Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
sich nachdenklich ab. »Ich bin mir nicht fast sicher. Sondern absolut sicher.«
Er sah sie an. Wenn sie sich sicher war, stimmte das. Sie war keine Frau, die sich leichtfertig etwas einbildete.
Er stieg aus dem Bett, ging an ein Fenster und öffnete es. Die Nachtluft war kühl, aber das war ihm egal. Er sah hinaus ins Nichts, während die Kälte seine Gedanken klärte.
»Es gab da mal einen deutschen Arzt, der sagte, dass es Hoffnung gäbe. Er verschrieb meinem Bruder bestimmte Übungen. Doch er konnte es nicht ertragen und hörte damit bald wieder auf.«
»Ich weiß. Dr. Fenwood hat mir davon erzählt.«
Er sah sie über seine Schulter hinweg an. »Hast du ihm davon erzählt?«
»Ich habe ihn nur gefragt, ob der Schaden absolut und dauerhaft sei. Bis jetzt hat mir das niemand erklärt, also dachte ich, dass es vielleicht immer kleine Bewegungen gegeben hat.«
Er richtete seinen Blick wieder in die Nacht. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er ist so … schwach. Seine Gesundheit, sein Lebenswille … «
»Wenn es eine Chance gibt, will er sie doch bestimmt ergreifen und sehen, ob er wieder gesund werden kann.«
»Das würde man meinen, aber ich bin nicht so sicher.« Er drehte sich zu ihr um. »Ich werde mit ihm sprechen. Aber wenn ich will, dass er mir vernünftig zuhört, muss ich einen guten Zeitpunkt abwarten. Sprich mit niemandem darüber. Besonders nicht mit meiner Mutter.«
Sie nickte. Dann raffte sie ihr Nachthemd zusammen und wollte aus dem Bett steigen.
»Wo willst du hin, Audrianna?«
Sie hielt in der Bewegung inne. »In mein Zimmer. Schlafen.«
»Das glaube ich nicht.«
Sie setzte sich wieder hin. Ihr Haar rahmte ihr Gesicht ein. Es waren nur noch Reste des Sturms in ihm, aber ihre stille Erwartung färbte die Atmosphäre und sein Körper reagierte mit aller Macht.
Er brannte. Nicht mehr wütend und besitzergreifend, sondern auf eine Weise, die mehr erregte als nur seinen Körper. Er wollte immer noch Anspruch auf die Teile von ihr erheben, die ihm gehörten, aber diese Unterhaltung hatte zumindest die dunkleren Seiten seiner Begierde gemildert.
Dennoch fühlte er sich heute nicht wie ein Ehrenmann.
Er sah sie nur an, und seine Gedanken vertieften seine dunklen Augen. Die Zeit verlangsamte sich, ihr Puls pochte zwischen ihnen und auch in ihrem Inneren. Kleine Stöße wachsender Erwartung durchfuhren sie.
Vielleicht wollte er sie mit seiner bloßen Anwesenheit vernichten. Das gelang ihm immer noch. Es wurde eher schlimmer als besser. Oder vielleicht überlegte er auch, ob es das Vergnügen mit ihr jetzt wert war. Es war mitten in der Nacht und bald würde der Morgen grauen.
»Es ist sehr spät«, sagte sie, als die Erwartung ihre Nerven bis zum Reißen gespannt hatten. »Vielleicht sollten wir morgen … «
»Nein. Du bist zu mir gekommen. Du kannst noch nicht gehen.«
»Ich bin nicht deswegen gekommen. Du bist zu nichts verpflichtet. Wenn du müde bist oder … «
»Was?«
»Bereits befriedigt.«
Sie hatte akzeptiert, wo er wahrscheinlich gewesen war, als ihre Uhr zwei Uhr geschlagen hatte. Diese plötzliche Erkenntnis war, dumm genug, ein richtiger Schock gewesen. Die ganze Welt hatte sie davor gewarnt. Sie hatte das Unausweichliche akzeptiert, und doch, als es wirklich eingetreten war, hatte es sie überrascht und … verletzt. Furchtbar verletzt. Einen langen, schrecklichen Moment lang war das Gewicht, das auf ihrem Herzen lag, fast unerträglich geworden.
Sie erwartete, dass ihn ihre Anspielung darauf amüsieren würde. Stattdessen wirkte er überrascht. Er sah sie ziemlich genau so an, wie in dem Moment, als sie verkündet hatte, dass sich das Bein seines Bruders bewegt hatte.
Er wurde nachdenklich und düster. Grübelnd. Sein Blick wurde gerade so viel schärfer, um ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen.
»Das denkst du also? Du kannst manchmal ein solches Unschuldslamm sein, Audrianna. Ich muss mich nicht aus Pflichtgefühl davon überzeugen, dass ich dich will. Ich muss mich zurückhalten, um dir nicht dieses Nachthemd vom Leib zu reißen und dich einfach zu nehmen, oder … «
Dieses »oder« hing in der Luft wie eine gefährliche Spöttelei. Sie erkannte die Anspannung in ihm wieder. Sie war nun in seinem Körper und seinem Gesicht zu erkennen. Sie konnte manchmal wirklich ein Unschuldslamm sein. Heute Nacht fand er das unpraktisch. Dennoch hatte er niemanden stattdessen aufgesucht, der weniger unschuldig war.
Sie zupfte am Saum ihres Nachthemds.
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