Ein Spiel, das die Götter sich leisten
und Erniedrigung. Wenn eine ihn anfleht, sie in Ruhe zu lassen, mit der Begründung, sie sei noch Jungfrau, dann muß sie sich über eine Kiste beugen, und er fickt sie in den Arsch. Manchmal läßt er eine ganze Gruppe von vierzehn, fünfzehnjährigen Jungen in sein Lagerhaus, die das Mädchen wieder und wieder masturbieren muß, bis alle nicht mehr können.
– Das ist Unsinn, sagte Oriana und zeigte mir kurz ihre Zähne. Dann fuhr sie fort:
– Die Geschichte geht anders. Du hast sie nicht richtig gelesen. Kennst du das Märchen von Prinz Hut unter der Erde? Nein? Es war einmal ein König, der drei wunderhübsche Töchter hatte. Als er eines Tages zu einer Reise aufbrach, durfte sich jede Prinzessin etwas von ihm wünschen. Die Älteste wollte eine Schmuckschatulle aus reinem Gold mit eingearbeiteten Diamanten. Die Zweite wünschte sich eine ganze Kutsche voller Kleider aus den feinsten, schillerndsten und kostbarsten Stoffen des Orients. Die Jüngste, die die Lieblingstochter des Königs war, eine liebliche, zarte Frau voller Herzensgüte, wünschte sich bloß die drei spielenden Blätter, die Wonne und Glückseligkeit schenken sollten.
Nachdem der König seine Geschäfte erledigt hatte und auf dem Weg zurück in sein Schloß war, wollte er den Zweig mit den drei spielenden Blättern abbrechen, doch da ertönte eine Stimme aus der Erde: Als Gegengabe für die drei spielenden Blätter verlange ich das erste lebende Geschöpf, das dir bei deiner Heimkehr begegnet. Da dem König sehr viel an dem Glück seiner jüngsten Tochter gelegen war, willigte er ein. Doch während er den Hügel zu dem Schloß hochstieg, kam ihm schon die jüngste Prinzessin entgegengelaufen, die es nicht mehr hatte erwarten können, ihren Vater wiederzusehen.
So war der König gezwungen, seine Tochter, die sich wehrte, weinte und barmte, dem Untier, Prinz Hut unter der Erde, auszuliefern. Sein Herz ward ihm schwer, doch er sah keinen Ausweg, er hatte sein Wort gegeben. Er brachte seine Tochter, die ihn anflehte, sie zu verschonen, an den Eingang der Höhle des Untiers.
Er sprach in den dunkle Eingang hinein:
– Hier habe ich das erste lebende Geschöpf, das mir bei meiner Heimkehr begegnet ist. Es ist meine eigene Tochter, meine Lieblingstocher. Ich bitte dich inständig, hab Erbarmen mit ihr. Sie zittert schon wie Espenlaub. Nimm mich an ihrer Statt.
Das Untier zeigte sich nicht, sondern sprach aus der Dunkelheit:
– Ich werde auf keinen Handel eingehen. Vereinbart war das erste lebende Geschöpf, das dir bei deiner Rückkehr begegnet, und ich nehme an, daß man sich auf das Wort eines Königs verlassen kann.
Seine Stimme war tief und voll, als sei er drei Meter groß.
– Ich würde, setzte der König noch mal an, doch Prinz Hut unterbrach ihn:
– Nichts Geringeres als deine Tochter.
Der König ließ sie mit Tränen in den Augen zurück, die Beine wurden ihm schwer, er konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Die Prinzessin versuchte zu lächeln, um dem Vater den Abschied zu erleichtern. Als sie ihn nicht mehr sehen konnte, ging die Königstochter schweren Herzens in die Höhle, die einen herben, fast unangenehmen Geruch verbreitete. Sie hatte Angst. Prinz Hut kam auf sie zu und faßte sie bei der Hand. Die Prinzessin erschrak. Es war so dunkel, daß man die Finger vor den Augen nicht sehen konnte. Fürchte dich nicht, sagte das Untier.
Prinz Hut brachte die junge Prinzessin dazu, ihre Tugenden zu vergessen. Im Bauch der Erde erlebte sie nun jene Wonne und Glückseligkeit, die sie sich von den drei spielenden Blättern erhofft hatte.
– Ach, ja, sagte ich, die steht etwas weiter hinten im Buch. Ich mußte grinsen. Ich mußte grinsen, weil ich es eben nicht gekonnt hatte. Zuerst schien Oriana sauer zu werden, doch dann wurde ihr Blick weit und weich. Ich strich ihr mit dem Zeigefinger über die Falten um die Augen.
– Du bist wunderschön.
– Du machst mich glücklich, sagte sie, und nach einer Pause: Es ist sehr schön, dich zu spüren wie einen Wolkengott.
Meine Augen wurden glasig, etwas breitete sich in meinem Körper aus, stellte alle meine Haare auf. Oriana legte mir einen Finger in die Mulde zwischen den Schlüsselbeinen. Das war mehr, als ich mir heute morgen gewünscht hatte.
Vor Jahren hatte ich diesen Traum. Es ist ein sonniger Morgen, sie sind gerade aufgewacht, es ist still, eine summende Stille. Die Vögel zwitschern nicht, der Wind rauscht nicht in den Blättern, der Kühlschrank brummt nicht,
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