Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
wurde gesagt, du hattest eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter?«
»Wir hatten eine Meinungsverschiedenheit, keine Auseinandersetzung. Ich war nicht unhöflich.«
»Aber du hast dich ihren Wünschen widersetzt, sagt sie. Ihren Rat abgelehnt.«
»Ja.«
Er blätterte noch ein wenig durch die Papiere, schob den Stapel dann beiseite und schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit. Er streckte den Arm nach ihr aus und betrachtete sie. »Ist das eines der Kleider?«
Er hatte also eine vollständige Beschreibung der Szene bekommen. Ihr gefiel seine Inspektion nicht. Wenn er ihr sagte, dass sie dieses Lieblingsensemble weggeben sollte, um sich den modischen Launen seiner Mutter zu unterwerfen, könnte es in diesem Haus tatsächlich noch zu einer Auseinandersetzung kommen.
»Ich bin kein Experte, aber dieses Kleid und die anderen erscheinen mir vollkommen in Ordnung zu sein«, sagte er. »Sie wird ständig versuchen, dir zu sagen, was du tun sollst. So ist sie nun mal. Bei manchen Dingen kann sie eine Hilfe sein, wenn du sie annehmen willst. Beurteile selbst. Zeige ihr den Respekt, den sie verdient, aber ich bin die einzige Person in diesem Haus, die deinen Gehorsam verlangen kann.«
Er hatte sie so sehr überrascht, dass sie ihn spontan umarmte. Sie reckte sich und drückte einen Kuss auf seine Lippen.
Seine Arme schlossen sich um sie. Er sah zu ihr herab, halb amüsiert und ernst. Dann ließ er sie los und nahm seine Papiere. »Vielleicht sollte ich meiner Mutter sagen, dass sie mehr mit dir streiten soll.«
»Ich hoffe, das tust du nicht! Warum solltest du?«
»Wenn ich den Ausgang des Stückes erleben will, braucht es vielleicht den ersten Akt.«
Sie lachte. »Es war nur ein Kuss. Die kannst du haben, wann immer du willst.«
Er schenkte ihr ein seltsames Lächeln und wandte sich wieder seinen Dokumenten zu. »Ja, das stimmt wohl. Wann immer ich will.«
Sobald Sebastian das Haus verlassen hatte, bestellte der Marquess sie zu sich. Sie fand ihn in der Bibliothek vor, im selben Sessel, in dem sie ihn immer sah. Bei ihrer Ankunft klappte er ein Buch zu.
»Es wurde mir zugetragen, dass es eine Auseinandersetzung gegeben hat.«
Lady Wittonbury musste einen äußerst dramatischen Bericht geliefert haben, wenn sich beide Brüder genötigt sahen, mit ihr zu sprechen. »Ich versichere Ihnen, dass es nicht mehr als eine Meinungsverschiedenheit war.«
»Mein Bruder sollte mit Ihnen in Ihr eigenes Haus ziehen. Doch auf meinen Vorschlag wird er nicht hören. Aber wenn Sie ihm sagen, dass Sie hier unglücklich sind, wird er es sich überlegen.«
»Wenn Sie sagen, dass er es nicht tun wird, ändert er seine Meinung nicht, schon gar nicht auf meine Bitte hin.«
»Ich werde deutlich in Ihrem Namen mit ihm sprechen.«
»Bitte tun Sie das nicht. Ich will nicht, dass meine Anwesenheit zum Streitpunkt zwischen Ihnen beiden wird.«
Er seufzte tief und betrachtete das Buch in seinem Schoß. Dann riss er den Kopf hoch, als würde ihm nicht gefallen, in welche Richtung seine Gedanken gewandert waren.
»Er ist überhaupt nur wegen mir hier. Aber er hat jetzt andere Verpflichtungen. Sagen Sie ihm, dass Sie einen eigenen Haushalt bevorzugen würden, wenn dem so ist.«
Sie setzte sich in den Sessel direkt neben seinem. Den, auf dem normalerweise seine Mutter saß. »Und was möchten Sie? Das zählt ebenfalls.«
Sein Gesicht wurde zu einer teilnahmslosen Maske. »Ich habe viele Dinge lernen müssen. In erster Linie, dass fast alles, was ich möchte, nicht mehr länger möglich ist.«
Sein stilles, offenes Geständnis berührte sie. »Müssen Sie das akzeptieren? Haben Sie keine Wahl?«
In seinen Augen blitzte Zorn auf. »Soll ich wegen des grausamen Schicksals toben? Immer wütend sein über meine Schwäche und Nutzlosigkeit? Am Ende dieses Weges liegt der Wahnsinn, teure Schwägerin.«
»Sie sind nicht nutzlos. Das ist nur die Schwermut, die aus Ihnen spricht. Ihr Bruder verlässt sich auf Ihren Rat in seinen Aufgaben, und Ihre Führung in Politik und Finanzen.«
»Hat sie Ihnen das erzählt?« Er sah zu ihr herüber und sah seinem Bruder dabei ähnlicher als jemals zuvor. Seine Augen zeigten mehr Intelligenz und Tiefe, als sie jemals gesehen hatte.
»Ja. Und Ihr Bruder ebenfalls.«
»Nun, hier kommt die Wahrheit. Er braucht meinen Rat nicht. Er ist beträchtlich klüger als ich und viel scharfsinniger. Er bezaubert andere, während ich mich abplage, und er kann sich auf dem höchsten Kliff der Gesellschaft bewegen, ohne
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