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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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doch der Verstand unser größter Feind.
    Aber wie auch immer, es ist eine wunderbare Gelegenheit, so zu tun, als hätte ich zunächst gar nicht bemerkt, dass das Boot hinten an seinem Wagen festgemacht ist oder dass er wieder mal ewig lang ausgeblieben ist. Ich kann Glück erzeugen. Ich kann Schönheit erzeugen. Vielleicht gelingt es mir, dass etwas davon auf ihn abfärbt.
    ICH: »Toll. Sag mir Bescheid.« Und dann beuge ich mich vor und küsse ihn. Seine Lippen fühlen sich ziemlich weich auf meinen an. Dann drücke ich meine Minze wieder an mich und spaziere mit den Hunden zum Haus hinauf. Dorthin, wo die Aprikosen sind und die Maiskolben und die Blumen auf der Fensterbank. Wo es Dinge gibt, die ich schön machen kann.
    ER: Ruft mir aus seinem Truck hinterher. »Ich werde anrufen. Versprochen.«
    ICH: Hab ihn gar nicht darum gebeten. Interessant.

    Als er ein paar Stunden später tatsächlich anruft, sagt er, er würde auf dem Boot schlafen und erst in ein paar Tagen nach Hause kommen. Er müsse draußen in der Natur sein und den Kopf frei bekommen.

    Er macht eine Pause und sagt dann angespannt: »Ich werde die Firma zumachen müssen. Wir verdienen einfach nichts mehr. Deshalb ist es Zeit. Ich muss mir irgendeinen anderen Job suchen. Für eine Weile können wir noch von unseren Ersparnissen leben. Aber nicht sehr lange.«
    Und seltsamerweise erfasst mich eine saubere, weiße Erleichterung, als ich das höre. Unsere Ersparnisse? Ist es das? Ist er zurück? Hatte mein italienischer Vater recht? Ging es hier nur um seinen Job? Ein Mann braucht seine Arbeit. Lag ich mit meinem Bauchgefühl richtig?
    »Mach dir eine gute, heilsame Zeit. Und grübel nicht zu viel. Sei einfach«, sage ich.
    Als ich später im Bett liege, setze ich mit Bocksprüngen über all die bedrohlichen Gedanken hinweg. Ich neutralisiere sie mit meinem heilenden, glücklichen Spaziergang über die Wiese beim Minzeholen. Vielmehr beschäftigt mich jedoch die Tatsache, dass er etwas beendet, das beendet gehört. Und es ist nicht unsere Ehe.
    Vielleicht wird er jetzt allein eine Spritztour irgendwohin unternehmen. Um seine alten Träume zu überdenken. Um sie mit seiner Realität in Einklang zu bringen.
    Und dies ist der letzte Gedanke, den ich durch die Tür lasse (denn emotionaler Schmerz kommt mittels Gedanken und nur so): Wie kann ein Mann, der seine Frau herabsetzt, um seinen eigenen Stolz zu retten, je wieder ein gleichwertiger Partner sein? Vorausgesetzt, dass er das überhaupt jemals war.
    Von wegen tönerne Füße und all dieses Zeugs.

Freier Fall
    August.

    In diesem Moment meines Lebens geht mir die Luft aus. Ich möchte diese Sache endlich hinter mir haben. Ich wünsche mir, dass der Rummel, zu dem mein Leben geworden ist, zusammenpackt und in die nächste Stadt weiterzieht – samt Achterbahn, Schießbuden, Würstchenstand, Rodeo und Schaustellern. Ich bin es einfach leid!
    Und ich wette, ich weiß, was Sie jetzt denken. Das liegt nur daran, dass sie so nachgiebig ist. Ich hätte mir den ganzen Mist dieses Sommers niemals bieten lassen. Auf keinen Fall. Ich hätte ihm schon nach dem ersten Abend, als er nicht anrief, gesagt, er solle sich zum Teufel scheren.
    Wenn ich damit richtig liege, dann habe ich jetzt eine Frage an Sie: Wohin zum Teufel denn genau?
    Sich zu echauffieren ist leicht. Man sollte sich nur absolut sicher sein, dass man selbst mit den gestellten Ultimaten zurechtkommt.
    Meine Therapeutin und ich dagegen sind übereingekommen, dass ich meinen Weg jetzt umso konsequenter fortsetzen soll. Mich unverwüstlich und unerschütterlich geben soll. Es
ist sein Schiff, das er da gerade zu versenken versucht, nicht meins.
    Aber du lieber Gott, habe ich eine Angst.
    Trotz meiner den ganzen Sommer über praktizierten Haltung fällt es mir immer noch schwer, seine Hemden nicht nach Damenparfum abzuschnüffeln. Seine Hosentaschen nicht zu durchwühlen. Nicht auf der Suche nach Indizien mal einen Blick in seinen Wagen zu werfen. Und besonders hüte ich mich davor, Leute zu fragen, ob sie ihn irgendwo in der Stadt gesehen haben.
    Und wenn man mich en passant fragt, wie es mir geht, dann sage ich: »Danke, gut.« (Es ist eine richtig interessante Übung, den Leuten nicht zu sagen, wie einem wirklich zumute ist. Ich habe mir bisher diese Frage immer zu Herzen genommen und wahrheitsgemäß beantwortet. Das würde ich mich im Moment nicht trauen. Und es bringt mich dazu, selbst diese Frage im Vorübergehen nicht mehr zu stellen. Nur noch in

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