und Tante Clara bei meiner Hochzeit da sein werden?«, fragte Audrianna.
»Warum sollte es mir etwas ausmachen? Ihre kürzlichen Kränkungen eurer Familie gegenüber sind wohl wichtiger als die alten, die sie mir entgegengebracht haben.«
Diese kürzlichen Kränkungen waren nicht gerade klein gewesen und Audrianna machte es etwas aus, dass sie ihrem Onkel einfach so durchgelassen werden sollten. Nach Papas Tod hatte Onkel Rupert nichts
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