Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
nur durch schlechtes Schwarzpulver zu erklären sein konnte.
Ohne sichtbaren Beweis hielten sie sich für unangreifbar. Da das fragliche Schießpulver nicht zur Untersuchung bereitstand, sondern auf einem spanischen Hügel verschüttet worden war, glaubten sie sich sicher.
Andererseits hatten sie rein gar nichts unternommen, um Kelmsleigh zu schützen. Damals richtete sich die Aufmerksamkeit auf ihn, da er die letzte Qualitätskontrolle vor der Auslieferung abgesegnet hatte. Dieser Mangel an Verteidigung für einen der Ihren weckte nur noch mehr Interesse an dieser wahrscheinlichsten Quelle der Nachlässigkeit. Kelmsleighs Vorgesetzte hatten ihn wehrlos und allein gelassen, als sich die Pfeile auf ihn statt auf sie gerichtet hatten.
Sebastian hatte schon lange akzeptiert, dass er von den Angestellten des Munitionsamts nichts erfahren würde und hatte dieses Treffen auch nicht vereinbart. Stattdessen war die Bitte um eine Unterhaltung von Mr Singleton, dem Lagerverwalter gekommen, der Kelmsleighs oberster Vorgesetzter gewesen war.
Er wurde in einen Raum in dem mittelalterlichen Bauwerk geführt. Dieser wirkte so, als ob er nicht oft genutzt wurde. Der Tisch war leer und es waren keine Papiere oder Akten zu sehen. Der Soldat, der ihn dorthin begleitet hatte, verließ ihn und schloss die Tür hinter sich. Sebastian stellte sich vor, wie Gefangene jahrhundertelang dieses Geräusch bei ihrer Einkerkerung gehört haben mussten.
Er sah aus dem kleinen Fenster. Er konnte den Platz sehen, auf dem in vergangenen Zeiten Menschen geköpft worden waren. Der Tower hatte im Laufe der Zeit viele verschiedene Aufgaben erfüllt, aber das war die bekannteste.
Er warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Er hätte Audrianna nicht so schnell abgefertigt, wenn er von dieser Verspätung gewusst hätte. Erinnerungen an diesen Morgen kamen ihm in den Sinn, die Wut seiner Mutter und ihre Tränen, und dann der Gesichtsausdruck seiner Frau, als sie sein Zimmer betreten hatte.
Mit einem Blick hatte er ihre Nervosität gesehen. Sie war in Sorge, dass er sie der Dominanz seiner Mutter unterstellen würde. Als ob er das tun würde. Sie schien sogar Angst davor zu haben, dass er sie schelten oder gar körperlich bestrafen würde.
Oh ja, diese letzte Möglichkeit war in ihren Augen gewesen, und das beunruhigte ihn. Nach all der Leidenschaft und sinnlichen Intimität der letzten Woche kannte sie ihn überhaupt noch nicht.
Und sie war sich nicht darüber bewusst, was zwischen ihnen geschehen oder nicht geschehen war. Ihr freudiger Kuss heute war der erste, den sie ihm aus eigenem Antrieb heraus gegeben hatte. Das war ihr nicht klar gewesen.
Doch ihm schon.
Er konnte sich über Audriannas Bereitschaft oder Verhalten im Bett nicht beschweren. Weder protestierte sie, noch wies sie ihn ab. Sie machte keine Sittsamkeit erforderlich. Sie war leidenschaftlich und liebenswürdig, und das würde sie wahrscheinlich auch sein, wenn es irgendwann neue Anregungen geben würde.
Doch manchmal fragte er sich, ob sie sich, sobald er ging und die Lust abebbte, an den Schreibtisch setzen und notierten würde, wie lange er dagewesen war und wie viel näher sie damit ihren zehn Pflichtstunden gekommen war.
Es war eine Sache, dass sich eine Frau verpflichtet sah, in eine Ehe einzuwilligen. Aber eine ganz andere, wenn diese Frau ihre Zuneigung aus eigenem Antrieb anbot. Audriannas kleine Umarmung und ihr Kuss hatten ihn überrascht und auf schon fast lächerliche Art und Weise erfreut. Die Erinnerung daran tat es immer noch.
Er wäre gerne bei ihr geblieben. Es wäre interessant gewesen zu sehen, was die nächsten zehn Minuten gebracht hätten.
Wenn er Pech hatte, würde sie ihn nun die nächsten fünf Jahre nicht mehr von sich aus küssen.
»Ich bitte um Verzeihung, Sir. Eine wichtige Sicherheitsangelegenheit hat mich davon abgehalten, direkt zu Ihnen zu kommen. Ich hoffe, Sie verstehen, dass die Art unserer Lager solche Eventualitäten hervorrufen kann«, entschuldigte sich Mr Singleton, während er den Raum betrat. Sein gerötetes Gesicht deutete darauf hin, dass er aufrichtig hoffte, Sebastian wäre nicht verärgert.
Das war ein gutes Zeichen und Sebastian machte ihm gerne Mut. »Ich bin neugierig, warum Sie überhaupt um dieses Treffen gebeten haben, Mr Singleton. Ich habe mich ein Jahr lang vergeblich um eines bemüht.«
Der Lagerverwalter nickte. »Auch das tut mir leid, Sir. Ich bin, wie Sie wissen, ein Diener des Staates.«
Es war nicht klar, ob das
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