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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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Tranceartiges, ich konnte woanders sein.
    – The end?
    – The end, When the music’s over, Waiting for the sun, alles.
    – Fandest du Jim Morrison sexy?
    – Er war nur eine Stimme in meinem Kopfhörer, die ich liebte. Kein Star, den ich angehimmelt habe.
    – Aber schon eine faszinierende Person.
    – Ich weiß fast nichts über ihn, er hat nur oft so eine Sehnsucht und Trauer in der Stimme, als wüßte er genau, wo das Paradies ist, käme aber nicht dorthin.
    – Hast du den Film gesehen?
    Wieder wackelte der Kopf auf meinem Bauch hin und her. Ich war erstaunt, ich wollte immer alles wissen über Menschen, deren Werk mich begeisterte. Klatsch und Tratsch vielleicht, unnötiges, kaum interessantes Beiwerk, aber ich wollte es in Erfahrung bringen, als würde es mir helfen, ihre Kunst besser zu verstehen.
    Ich versuchte mich zu erinnern, ob es für mich auch etwas Sexuelles gehabt hatte, als ich eine Zeitlang regelmäßig mit Cannabisschwere dagelegen und Doors gehört hatte. Selbst wenn es so gewesen war, hatte ich es vergessen. Aber ich glaubte trotzdem zu wissen, was sie meinte.
    – Es war einmal ein König, fing ich an, der wollte alles über die Menschen wissen, er wollte alles erfahren, was ein Mensch erleben kann. Jeder Fremde, der in seinem Reich auftauchte, wurde von ihm beherbergt und bewirtet. Der König ließ sich als Gegenleistung von ihren Leben, ihren Abenteuern, Sehnsüchten und Schicksalsschlägen erzählen.
    Eines Tages erschien ein schwarzgewandeter Mann, der ebenso schön wie traurig aussah. Er wollte dem König nichts über sich verraten. Selbst der Wein, der ihm kredenzt wurde, löste seine Zunge nicht, und die Bauchtänzerinnen, die der König zum Vergnügen seines Gastes auftreten ließ, konnten seine traurige Miene nicht erhellen oder auch nur seine Augen kurz aufleuchten lassen. Als der König den schwarzgewandeten Mann nun immer weiter und immer heftiger bedrängte, nannte ihm der Fremde eine Stadt in China als Schlüssel zu seinem Geheimnis und verschwand.
    Der König wollte nun unbedingt in diese Stadt, und es gelang ihm tatsächlich, auszumachen, wo sie lag. Er reiste dorthin und sah, daß die schönen Bewohner dieses Ortes alle schwarz gekleidet waren und niemals lachten. Es fand sich keiner, der ihm Auskunft über ihr Schicksal geben mochte. Doch nach einiger Zeit gewann der König einen Freund, einen Metzger, der ihn davor warnte, das Geheimnis der traurigen Bewohner ergründen zu wollen. Der König bedrängte den Mann wieder und wieder, er versprach ihm Geld und allerlei Kostbarkeiten, aber der Metzger war nicht an irdischen Gütern interessiert. Nach vielen Wochen des Fragens und Bittens und Betteins gab er schließlich nach und offenbarte dem König das Geheimnis der traurigen Bewohner dieser Stadt.
    Er führte den Wissensdurstigen eines Abends zu einem Turm vor den Mauern der Stadt und hieß ihn hoch auf die Plattform steigen. Sobald der König oben war, kam ein Riesenvogel und trug ihn weit fort in eine Gegend von paradiesischer Schönheit, in das Reich einer Feenkönigin. Er durfte neben dieser bezaubernden Frau auf dem Thron sitzen, sie küssen und kosen, vom Zauberwein trinken und Feenmusik hören. Nur die letzte Erfüllung blieb ihm verwehrt.
    Von diesem Tag an bestieg der König jeden Abend den Turm und ließ sich von dem Riesenvogel ins Reich der Feenkönigin tragen. Tagsüber schlief er, er hatte die Menschenwelt längst vergessen, sein Reich, seine Geschäfte, seine Pflichten, die Sonne und normale Nahrung waren ihm einerlei. Er lebte in den Nächten bei seiner Feengeliebten, küßte und koste sie, durfte Wein von ihren Brüsten trinken, doch so sehr er bettelte und drängte, so sehr er versuchte, sie zu verführen, das blieben die einzigen Genüsse, die ihm die Feenkönigin gewährte.
    In der dreißigsten Nacht flehte er sie an, auch den letzten Schleier fallen zu lassen und sich ihm hinzugeben. Wahnsinn überkam den König, er bestürmte die Geliebte, sich seinem Willen zu fügen oder ihn zu töten. Die Feenkönigin beschwor ihn, nur noch eine Nacht zu warten. Was ist schon eine Nacht, wenn es um die Seligkeit geht? fragte sie ihn, noch eine Nacht und du wirst die höchste Erfüllung erfahren. Doch der Menschenkönig hörte nicht auf ihre Worte, er war vor lauter Leidenschaft entschlossen, sie mit Gewalt zu nehmen. Als sie das merkte, willigte sie schließlich ein und bat ihn, nur für einen kurzen Moment die Augen zu schließen. Als der König in Erwartung des

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