Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
tragen. Da, macht es das für dich leichter?«
Sie wirkte gleichzeitig sinnlich und unschuldig. »Es stärkt in der Tat mein Selbstvertrauen. Es wird mir egal sein, was alle anderen denken. Aber es ist gut zu wissen, dass es dir gefällt. Das wird mein erster Ball in der höheren Gesellschaft sein und ich weiß dass sie meine Eignung als deine Frau beurteilen werden.« Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete noch einmal den weinroten Stoff. »Er sagte, dass es dir gefällt, aber ich wollte sichergehen.«
»Er?«
»Dein Bruder«, sagte sie im Hinausgehen.
Ein höchst seltsames Gefühl durchströmte ihn. Sie war fort, bevor er es unterdrücken konnte.
Diese Reaktion war für ihn nicht neu oder unbekannt, aber sie in diesem Moment zu verspüren, war seltsam.
Eifersucht. Das war es, was in ihm aufgelodert war. Eifersucht, dass sie mit ihrer Sorge zuerst zu Morgan gegangen war anstatt zu ihm.
14
Audrianna ließ sich von Lady Wittonbury nicht einschüchtern, die ihr Kleid mit einem dramatischen Ausdruck von Gequältheit zur Kenntnis nahm. Summerhays mochte es. Das war alles, was zählte.
Der Ball war überwältigend. Die kostbaren Stoffe und flackernden Lichter, das Gelächter und die Musik betörten ihre Sinne. Sie hatte durch die Marchioness und Sebastian genug Damen kennengelernt, um nie ohne Gesprächspartnerin zu sein. Doch hauptsächlich bewunderte sie die Roben und den Kopfschmuck der Gäste und zog die Schlussfolgerung, dass ihr eigenes Ensemble angemessen genug war.
Sebastian tanzte zweimal mit ihr, doch dann verstrickte ihn Lord Hawkeswell in eine Unterhaltung. Sie ging auf die Suche nach bekannten Gesichtern. Plötzlich war das Gesicht, mit dem sie am wenigsten gerechnet hatte, direkt vor ihr.
Roger erstarrte im gleichen Augenblick wie sie. Sie standen da wie zwei Porzellanfiguren.
Er hatte sich überhaupt nicht verändert und doch wirkte er anders. Die Trennung ermöglichte es ihr, ihn klarer zu sehen, so wie durch die zeitliche Trennung damals, bevor er aus dem Krieg zurückgekehrt war.
Doch Verliebtheit konnte die Fremdheit nun nicht mehr überbrücken. Während sie darauf wartete, dass Schmerz und Enttäuschung ihr Herz ergriffen, zählte sie die Details seiner Erscheinung auf. Ein wenig Kränkung tauchte von dort auf, wo sie sie begraben hatte. Eine ganze Menge Groll war auch dabei.
»Audrianna.« Seine blauen Augen erwärmten sich auf eine Art, die ihr einst den Atem raubte. »Du siehst gut aus. Ich glaube, du bist noch schöner geworden.«
Er sah ebenfalls gut aus, aber eine Uniform machte das mit einem Mann. Sie wollte sich einreden, dass sein dickes, hellbraunes Haar schütterer geworden war, aber das stimmte wahrscheinlich nicht. »Bist du schon lange in London, Roger? Oder besuchst du nur jemanden?«
»Das Regiment wurde im Januar nach Brighton verlegt und ich habe mir einen kurzen Urlaub gestattet.«
Die Erwähnung von Brighton ließ ihre Wangen glühen. Wenn er jetzt dort lebte, hatte er wahrscheinlich jede Einzelheit des Skandals mitbekommen. Wahrscheinlich gratulierte er sich zu seiner knappen Flucht.
»Deine Mutter ist wohlauf?«, fragte er.
»Ja, ihr geht es hervorragend. Du solltest sie besuchen. Unsere Situation hat sich beträchtlich verändert, wie du wahrscheinlich weißt. Sie ist nicht mehr wütend auf dich, sondern würde sich bestimmt sehr freuen, dich zu sehen.«
Sein Lächeln schwand ein wenig, als sie die Verärgerung ihrer Mutter erwähnte. Er trat näher. »Und du, Audrianna? Hat deine neue Situation deine Wut auf mich gedämpft? Ich hoffe, dass dem so ist und dass wir Freunde sein können.«
Warum? , hätte sie ihn fast gefragt, doch sie kannte die Antwort. Sie war nicht mehr länger die Verlobte, deren in Schande gefallener Vater seiner Karriere schaden und ihn Verdächtigungen oder Schlimmerem aussetzen würde. Sie war für ihn nun ein Weg zu wertvollen Verbindungen.
Das entmutigte sie. Denn es bedeutete, dass weder Rogers anfängliches Interesse noch seine Zurückweisung mit ihr zu tun gehabt hatten. Selbst bei seinen Aufmerksamkeiten und seinem Antrag war es nicht um Liebe gegangen. Wahrscheinlich sah Roger das Munitionsamt nach Kriegsende als mögliche Arbeitsstelle, und ihren Vater als Weg, um dorthin zu kommen.
Plötzlich war er ihr näher. Noch nicht zu nah, aber fast. Er sprach schnell und leise. »Bitte sag mir, dass du eine Freundschaft begrüßen würdest. Du bist heute Abend so schön, dass ich kaum denken kann. Seit du die Verlobung
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