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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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hat eine Bluse und ein Höschen an, das ihr bis zu den Kniekehlen runtergezogen ist. Ich hatte das Bild oft als Wichsvorlage benutzt und mir vorgestellt, wie ihr Mann sie posieren ließ. Eine Urlaubserinnerung.
    Ein Balkon ließ einen im Ungewissen stehen, wie auf einem Sprungbrett, das war etwas anderes, als aus dem Fenster zu sehen. Man hatte noch ein wenig das Gefühl, von vier Wänden umgeben zu sein, war aber trotzdem draußen, entblößt in diesem Fall, entblößt, aber nicht den Blicken ausgeliefert.
    Oriana ging raus auf den Balkon, stützte sich auf die Brüstung und sah die Sterne an. Ich knöpfte meine Hose auf, holte meinen Schwanz raus und stellte mich hinter sie. Wir sahen gemeinsam nach oben, ich spürte die leichte Wärme des Betons unter meinen nackten Füßen. Dann küßte ich Oriana in den Nacken, öffnete ihre Hose.
    – Was wird das denn?
    – Sex auf dem Balkon, flüsterte ich verunsichert.
    Wir verharrten bewegungslos, Standbild. Schließlich reckte Oriana mir ihren Po entgegen, ich zog zögerlich den Slip und die Hose runter. Tat sie es nur mir zuliebe? Mit einem Finger teilte ich ihre Lippen und spürte das Elixier.
    Geschmeidig glitt ich hinein. Ich bewegte mich langsam, mit einer gewissen Trägheit und sah abwechselnd auf Orianas Hintern, zu den Sternen und in den Garten. Als es mir kam, war es nicht gewaltig, ekstatisch, überwältigend. Es sprudelte friedlich aus mir raus. Oriana kam es nicht, aber ich glaubte nicht, daß sie das unbefriedigt zurückließ. Es war ein gelöster Akt, als würde er in der Schwerelosigkeit stattfinden.
     
    Wir mußten ein ganzes Stück gehen, um dem Lärm der Promenade zu entkommen, den Eis– und Zuckerwatteverkäufern, Porträtmalern, Tätowierern, Wahrsagern und Jongleuren. Doch schließlich saßen wir im Sand, das Wasser war ganz leise und glatt und fast schwarz. Wir legten uns nebeneinander auf den Rücken, starrten in den Himmel. Auf dem Balkon hatten wir uns eben etliche Mückenstiche geholt, doch das Teebaumöl linderte den Juckreiz und hielt weitere Mücken fern.
    – Erzähl mir von diesen Menschen, die zu gut geraten waren.
    – Die Götter hatten schon die Tiere und Pflanzen erschaffen, aber es stellte sich heraus, daß die Tiere nicht sprechen und nicht die Götter anbeten konnten. Also wurden sie zum Töten und Fressen bestimmt. Die Götter wollten Wesen erschaffen, die gehorsam und respektvoll waren, Wesen, die ihnen huldigten und Opfer brachten.
    Sie formten einen Menschen aus Lehm, aber er war nicht gut, er konnte sich nicht bewegen und weichte im Wasser auf. Er konnte zwar sprechen, aber er war dumm. Die Götter zerstörten ihr Werk und hielten Rat. Sie beschlossen, Menschen aus Holz zu schnitzen. Diese Menschen lebten einige Zeit auf der Erde, sie bekamen Söhne und Töchter, doch sie hatten weder Seele noch Intelligenz, weder Blut noch Mark. Ihr Gesicht war ohne Mienenspiel. Sie kannten ihre Schöpfer nicht und lebten wie die Tiere. Auch sie wurden vernichtet. Die Götter übten noch.
    Nach langen Beratungen benutzten sie Mais, um das Fleisch des erleuchteten Menschen zu formen, und sie schufen vier Männer: Waldjaguar, Nachtjaguar, Nachtherr und Mondjaguar. Diese Männer hatten eine Seele, sie sahen, hörten, begriffen, sie gingen aufrecht. Sie sahen, was ihnen beliebte, sahen alles Verborgene und alle Geheimnisse. Die Schöpfer fragten sie, ob sie zufrieden wären. Ja, sagten die Männer, wir wissen und erfassen alles, die kleinen und die großen Dinge, ob nah, ob fern. Wir danken euch aufrichtig.
    Die Götter berieten miteinander und beschlossen, ihre Geschöpfe einzuschränken, damit sie nicht auf die Idee kämen, mit ihnen zu wetteifern. Ein Schleier wurde den Menschen über die Augen gelegt. So wurden die Weisheit und das Wissen der vier Männer vernichtet. Die Götter gaben ihnen vier Frauen, Fallendes Wasser, Brunnenwasser, Kolibriwasser und Papageienwasser.
    Die Menschen bewegten sich in der Dunkelheit, doch bald schon schenkten die Götter ihnen das Licht, und als die Morgenröte erschien, wurden die Menschen von großer Freude erfüllt.
    Die Frauen heißen Wasser, weil sie Leben spenden, dachte ich, aber wieso heißen die Männer nicht alle Jaguar, was hat es wohl mit Nachtherr auf sich.
    – Ich habe Martha gefragt, fuhr Oriana fort, ob die Frauen auch aus Mais sind, aber sie hat gesagt, die Frauen seien aus dem Sperma der Götter. Ich wußte nicht, was Sperma heißt, lange Zeit habe ich das für einen seidig glänzenden Stoff

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