Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
zu blinzeln oder zu fallen. Ich glaube weder die unentwegte Lüge meiner Mutter darüber, dass er von mir abhängig ist, noch seine eigene Selbsttäuschung darüber. Ich wäre dankbar, wenn Sie sich bemühen würden, sie ebenfalls nicht zu glauben. Es wäre schön, bei jemandem mal nichts vortäuschen zu müssen.«
Seine Ehrlichkeit überraschte sie und schmeichelte ihr. Sein Mangel an Verstellung entwaffnete alle Formalitäten. Sie hatte das Gefühl, mit einem Freund zu sprechen, der ihr gegenüber eine vertrauliche Bemerkung machte.
»Er ist sicherlich ein bewundernswerter Mann«, sagte sie. »Doch er ist auf diesen Klippen nicht unfehlbar. Schließlich musste er mich heiraten.«
Er lächelte über ihren kleinen Witz. »Vielleicht war hier die unsichtbare Hand der Gerechtigkeit am Werke. Aber wie auch immer es dazu kam, ich bin davon überzeugt, dass er es nicht bereuen wird.«
Seine Anerkennung milderte die Schmähungen seiner Mutter. Zumindest eine Person in dieser Familie dachte nicht, dass Sebastian von jemand Unpassendem eingefangen worden war. Durch seine Erwähnung der Gerechtigkeit erwärmte sie sich noch mehr für diesen bescheidenen Mann. Es klang, als ob er glaubte, dass man ihrer Familie Unrecht getan hatte.
»Selbst wenn es so ist, wie Sie sagen, und er Ihren Rat nicht benötigt, werde ich ihn nicht bitten, von hier fortzugehen. Das kann ich nicht.«
Seine Erleichterung zeigte sich deutlicher, als ihm bewusst war. Das rührte ihr Herz. Er fürchtete sich wahrscheinlich davor, die Gesellschaft seines Bruders zu verlieren, genau wie diese Beratungen, auch wenn sie nur vorgetäuscht waren. Er hatte angeboten, ein ehrenvolles Opfer zu bringen, aber sie konnte sehen, wie froh er war, dass sie es nicht angenommen hatte.
Er beugte sich vor und tätschelte ihre Hand. »Sebastian sagte, dass Sie sich unserer Mutter gegenüber schon behaupten können. Dass ich mir keine Sorgen über Ihre Chancen in diesem Spiel machen soll. Ich glaube, dass er vielleicht recht hat.«
Also hielt Sebastian sie, wenn nötig, für eine würdige Gegnerin seiner Mutter. Man könnte sogar sagen, dass er gut von ihr gesprochen hatte. Das hob ihre Stimmung mehr, als sie erwartet hatte.
Sie entdeckte ein Schachbrett auf einem Beistelltisch. »Würden Sie sich gerne ausruhen oder wollen Sie noch ein wenig länger meine Gesellschaft? Es würde mir nichts ausmachen, mich hier zu verstecken, solange Lady Wittonbury vollständig mit ihren Tagesplanungen beschäftigt ist.«
»Es wäre mir ein Vergnügen, Sie noch etwas um mich zu haben. Und Sie können sich jederzeit hier verstecken, wenn Sie es brauchen.«
»Ich könnte mich in einen Feigling verwandeln, wenn ich eine Carte Blanche zum Verstecken bekomme. Daher werde ich Ihr Angebot nur in Anspruch nehmen, wenn es gar nicht anders geht. Aber wenn es eine weitere Auseinandersetzung gibt, gestatten Sie es mir vielleicht, es Ihnen zu erzählen, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Ich will keine von diesen Ehefrauen sein, die sich ständig bei ihrem Ehemann beschwert. Und manchmal hilft es schon, wenn man sich etwas von der Seele sprechen kann.«
»Ich bin immer für Sie da, wenn Sie ein offenes Ohr brauchen.« Er rief nach Dr. Fenwood, damit dieser das Schachbrett näher an ihre Sessel rückte.
Sebastian ritt durch das Tor des Towers. Das Treffen, das nun bevorstand, hatte lange auf sich warten lassen.
Als die Geschichte des Massakers öffentlich wurde, hatte das Munitionsamt getan, was jede Behörde tun würde, wenn sie angriffen wurde. Sie hatte den Kopf in den Sand gesteckt und jegliche Verantwortung abgestritten.
Die Makellosigkeit des Schwarzpulvers war im Krieg entscheidend, und das Munitionsamt brüstete sich mit dem Protokoll, das die korrekte Herstellung und Zusammensetzung des militärischen Schießpulvers sicherstellte. Laut ihm waren zahllose Überprüfungen dafür zuständig, um zu garantieren, dass solche Unfälle nicht geschehen können. Da es nicht geschehen konnte, war es auch nicht geschehen.
Sebastians Gespräche mit den Vertretern des Munitionsamts hatten außer Frustration nie viel ergeben. Sie vertraten den Standpunkt, dass sie die Sache nichts anging, solange es keinen Beweis dafür gab, dass von ihnen getestetes Schwarzpulver das Problem verursacht hatte. Sie taten Berichte von Überlebenden ab, dass die britischen Kanonen nicht abgefeuert werden konnten, und ignorierten Meinungen von Kanonieren und Vermutungen aus der Armee selbst, dass die Angelegenheit
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