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Ein Sommer und ein Tag

Ein Sommer und ein Tag

Titel: Ein Sommer und ein Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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viel Kraft. Und ich bin auch so schon fix und fertig.
    Davon weiß Peter natürlich nichts. Ehe er Montag zurückgeflogen ist, war alles ganz locker und frisch, voller fröhlicher Anekdoten (seinerseits, nicht von mir, ich habe keine Anekdoten), hin und wieder der ein oder andere Kuss (der sich immer noch wie beim ersten Date anfühlte), und alles zwischen uns war voller Zögern und Fragezeichen. Er brachte mir Schokoriegel und Vanillepudding mit, weil das früher wohl meine Lieblingssüßigkeiten waren, und sie haben mir gut, durchschnittlich gut, geschmeckt, aber mein fabelhaftes Ich hat sich trotzdem gefragt, ob ich inzwischen nicht eher etwas Exotischeres mögen würde, etwas, das mehr ich ist; doch ich habe mich bedankt und meine Gedanken für mich behalten.
    Beim Essen erzählte er mir von unserer ersten Verabredung. Sie war arrangiert und lief nicht gut – gestelzte Gespräche, keine Gemeinsamkeiten. Doch dann stand er auf, um etwas Geld in die Jukebox zu werfen. Er wählte ausgerechnet «Sister Christian» aus und brachte mich damit wohl zum Lächeln und zu dem Geständnis, dass ich in der siebten Klasse unsterblich in den Leadsänger von Night Ranger verliebt gewesen wäre. Danach wurden wir beide etwas lockerer, bestellten noch ein Bier, und als er mich dann nach Hause brachte, küsste er mich, und ich – ein Bier zu viel oder auch nicht – erwiderte den Kuss.
    «Das war euer Ding», erzählte Samantha mir am selben Abend am Telefon. «Die Musik. Ab und zu haben wir auf dem College einen Karaoke-Abend veranstaltet, bei dem wir uns alle davon überzeugen durften, wie gut du warst – das absolute Gehör , sagtest du, aber im Grunde hattest du mit der Musik abgeschlossen. Bei Peter hast du sie wiederentdeckt.»
    «Was meinst du damit, ich hatte mit ihr abgeschlossen?» Ich spielte mit dem iPod auf meinem Schoß. Das war inzwischen sein Stammplatz, die Stöpsel wohnten quasi in meinen Ohren, wenn ich nicht gerade getestet, trainiert oder sonst wie gepiesackt wurde.
    «Ich weiß es nicht genau», antwortete sie. «Du hast nie darüber geredet. Ich weiß nur, dass du Musik früher mal geliebt hast, dass du richtig gut warst, aber dann … wahrscheinlich hast du einfach das Interesse verloren.» Sie unterbricht sich, vermutlich, um eine Gabel Instantnudeln zu essen, denn sie sitzt immer noch im Büro und wartet auf einen Klienten, mit dem sie ein paar Akten durchgehen muss. «Wie gesagt, ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau.»
    «Komisch, oder? Dass die Leute einen im Grunde immer nur so gut kennen, wie man selbst es zulässt.»
    Ich muss an Peter denken und an das Geständnis, das er mir nach der Geschichte von unserer ersten Verabredung gemacht hat: «Im Interesse vollständiger Offenheit möchte ich, dass du alles von mir erfährst, die ganze Wahrheit», hat er gesagt. Und dann erzählte er mir, dass ich eines Abends länger in der Galerie zu tun hatte, um eine Vernissage vorzubereiten, dass wir gestritten haben, auch wenn er leider nicht mehr weiß, worüber, nur dass wir uns heftig stritten und oft. Und dass er und Ginger gerade den Vertrag für einen Spot von H&R Block ( Was? In der H&R-Block-Werbung läuft Musik? , habe ich gefragt) klargemacht haben und in die Bar bei sich im Haus gingen, um zu feiern. Und dass sie, als die Bar schloss – randvoll mit Alkohol beziehungsweise, in seinem Fall, mit Wut auf seine Frau –, das Klischee erfüllten, zurück ins Studio gingen und es dort auf dem Fußboden trieben. Es sei bei diesem einen Mal geblieben, sagte er.
    Wie gut kenne ich dich, Peter?
    «Ich kannte dich ziemlich gut», sagte Sam und holte mich damit in die Gegenwart zurück.
    «Trotzdem.» Ich zuckte mit den Achseln, obwohl sie mich nicht sehen konnte.
    «Außerdem gefiel dir an Peter, dass er so zuverlässig war», fügt sie hinzu.
    «Schon ein bisschen ironisch angesichts der Tatsachen.»
    «Stimmt», gab sie zu. «Die, von denen man glaubt, sie wären ein offenes Buch, sind dann meist doch nicht so leicht zu durchschauen. Bis auf dich natürlich. Früher, meine ich.»
    «Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment auffassen soll», sagte ich.
    «Ich bin deine beste Freundin. Natürlich ist das ein Kompliment», antwortete sie.
    «Wenn es also nicht die Musik war, was war es dann?», wollte ich wissen. «Was hat mich glücklich gemacht? Womit habe ich mir die Zeit vertrieben?»
    Sie zögerte, und ich fragte mich, ob es daran lag, dass sie die nächste Gabel im Mund hatte, oder daran,

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