Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
Vom Netzwerk:
hätte ich mich auf der Stelle neben die tote Bärin am Fluss gelegt und einen Tag lang geweint.
    Doch dann besinne ich mich auf ihre ertragreiche Farm und die damit verbundene harte Arbeit und sage: »Ich koche mit meinen Kindern Tomatensoße ein. Hast du schon Sellerie? Und glatte Petersilie und Basilikum? Außerdem brauche ich Karotten, Knoblauch und Zwiebeln.«
    »Klar. Wie viel brauchst du?«
    »Viel.«
    Wir gehen aufs Feld hinaus – auf fünf Morgen Land wachsen hier Bio-Produkte malerisch gleich neben dem Fluss. Sie geht in die Hocke und schneidet mir die Stangen von sieben Selleriepflanzen ab. Die Reste ihrer Petersilie bekomme ich
umsonst, weil sie nicht mehr so schön aussieht, aber trotzdem noch gut schmeckt. Ihre Praktikantinnen graben mir einen Korb voll Karotten aus und füllen einen anderen mit Knoblauch, Zwiebeln und mehreren Bund Basilikum.
    Wir umarmen uns lange, bevor ich gehe. »Danke, dass du dich so gegen dieses Bauvorhaben engagierst«, sagt sie.
    Mein Gott, fühlt sich das gut an. Gute Arbeit zu leisten. Und sie hat nicht das Geringste mit meiner Ehe zu tun.
    Als Nächstes fahre ich zu der Pferderanch hinaus, die von der Parzellierung am stärksten betroffen wäre und einer meiner besten Freundinnen gehört. Wir setzen uns zusammen, ich erzähle ihr alles, was ich in Erfahrung gebracht habe, und wir schmieden Pläne. Sie fühlt sich eigentlich am stärksten, wenn sie irgendwo in den Wäldern auf einem Pferd unterwegs ist. Jetzt soll sie sich auch hier, in ihrer eigenen Küche, stark fühlen.
    Vergessen Sie Facebook. Das hier ist eine Gemeinschaft. Wir müssen ja nicht allein sein. Jeder richtet sich sein Leben selbst ein. Und auch die Gemeinschaft, zu der man gehört.
    Mein Mann ruft an. Er ist immer noch bei seiner Schwester. Er und sein Bruder haben den ganzen Tag über Blumenzwiebeln gesetzt. Sie hoffen, dass sie deren Blüte im Frühling noch erleben wird.
    Mit einem ähnlichen Vorsatz verbringen meine Kinder und ich die nächsten zwei Tage mit dem Zubereiten und dem Einkochen von Tomatensoße. Es scheint, als würde die Soße einen Kompromiss zwischen den harten und den guten Zeiten dieses Sommers ermöglichen. In jedem Glas stecken unsere Tränen ebenso wie unser Lächeln, vor allem aber Letzteres.
    25 Kilo Romatomaten, gewaschen und halbiert. Viele, viele Selleriestangen, geputzt und kleingeschnitten. Ein Berg Karotten, von meiner Tochter, die gut mit einem Messer umzugehen
weiß, geschält und geschnitten. Ein Haufen frischer Petersilie und Basilikum, von meinem Sohn gewaschen und mit der Küchenschere zerschnipselt. Dazu noch eine Kiste Zwiebeln, geschält und gehackt. Knoblauchknollen, in Zehen zerteilt, geschält und gepresst. Alle diese Zutaten und eine große Portion Liebe.
    Während ich am Herd stehe und die Soße umrühre, höre ich meine italienische nonna sagen: »Rühr niemals gegen den Uhrzeigersinn. Du willst die Soße doch nicht verstören!« Ich will auch nicht verstört sein. Nicht mehr.
    Schließlich gebe ich die Soße in sterilisierten Einkochgläsern in ein heißes Wasserbad, nehme sie wieder heraus und stelle sie zum Abkühlen auf den Küchentisch – die Deckel erzeugen ein Vakuum und versiegeln die Gläser eines nach dem anderen mit einem vernehmlichen Plopp.
    Wir sitzen erschöpft in der Küche, trinken Kakao und lauschen: 21 Plopps. Ein voller Erfolg.
    Am Schluss sind wir alle bis zu den Ohren mit Tomatensoße bekleckert. Wir beschriften jedes Glas sorgsam und mit müden Fingern. Als wir auch damit fertig sind, stellen wir stolz 21 Gläser mit hausgemachter, italienisch angehauchter Bio-Tomatensoße in unsere Vorratskammer. Wir freuen uns schon, sie zu Weihnachten zu verschenken und einige Gläser davon an kalten, tomatenlosen Winterabenden selbst zu essen.
    Wir haben etwas Anstrengendes, Authentisches selbst gemacht. Aber das ist natürlich nicht damit zu vergleichen, was mein Mann erlebt hat.
    Als er zurückkommt, kann ich es in seinen Augen lesen: Was wirklich zählt. Das Geschenk seiner Schwester. Er hat so ungeheuer viel zu verlieren. Er ist lieb zu mir. In der Küche tritt er hinter mich und umarmt mich. Küsst mich in den Nacken.

    Unsere Kinder zeigen ihm die Gläser mit der Soße auf den Regalen in der Speisekammer. Er ist auch stolz auf unsere Soße.

    Das Pomarola-Soßenrezept meiner italienischen Gastfamilie Dies ist eine leichte Soße, der Inbegriff der sommerlichen Ernte. Man kocht sie ein, um mitten im Winter eine Erinnerung an den Sommer zu

Weitere Kostenlose Bücher