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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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als ich um genügend Zeit und Platz betete, um schreiben und Kinder bekommen und alles unter einem Dach vereinbaren zu können. Heute scheint mir, dass die Kraft jener Bitte nicht daher kam, dass ich so sehr flehte, sondern eher aus dem Knien als Geste der Schicksalsergebenheit. Doch das habe ich gestern einfach nicht fertiggebracht.

    Stattdessen drehte ich mich um und rannte nach Hause – durch den vom Sonnenlicht gefleckten Sommerwald. Dabei benutzte ich die Trampelpfade des Wildes und einige weitere, die mein Mann als Spazierwege freigeschnitten hat. Doch dann verließ ich auch die und stolperte über den von Ästen, die wie riesige Zahnstocher aussahen, übersäten Waldboden bis auf die Lichtung, durch meinen Garten, die Haustür, die Stufen hinauf, in mein Zimmer … zu meinem Koffer.
    Dort begann ich die Sachen von unserer Italienreise auszupacken.
    Ich hielt meine Schuhe in der Hand und betrachtete sehnsüchtig ihre Sohlen – ramponiertes Leder, das noch eine Woche zuvor die Straßen von Florenz berührt, von den Steinstufen des Mercato Centrale poliert und von den Gässchen in der Toskana weich gemacht worden war. Das war wirklich erst wenige Tage her, als meine Schritte noch leicht und sorglos waren, nicht schreckhaft und verzagt wie vorhin im Wald.
    Mein Gott, ich bin so müde. Bestraft er mich jetzt dafür, dass ich meinen Traum verwirklicht habe? , dachte ich beim Auspacken. Es macht mich ganz krank, wie ich versuchen muss, einigermaßen würdevoll wieder Mama von zwei Kindern zu sein – zwei Kindern, die sich fragen, was mit Daddy los ist – neben dem Haushalt und dem Versuch, meinem Sohn wieder näherzukommen, der sich nach dem ganzen Italienintermezzo ziemlich vernachlässigt fühlt. Und obendrein noch die Folgen der voller Panik und als Folge des Jetlags durchwachten Nächte.
    Wenigstens kann ich den Kindern jetzt sagen, wo er ist. Wo er sagt, dass er ist. Ich versuche, nicht in den Nachthimmel zu schauen und mich zu fragen, ob er mich vielleicht obendrein noch belügt.
    Das Auspacken half jedenfalls.

    In der Psychologie ist ja auch viel von »Auspacken« die Rede. Meistens macht das keinen besonders großen Spaß. Etwa wenn ich mich an den Reitlehrer mit der roten Afromähne erinnere, der mich aus mir bis heute unbekannten Gründen via Megafon als »reiche Zicke« beschimpfte. Oder an den Klavierlehrer mit den zwölf Katzen, der versucht hat, sich an eine ranzumachen, während man »Lara’s Theme« aus Doktor Schiwago spielte.
    Doch was ich gestern auspackte, während die Kinder im Wald spielten (Gott sei Dank haben wir diesen Wald), das war ein Koffer voller Schätze. Handgeschöpftes Papier von Il Papiro am Arno. Stapel von Seide aus einer winzigen, mit Weinlaub bewachsenen Manufaktur, deren Stoffe den Palast der Grimaldis in Monaco und den Kreml zieren. Flaschen mit toskanischem Olivenöl, tütenweise getrocknete Cannellini-Bohnen und ein Bündel Schals in Edelsteintönen vom Markt als Weihnachtsgeschenke.
    Ich wickelte auch ein Fläschchen mit einem Kräutertonikum aus, das ich in einer Farmacia aus dem 17. Jahrhundert gekauft hatte. Digestivo stand darauf. Gegen Magenbeschwerden. Ich schraubte es auf und nahm einen kleinen Schluck. Nur einen kleinen, denn ich wusste, ich würde das Tonikum noch brauchen, je nachdem wie meine eheliche Turbulenz ausging.
    Ich saß auf dem Boden meines Schlafzimmers und hatte meine Schätze um mich herum ausgebreitet wie ein kleines Mädchen seine Beute nach dem Ostereiersuchen. Ich dachte an Italien. Auch wenn er es wohl versucht hatte, war der Zauber ungebrochen. Er war einfach zu stark.
    So war unsere Reise gewesen – diese Wiedervereinigung mit Italien in Begleitung meiner Tochter: stark. Und doch absolut normal. Natürlich. Nicht erschütternd, sondern geerdet.
Besänftigend. Kraftspendend. Stetig. Fließend. Schön. Erfüllend. Ruhig. Entspannend. Real. Ganz selbstverständlich.

    Das Erste, was mir in Italien auffiel, waren die Bäume. Wenn man zwanzig ist, nimmt man von Bäumen keine Notiz. Man schaut nicht aus dem Flugzeug und denkt – wow, ich wusste gar nicht, dass das Mittelmeerklima so viele Koniferen hervorbringt. Vielleicht hat das etwas damit zu tun, wo man die letzten zwanzig Jahre gelebt hat. Ich persönlich hatte die meiste Zeit in Montana verbracht, umgeben von Bäumen, großteils Koniferen, daher fiel es mir wohl von oben auf. Jedenfalls gab es eine Menge Bäume da unten. Und Terrakotta-Dächer. Und enge Dörfer mit Piazza in der Mitte

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