Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Frankfurt zu kommen! Ich muß heute nacht noch Sascha den Hals umdrehen. Jede Stunde ist eine Qual für meine Danica.«
    Er stürzte sich auf die Sessellehne, beachtete die ältere Dame nicht, die sich angewidert nach vorn beugte, denn Robics Atem hatte die ein wenig strenge Duftkombination von Rotwein, Slibowitz, Knoblauch und Zwiebeln, mit denen er sich in Ljubljana für den Flug, seine erste Höhenreise, gestärkt hatte, und starrte mit allem Leid, dessen nur der Vater einer Tochter fähig ist, auf die Stewardeß. »Wie alt sind Sie?« fragte er.
    »Zweiundzwanzig –«, antwortete sie verwirrt.
    »Und Ihr Vater?«
    »Fünfundvierzig …«
    »Mein Schwiegersohn Sascha ist fünfzig! Begreifen Sie es jetzt?« Robic wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als ihm den Hals umzudrehen. Er wird mein Töchterchen zugrunde richten. Er wird meine Danica vernichten. Ja!« Er zuckte hoch. Die ältere Dame vor ihm im Sitz schrie leise auf. »Nach Frankfurt! Ich will nach Frankfurt!«
    Es war eine tragische Stunde, so hintergründig auch das Lachen in den anderen Passagieren gluckerte. Petar Robic erzählte die Geschichte von Danica und Sascha. Am Ende war er fast ein gebrochener Mann und duldete es stillschweigend, daß die Maschine zur Landung in München ansetzte. »Ihr habt alle nicht eine Tochter wie Danica –«, sagte er, als er sich der Landung wegen auf seinem Sitz anschnallen mußte und die Stewardeß ihm dabei half. »Wie könnt ihr mich verstehen? Ihr seid mit eurer Brieftasche verheiratet, und eure Kinder sind die Geldscheine –«
    Später saß er im Warteraum des Münchener Flughafens herum, starrte stumm vor sich hin und hätte weinen können bei dem Gedanken, daß seine Danica jetzt neben Sascha im Bett lag, wie Mann und Frau, und heimlich auf ihr Väterchen wartete, das man in einer fremden Stadt in eine Ecke gesetzt hatte wie einen alten Pappkarton.

28
    In der Nacht klingelte das Telefon.
Corell hatte den Apparat auf den Fußboden neben die neue Couch gestellt und griff schlaftrunken danach. Die Couch war breit genug für zwei, Danica lag an der Lehne, ihr schmaler Körper nahm kaum Platz weg, vor allem, wenn sie sich so eng an Corell preßte, als wolle sie durch jede Pore in ihn eindringen.
    »Heb nicht ab, Sascha –«, sagte sie leise. »Bitte –«
    »Es hat keinen Sinn, Augen und Ohren zuzumachen.« Er sah auf seine Armbanduhr. Gleich fünf Uhr morgens. »Solange sie nur das Telefon benutzen, ist es zu ertragen.« Er wälzte sich auf den Bauch, nahm den Hörer ab, und Danica legte sich über seinen Rücken und hielt ihr Ohr an die Hörmuschel. Ihr nackter Körper war warm und glatt … Corell spürte den Druck ihrer festen Brüste auf seinem Rücken, und dieses Gefühl, einen Menschen um sich zu haben, der einem ganz allein gehörte, bedingungslos, wenn es sein mußte bis zur Aufgabe des Lebens, machte ihn mutig wie nie zuvor.
    »Ja?« fragte er kurz.
    »Dokterchen –«, wisperte eine ferne Stimme.
    »Edy, du Idiot, laß mich in Ruhe!« sagte Dr. Corell. »Guck mal auf die Uhr …«
    »Genau das habe ich getan. Ich rufe von einer Telefonzelle an. Die Zeitungen sind herausgekommen, die ersten Exemplare. Der ›Lord‹ hat auch eine. Ihre Anzeige steht drin! Ab acht Uhr steht eine Wache vor Ihrem Haus und oben vor Ihrer Tür. Da kommt kein Patient 'rein, wenn sich einer tatsächlich verirren sollte. Das wollte ich Ihnen nur sagen, Dokterchen …«
    »Bist ein guter Kerl, Edy.« Corell überkam fast so etwas wie Rührung. Er ist ein Ganove, dachte er. Einer der ganz berüchtigten und bösen Schwulen. Er lebt von Erpressungen wie eine Made im Speck, hat ein Notizbuch im Tresor der Bank, für das manche bekannte Männer ein Vermögen zahlen würden, wenn sie an es heran könnten, er ist das mieseste Luder von allen, ein Miststück im Quadrat, – aber wen er ins Herz geschlossen hat, für den holt er ein Schwanzhaar des Teufels, wenn's verlangt wird. »Leg dich jetzt schlafen … ich werde aufpassen.«
    »Der ›Lord‹ hat Bizeps-Karle als erste Wache befohlen.«
    »Der Dreckskerl schuldet mir noch 123, – DM für die letzte Platzwunde im Nacken.«
    »Die wird er jetzt wohl kaum bezahlen, Dokterchen. Gute Nacht. So long …«
    »Gute Nacht, Edy.«
    Corell legte auf. Danica kroch zurück an die Couchlehne und schob die Arme hinter ihren Kopf.
    »Ich habe alles verstanden –«, sagte sie. »Ich werde um acht Uhr die 123.- DM kassieren, Sascha.«
    »Um Gottes

Weitere Kostenlose Bücher