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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war weggezogen, sie konnte wieder besser durchatmen.
    »Von hier ab verliert sich die Spur –«, sagte der ›Lord‹ auf der Straße. Er stand an der Stelle, wo Corells VW geparkt hatte. Ein ›Einsatzstab‹ von neun Ganoven umringte ihn. »Er ist abgefahren … Herr Gerhardts hat gehört, wie der alte Motor angelassen wurde. Aber wohin? Corell hat keinen Patientenbesuch mehr gemacht. Er wollte also nach Hause. Dort ist er nie angekommen. Fahren wir den Rückweg ab …«
    »Alles Scheiße.« Der elegante ›Talmi-Josef‹, ein honoriger Mann, der mit unechtem Schmuck handelte, indem er ihn als echt verkaufte, stieg in seinen goldgelben Luxuswagen. »Was nützt uns das? Glaubt ihr, er hat wie Hänsel und Gretel Brotkrumen hinter sich gestreut, um den Weg zu zeigen? Aus unserem Bekanntenkreis ist es keiner gewesen, dafür können wir uns verbürgen. Es muß eine artfremde Gesellschaft sein …«
    »Eine artfremde Gesellschaft …« Der ›Lord‹ starrte ›Talmi-Josef‹ betroffen an. »Junge, du hast die Neun geworfen. Wenn das wahr ist …«
    »Was?«
    Die neun ehrenwerten Herren umdrängten ihn. Sie waren noch nicht bei den Gedankenverbindungen angelangt, die im ›Lord‹ bereits reale Formen annahmen. Das war es auch, was ihn zum Boß machte … er dachte schneller, als die anderen begreifen konnten.
    »Die Banküberfälle und die Kaufhausbomben …«
    »Du hast 'ne Macke, Lord!« Ein großer, weißhaariger Herr, der sich auf Hoteldiebstähle spezialisiert hatte und einen Generaldirektor hinlegte, vor dem jeder echte Top-Manager verblaßte, schüttelte den Kopf. Aber er war eine Nuance fahler geworden, es war deutlich zu sehen. »Die Revolutionsspinner? Unmöglich.«
    »Wieso unmöglich? Einer soll bei der Schießerei verwundet worden sein. Corell lief ihnen gerade in diesem Augenblick genau über den Weg, und sie haben ihn einfach kassiert. Sein Arztschild am Autofenster –«
    »Wenn das wahr ist –« Die neun Herren sahen sich sehr besorgt an. »Niemand weiß, wo die Burschen sich verstecken. Und sie ballern los, ohne Rücksicht … man kann mit ihnen nicht verhandeln. Was jetzt, Lord?«
    »Wir geben der Polizei diesen Hinweis.« Der ›Lord‹ stieg in den goldgelben Wagen von ›Talmi-Josef‹. »Verflucht, was waren das für schöne Zeiten, als es noch ehrliche Ganoven gab. Da kannte man sich aus –«
    Die Kolonne von vier Luxuswagen setzte sich in Bewegung, Richtung Polizeipräsidium. Aber jeder von den neun Herren – und später auch die Polizei und das gebildete Sonderdezernat ›Kaufhausanschlag‹ – wußte, daß sie ins Leere blickten.
    Dr. Corell war im blutigen Strudel des politischen Terrors verschwunden.
    *
    Acht Tage lang suchte man. Die Zeitungen brachten Corells Bild und einen Bericht, im Fernsehen wurde sein Bild gezeigt, in einer kriminalistischen Suchsendung wurde sein Fall filmisch dargestellt und gefragt: »Wer hat Dr. Corell nach seinem letzten Besuch bei Frau Gerhardts noch gesehen?« Seine Kleidung wurde beschrieben, seine Uhr, sein schmaler goldener Ring, den er in Ljubljana gekauft hatte und von dem Danica das Gegenstück trug. Die Vermutung, daß ihn extremistische Gruppen zur Behandlung ihrer Verwundeten entführt haben könnten, wurde deutlich ausgesprochen … aber damit waren auch alle Möglichkeiten erschöpft. Am Montag sprach schon keiner mehr über Dr. Corell. Für die breite Masse geriet er in Vergessenheit. Die Meldung über kommende Steuererhöhungen war viel wichtiger. Nur seine Kollegen behielten ihn im Gespräch.
    »Es müßte nicht Dr. Corell sein, wenn sein Leben nicht weiterhin turbulent bleibt«, sagte Amtsarzt Dr. Schiengl am Sonntag beim Frühschoppen im vertrauten Kreis. »Merkwürdig, daß keinem von uns so etwas passiert! Immer Corell!« »Wo Dreck ist, kommt Dreck hinzu.« Dr. Banderei, ein Gynäkologe, der im letzten Monat sieben Privatpatienten an Corell verloren hatte und seitdem den Namen Corell geradezu ausspuckte, setzte mit einem Knall sein Bierseidel auf den Tisch. »Ich glaube nicht an die Entführung. Nein, meine Herren, die Wahrheit wird sein, daß Corell sich freiwillig diesen Terrorbrüdern zur Verfügung gestellt hat. Gegen gutes Honorar. Geld haben sie ja … haben ja bei den beiden Bankeinbrüchen 175.000 Mark erbeutet. Oder trauen Sie das Corell nicht zu? Für 10.000 Mark oder mehr flickt er ganze Revolutionskommandos zusammen. Darüber sollte die Polizei einmal nachdenken. Nein, nein … keine Entführung! Corell sitzt irgendwo in dem

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