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Ein Sohn für den Scheich

Ein Sohn für den Scheich

Titel: Ein Sohn für den Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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wir uns vor genau einem Jahr. Zwölf weniger drei macht neun.”
    Inzwischen hatte Raschid seinen Sohn auf den Arm genommen und an Bord getragen. “Herzlichen Glückwunsch”, empfing Leona ihn, darum bemüht, sich ihre Wehmut nicht anmerken zu lassen. “Du hast allen Grund, stolz zu sein.”
    “Das bin ich auch”, bestätigte er mit entwaffnender Offenheit, während Leona verwundert feststellte, dass der kleine Hashim seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war.
    “Guten Tag, junger Mann”, begrüßte sie ihn. “Ich bin Leona. Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben. Sicherlich kannst du dich nicht mehr an mich erinnern.”
    Vor Verlegenheit steckte der Kleine den Daumen in den Mund und schmiegte sich an die Schulter seines Vaters. “Er ist ziemlich schüchtern”, erklärte Raschid, “aber ich habe die Hoffnung, dass sich das eines Tages legt – vor allem schönen Frauen gegenüber”, fügte er lächelnd hinzu.
    “Vielen Dank”, erwiderte Leona verlegen und wandte den Kopf zur Seite. Plötzlich sah sie Hassan, der mit finsterer Miene an der Reling stand und entschlossen schien, die Ankunft seiner Gäste zu ignorieren.
    Erst als sie ihn mit einem mahnenden Blick dazu aufgefordert hatte, überwand er sich und begrüßte Evie und Raschid. Doch während er das Baby eine ganze Weile versonnen betrachtete, würdigte er Hashim keines Blickes, als wollte er mit aller Macht der Erinnerung daran ausweichen, dass sein sehnlichster Wunsch unerfüllt geblieben war und bleiben musste – dann jedenfalls, wenn er sich nicht von seiner Frau trennte.
    Um von ihren Gefühlen nicht überwältigt zu werden, wandte sich Leona Evie zu und bat sie, Lucy in die Arme nehmen zu dürfen. “Eigentlich heißt sie Yamila Lucinda, wie ihre beiden Großmütter”, erfuhr sie, als sie die Kleine in ihren Armen hielt und sich davon überzeugen konnte, dass sie die Augen ihrer Mutter geerbt hatte, “aber Lucy erschien uns als Rufname passender.”
    Der Stolz in Evies Stimme brachte Leona den Tränen nah. Deshalb war sie nicht böse, als unvermittelt die anderen Gäste das Deck betraten und die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
    Scheich Raschid und seine Frau wurden von allen mit ausgesuchter Höflichkeit begrüßt, denn in gewisser Hinsicht entsprachen sie dem Ideal, dessen Suche die gemeinsame Seereise galt.
    Wie Hassan hatte sich auch sein Jugendfreund Raschid gegen manchen Widerstand durchsetzen müssen, als er beschlossen hatte, eine Europäerin zu heiraten. Doch weil das Scheichtum Behran unter seiner Herrschaft einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte, waren alle kritischen Stimmen längst verstummt. Und spätestens nach Hashims Geburt hatte die Bevölkerung Evangelina als eine der ihren akzeptiert.
    Und genau das musste Leona versagt bleiben. Damit geriet jedoch auch Hassans Anspruch auf den Thron in Gefahr, denn nirgends stand geschrieben, dass der nächste Regent der Sohn des derzeitigen sein musste. Im Grunde konnte jede der einflussreichen Sippen den nächsten Herrscher stellen, und Hassan war nur deshalb besonders qualifiziert, weil er seinem kranken Vater die Regierungsgeschäfte weitestgehend abgenommen hatte.
    Gegen ihn sprach einzig die Wahl der Ehefrau – oder genauer, dass sie ihm auch nach fünf Ehejahren keinen Sohn geschenkt hatte. Um die Schmach zu tilgen, hatte man ihn gedrängt, Nadira zu heiraten. Zum Zeichen des Entgegenkommens hatten sich die Stammesältesten sogar damit einverstanden erklärt, dass er weiterhin mit Leona verheiratet blieb, wenn er nur seinen Pflichten nachkam und endlich einen Stammhalter zeugte.
    Vor allem Scheich Abdul hatte darauf bestanden, um damit den Einfluss seiner Familie für die kommende Generation zu sichern. Entsprechend empört hatte er auf Hassans Weigerung reagiert, und die Krankheit Scheich Khalifs war die ideale Gelegenheit, Druck auf Hassan auszuüben, indem er die Zustimmung zur Thronfolge von dessen Bereitschaft abhängig machte, Nadira zur Frau nehmen.
    Doch auch die anderen verfolgten handfeste Interessen, denen sie ebenso handfest Nachdruck zu verleihen vermochten. Scheich Jibril etwa hätte sehr gern seinen ältesten Sohn als künftigen Herrscher von Rahman gesehen, und Scheich Imran fühlte sich jung genug, um selbst den Thron zu besteigen.
    In Anbetracht dieser verwickelten Machtverhältnisse grenzte es an ein Wunder, dass die zweitägige Fahrt durch den Suezkanal alles in allem harmonisch verlief. Nur Zafina konnte es nicht lassen, Leona

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