Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
zurecht.
Die Männer mit der gefährlichsten Arbeit drückten sich vor der Mühle herum. Im Inneren wurden die sorgfältig zusammengestellten Zutaten zusammengemahlen. Neben dem Ziegelsteingebäude tat ein riesiges Wasserrad im Millhead-Strom seine Arbeit.
Einer der Männer lief hinein, um Wasser auf den großen Mühlstein zu gießen, damit das unberechenbare Schießpulver nicht an der Oberfläche kleben blieb. Jeder Einzelne hier, in der Fabrik wie in der Stadt, riskierte jeden Tag die Katastrophe einer Explosion, aber niemand so sehr wie diese Männer, die in der Mühle arbeiteten.
Nachdem Sebastian die Straße herunter und über einen Kanal geritten war, fand er das Verwaltungsgebäude. Er ging hinein und stellte sich dem Schreiber vor.
Ein weiterer Mann, groß, drahtig und schlank, mit buschigen Augenbrauen und markanten Gesichtszügen, kam heraus und stellte sich als Mr Middleton, der Lagerverwalter, vor. Er führte Sebastian in sein Büro. Die Stirn in seinem grobschlächtigen Gesicht runzelte sich vor Besorgnis.
»Wir hatten mit dieser Angelegenheit nichts zu tun, Sir.«
Sebastian hatte den Grund, warum er hier war, noch nicht genannt, aber er war nicht überrascht, dass Mr Middleton ihn erraten hatte. Die Leiter aller königlichen Schießpulverwerke würden wissen, wer ein Interesse an verdorbenem Schwarzpulver hatte.
»Ich hege die Hoffnung, dass Sie mir dabei helfen können, herauszufinden, wer damit zu tun hatte. Ich bin nicht hier, um Sie zu verhören.«
»Das würde Ihnen auch nichts bringen. Ich bin erst vor kurzem an diese Stellung gelangt. Vor mir war Mr Matthews hier.«
»Woher wissen Sie dann, dass dieses Werk nichts damit zu tun hatte?«
»Wir sind ein königliches Werk, Sir. Es gehört der Krone, wie Sie wissen, zusammen mit denen in Flavesham und Billingcollig. Mr Congreaves Vater machte es sich zur Lebensaufgabe sicherzustellen, dass unserer Armee und Kriegsmarine das beste Schießpulver zur Verfügung steht, und wir sind stolz auf die Qualität, die wir hier produzieren. Sie ist viel besser als die der anderen königlichen Werke. Das wurde wissenschaftlich bestätigt.«
»Mr Middleton, Sie sind der Lagerverwalter. Sie bringen die Materialien herein und schicken das Schießpulver hinaus.«
»Das ist richtig.«
»Sie kennen alle Vorgänge und den Transport?«
»Das tue ich.«
»Können Sie mir mit diesem Wissen sagen, wie das schlechte Schießpulver die Front erreichen konnte?«
Er dachte kurz über die Frage nach. »Das kann nicht passieren.«
»Es ist passiert. Es hat nicht gezündet und es war nicht nass. Die einzige Erklärung ist, dass das Schießpulver durch schlechtes Material oder unsachgemäßes Mahlen verfälscht war.«
Die Wahrheit war für Mr Middletons Weltsicht zu fremdartig. Er schüttelte immer wieder seinen Kopf.
»Es kann nicht im Werk passiert sein, egal in welchem«, beteuerte er. »Es sind zu viele Personen beteiligt. Zu viele Überprüfungen und zu viele Tests. Zu viele Augen.«
»Was, wenn es nicht dieses oder ein anderes königliches Werk war? Während des Krieges wurden auch private Mühlen eingesetzt. Das ganze Schießpulver stammte nicht ausschließlich von Werken, die der Krone gehören.«
»Die meisten schon, aber ja, einige nicht. Doch unsere Standards wurden auch von ihnen verlangt. Selbst wenn ein schrecklicher Fehler gemacht wurde, wäre es spätestens im Waffenlager aufgefallen. Es wird hier getestet.«
»Jedes Fass?«
Mr Middletons Mundwinkel zogen sich herunter. »Nun, ich nehme an, nicht jedes einzelne Fass. Jede Charge aber schon. Von jedem Produktionstag. Wir überprüfen sie hier und dann werden sie noch einmal dort getestet.«
»Wäre es möglich, dass jemand im Waffenlager sorglos wird, weil er weiß, dass man es in den Fabriken testet, und er es deshalb nicht richtig überprüft?«
»Nachlässigkeit meinen Sie? Möglicherweise, aber es gibt immer noch andere, die sich ebenfalls darum kümmern. Schießpulver ist ein ernstes Geschäft, Sir. Da bleibt nicht viel dem Zufall überlassen.«
Sebastian holte ein Blatt Papier aus seiner Tasche. »Dieses Schießpulver war in Fässern mit diesen Markierungen. Sagen die Ihnen was?«
Middleton warf einen Blick auf den Zettel und die Zeichnungen darauf. »Das eine ist das Zeichen des Munitionsamts. Es bedeutet, dass das Fass durch das Waffenlager gegangen ist und dort überprüft wurde.« Er sah auf und wurde rot. »Die Charge wurde überprüft, wie ich schon gesagt habe, vielleicht nicht
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