Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks
Möglichkeit, dass etwas so Banales wie das Fernsehen mir Hinweise auf die Zukunft meiner Ehe gibt? Wenn das so ist, dann werde ich fortan sämtliche Werbung an den Einkaufswagen im Supermarkt besser im Auge behalten! Ich bin, wie Sie wissen, nicht wählerisch, was die Quellen der Erkenntnis angeht. (Kein Grund zur Aufregung, ich mache doch nur Spaß. Oder vielleicht doch nicht … )
Es ist Montagmorgen, und ein Typ von der Satellitenfirma ist da, um unser Haus so aufzurüsten, dass wir auch in anderen Zimmern fernsehen können. Meine Tochter und ich gehen in den Wäldern rund um unser Grundstück reiten, und mein Mann bleibt zu Hause, um unsere Lebensqualität schon in nächster Zukunft zu steigern. Wenn dann eines Tages ein Typ kommt, der im Keller eine Bar einbaut, werde ich wissen, dass mein Mann richtig lange zu bleiben gedenkt. Aber für den Moment ist auch schon die Fernsehgeschichte eine tolle Neuigkeit.
Ich versuche, mich ganz rauszuhalten, aber als ich von unserem Ausritt zurückkomme, sehe ich den Fernsehmann
und meinen Mann die Stufen zum Speicher über der Garage hinaufsteigen. Ich folge ihnen.
Ich gehe in den Teil, den wir schon einmal für ein Heimkino angedacht hatten. Sitzgarnitur. Ein Arbeitszimmer für ihn. Ein Billardtisch. Ein Zimmer ganz für ihn allein – eine Männerhöhle –, von dem die Familie auch etwas hätte. Wir haben jetzt nicht das Geld dafür. Aber allein, es für die Zukunft zu planen, wenn und falls es finanziell wieder aufwärts geht – seine bloße Reaktion darauf wird mir einen Hinweis darauf geben, ob er sich künftig in diesem Haus sieht. Mit uns.
Und dann setze ich alles auf eine Karte und sage – einfach so und vor dem Satelliten-Typ: »Wo wir gerade hier oben sind, frage ich mich, ob man hier wohl auch einen Satellitenanschluss installieren könnte.« Ich schaue zu den beiden hinüber. Jetzt kann alles passieren. Man könnte mich ignorieren. Mich »unfähig« nennen. Mein Mann könnte die Augen verdrehen und einfach weggehen.
Doch seine Augen weiten sich vor Begeisterung. »Ja, genau«, sagt er. »Das würde mich auch interessieren. Wie sähe es hier damit aus?«
Der Mann kommt zu mir herüber und meint: »Also, wenn Sie es schlau anstellen, dann legen Sie das Kabel jetzt, bevor Sie die Trockenbauwand einziehen.«
»Ah ja«, sage ich. »Das wäre schlau. Falls wir doch mal einen Wohnraum daraus machen wollen.«
»Ja, ja, wir lassen das Kabel lieber auch hier rein verlegen«, sagt mein Mann.
Es fühlt sich an, als würde mein ganzer Leib seufzen. Ich stelle mir uns alle hier drinnen vor. An einem Weihnachtsmorgen. Ich will mich auch nie mehr darüber beklagen, wie viel wir fernsehen – Football, Baseball, von mir aus sogar Golf.
Ich möchte nur, dass wir zusammen sind. Ich glaube an uns. Ich lasse mich von meinem Instinkt leiten.
Später klingelt das Telefon. Es ist unser Nachbar, der auf einen vorherigen Anruf meines Mannes reagiert. Er ist Bauhandwerker. Und er würde sehr gern vorbeischauen und sich den Raum über unserer Garage mal ansehen. Ich riskiere noch einmal etwas, weil mein Mann gerade draußen ist, und sage: »Wie wär’s mit Dienstagabend?«
Schon haben wir einen Termin.
Ich weiß, dass ich mich einmische. Aber gebe ich nicht nur einen kleinen Anstoß in die richtige Richtung? Ich stelle mich niemand in den Weg, aber ich bin eben auch nicht blind, taub oder stumm. Egal, jedenfalls habe ich in Bezug auf uns ein gutes Gefühl. Zum ersten Mal in diesem ganzen Sommer, seit dem Tag meiner Rückkehr aus Italien, spüre ich ein Wir-Gefühl. Da sind unsere Kartoffeln drin. Das ist unser Satellit. Verdammt noch mal. Vielleicht finden Sie, ich sollte mir Schmuck wünschen. Aber ehrlich gesagt, setze ich meine Hoffnung jederzeit lieber auf Kartoffeln und Sportsender. Je länger es dauert, desto sicherer bin ich mir, dass es ungemein wichtig ist, eine Realistin zu bleiben.
Und es scheint, als würden meine letzten Wochen im freien Fall plötzlich in einem Ruck himmelwärts enden. Ich blicke auf und entdecke einen riesigen Fallschirm, der sich über mir geöffnet hat. Realitätssinn scheint mir im Moment das Beste zu sein, um zu schweben – viel sicherer, als Romantik sich je angefühlt hat.
Ein herzförmiger Stein
Immer noch August.
Jetzt liegen die Dinge anders. Komplett anders. Und dann auch wieder nicht, weil wir gemeinsam Kaffee trinken, Olympiade schauen und überlegen, was für den Schulbeginn noch vorzubereiten ist.
Alles ist anders, weil
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