Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Regierungsgeschäfte angeht.«
»Es war wirklich nichts Spannendes, ich verspreche es.« Nun warf er ihr sein Lächeln zu, um sie zu ermutigen, über andere Dinge nachzudenken oder vielleicht auch über gar nichts außer über ihn.
»Die Landschaft hier in Essex ist wunderschön«, sagte sie, während sie aus dem Fenster starrte. »Es ist schwer zu glauben, dass nur ein paar Meilen entfernt ein Werk steht, das das Potenzial hat, alles zu zerstören, was wir hier sehen. Flussabwärts befindet sich die Waltham-Abbey-Mühle.«
»Jetzt wo du es erwähnst, glaube ich, dass du recht hast.«
»Jetzt wo ich es erwähne? Hast du so ein schlechtes Gedächtnis? Es ist doch kaum eine Stunde her, seit du dort warst.«
Verärgerung breitete sich in ihm aus, dann Resignation darüber, dass sie es sich zusammengereimt hatte. »Ich habe wirklich nichts Interessantes erfahren«, versicherte er ihr erneut.
»Ich habe bereits gesagt, dass ich gerne selbst entscheiden möchte, was mich in dieser Angelegenheit interessiert.«
»Du regst dich vollkommen grundlos auf. Ich habe kurz mit dem Lagerverwalter gesprochen und etwas darüber in Erfahrung gebracht, wie Schießpulver in Fässer gepackt und transportiert wird. Ich habe dich nicht mitgenommen, weil es dort gefährlich ist.«
Sie besänftigte ihren aufsteigenden Zorn zu einem schwachen Brodeln. Sie studierte sein hübsches Gesicht: lächelnd, beruhigend, unschuldig.
Er log. Nicht direkt, aber sie hätte dabei sein sollen. Er hatte etwas von diesem Lagerverwalter erfahren, dass ihn gedanklich beschäftigte. Das konnte sie in seinen Augen sehen, wann immer sich sein Blick von ihr fortbewegte.
Sie lehnte sich vor und legte ihre behandschuhten Finger auf seine. »Ich bitte dich, sag mir, was du erfahren hast.«
Das Lächeln verschwand. Nun wirkte er ernst. Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie. »Frag nicht.«
»Ich muss.«
Er seufzte mit der Verzweiflung eines Mannes, der in die Ecke getrieben worden war. »Ich habe erfahren, dass es das Schießpulver normalerweise nicht bis an die Front geschafft hätte. Jemand muss dies wissentlich zugelassen haben, nachdem klar war, dass es nutzlos war.«
Ihr Herz wurde schwer. Also keine Nachlässigkeit. »Es war also eine Verschwörung. Ein Plan. Wie du vermutet hast.«
Er nickte.
Die logischen Schlussfolgerungen waren ebenfalls enttäuschend. »Darum wollte ich bei dir sein. Ich denke, dass du nur hörst, was du hören willst, um deine eigenen Theorien zu unterstützten.«
Sein Blick durchbohrte sie. »Glaubst du wirklich, dass ich mich besonders anstrenge, um dich zu verletzen, und bloßen Stolz vor dein Glück setze?«
Das wollte sie nicht denken, aber er hungerte genauso sehr nach einem Schuldigen wie sie nach Rache. »Du bist besser als das. Doch ich denke, das du die Angelegenheit noch aus einem anderen Grund verfolgst als Stolz. Ich denke … ich denke, dass du es wegen deines Bruders tust, wegen dem Leben, das du nun mit ihm teilen musst und wegen der Art, wie er verletzt wurde. Ich glaube nicht, dass mein Glück bei deiner Untersuchung überhaupt eine Rolle spielt. Ich bin schließlich nur eine verspätete, unerwartete und ungünstige Zugabe.«
Seine wütende Reaktion erstaunte und erschreckte sie. Sie hätte ihn ohrfeigen können, ihn herausfordern. Aber sein Blick sagte ihr, dass sie das besser nicht tun sollte.
Sie wandte sich ab, um den Streit zu beenden. Doch es sollte nicht sein.
»Willst du mir sonst noch etwas sagen?«, fragte er angespannt.
Sie sammelte ihren Mut. »Selbst wenn es wirklich so war – eine Verschwörung – war mein Vater kein Teil davon.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Mit Sicherheit nicht.«
Er sah sie nur an.
Sie ließ die Kutsche ein paar Meilen zwischen sie beide und den Streit bringen. Dann stellte sie eine Frage nach Airymont, um das Thema zu wechseln. Er antwortete ausführlich.
Sie unterhielten sich eine Stunde lang über kleine, unwichtige Dinge, und sie versuchte zu ignorieren, wie der wunde Punkt zwischen ihnen so stark gereizt worden war, dass er blutete.
18
Airymont’s House lag auf einer Anhöhe, sturmumtobt von Meereswinden der nahen Essex-Küste. Wie das Anwesen in London zeigte es die herrschaftliche Opulenz der prachtvollen Herrenhäuser des vorigen Jahrhunderts. Es gab zwei Flügel, die einen großen Hof umschlossen, und eine aufwendig gearbeitete Treppe, die zum Eingang im Zentrum des Hauptgebäudes führte.
Die Diener begrüßten sie, als ob Sebastian ihr
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