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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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bleiben wird. Dass aus ihr eine berühmte und wahnsinnig erfolgreiche Schriftstellerin wird. Und dass ich nicht mehr arbeiten muss. Ich werde mir die Zeit mit Angeln irgendwo an einem Fluss vertreiben. Mit meinen Kumpels.
    Gott.
    Das schließt ja 99 Prozent der Realität aus.
    Dann basierte unsere Ehe auf einer Illusion? Auf einer Fantasie? Einem unwahrscheinlichen Schicksal?
    Was war der worst case in seinem Kopf, als sie sich das Ja-wort gaben? Dass der Vorschuss für ihr erstes Buch kleiner als sechsstellig wäre? Dass sie von den Schwangerschaften ein paar Dehnungsstreifen zurückbehalten würde?
    Diese Hausaufgabe ist kein Spaß. Überhaupt kein Spaß. Nicht einmal in der Filmversion.

    Ich gehe mit einer frisch geschiedenen Freundin mittagessen, die sich in einer neuen Beziehung befindet und in ihrem ganzen Leben nie glücklicher war als jetzt. Sogar die Kinder lieben ihren Neuen. Und ihr Ex wird wieder heiraten, und auch er war nie glücklicher, und so haben ihre Kinder jetzt vier Eltern, und alle sind so glücklich. Sich scheiden zu lassen ist einfach toll.
    Ich habe mich nur wenigen engen Freunden am Ort anvertraut, aber ich entschließe mich, ihr von meinem Mann zu erzählen, weil sie kompetent ist. Wie meine Freundinnen auf Reisen kennt sie sich mit Scheidung aus.
    Sie sagt mir, es sei löblich, wie ich gemäß meiner Philosophie ihm keine Angriffsfläche böte, nicht aggressiv würde
und ihm nicht drohte. Aber im Prinzip rät sie mir trotzdem, ihm den Laufpass zu geben. Sie ist die Stimme der Frauenwelt. Sie steht für diese Art Frauen, und ich kann ihr Kampfgeschrei hören. Dabei fühle ich mich dumm und schwach.
    Meine Strategie scheint zu zerbröseln. »Ja, stimmt schon, eigentlich sollte ich ihm ins Gesicht schlagen und sagen, dass er gefälligst aufwachen soll. Er ist erwachsen. Sollte mal anfangen, sich auch so zu benehmen. Sonst.«
    »Und wenn nicht … ich meine, ich bin der beste Beweis«, sagt sie. »Es gibt da draußen auch Glück, wenn deine Ehe nicht mehr zu retten ist. Und du verdienst es, glücklich zu sein.«
    Glück. Unwahrscheinliches Glück. Sie gibt mir von meiner eigenen Medizin.
    »Schon, aber ich möchte einfach in einer Ehe mit ihm glücklich sein.«
    Später erzähle ich meiner Therapeutin von diesem Mittagessen.
    »Das ist toll. Die Sache ist nur die, dass Sie, wie wir das ja schon besprochen haben, hinter Ihrem ›Sonst‹ stehen müssen. Tun Sie das?«
    »Ich bin einfach überzeugt davon, dass er mich noch liebt. Es gibt ganze Welten in unserer Beziehung, die wir noch nicht erkundet haben. Das ist doch nur eine Phase. Das sagt mir zumindest mein Gefühl. Und dem muss ich vertrauen.«
    »Dann empfehle ich Ihnen, Ihren Kurs beizubehalten. Sie können sich immer noch artikulieren. Ihre Gefühle. Ohne Schuldzuweisung und ohne in Wut oder Tränen auszubrechen. Sie können Ihre Gefühle ruhig darlegen. Er mag einen Wutanfall bekommen, aber Sie müssen sich nicht darauf einlassen.«

    Er bleibt zwei Nächte hintereinander weg, ohne anzurufen, und als mein Sohn am dritten Morgen aus meinem Schlafzimmerfenster schaut, ruft er zum zweiten Mal in dieser Woche: »Hey, sieh mal, Daddys Wagen steht vor der Garage!« Das klingt so, als würde irgendein Gaststar einen Kurzauftritt in seinem Leben haben. Am liebsten würde ich weinen. Das ist doch nicht in Ordnung. Wie lange halte ich das wohl noch aus. Das ist definitiv nicht die Botschaft, die ich meinen Kindern vermitteln will. Und ich weiß, dass es auch nicht die seine ist. Bislang waren wir immer so vorsichtig mit allem, was wir ihnen in dieser Hinsicht zu verstehen geben wollten.
    Ich schaue genauer hin und sehe, dass das Gartentor eingedrückt ist! Er ist rückwärts dagegen gefahren! Gegen das Tor, das er mit so viel Stolz selbst gebaut hat.
    Ich möchte am liebsten heulen oder schreien oder ihn endgültig rausschmeißen.
    Aber ich atme nur tief durch. Dass er Dinge tut, die so gar nicht zu ihm passen, führt mir nur noch deutlicher vor Augen, dass er in einer Krise steckt. Und verdammt, nur weil er in einer Krise steckt, muss ich ja nicht aufhören, ihn zu lieben. Außerdem ist er zu Hause. Er hat sich entschieden, nach Hause zu kommen.
    Ich höre ihn irgendwo schnarchen. Also streife ich durchs Haus und finde ihn schließlich mal wieder auf der Veranda, unter einer dünnen Wolldecke. Dabei sind die Nächte in Montana kalt, selbst im August.
    An diesem Morgen ist er demütig. Er trinkt viel Wasser, räumt die ganze Küche auf. Und

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