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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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mit bewundernswerter Selbstdisziplin die Erleuchtung erleben wollten. Innerlich verkrampfte Menschen, Dogmatiker, die einen befremdet ansahen, wenn man Witze über das Nirwana machte oder mit hanfroten Augen zum Unterricht erschien.
    Joshua sagte nicht, wovor er Angst hatte. Nachdem er noch eine Karaffe bestellt hatte, kam das Gespräch etwas schleppend wieder in Gang, wir tranken, redeten, und als ich aufstand, um auf die Toilette zu gehen, merkte ich, daß ich stolz darauf war, nicht zu schwanken und die kleinen Stufen ohne Probleme nehmen zu können.
    Als ich wieder saß, sah ich, daß Joshuas Hand unter dem Tisch zwischen Eileens Schenkeln ruhte. Er bemerkte meinen Blick, grinste mich an, und auch Eileen lächelte.
    Oriana schien sehr betrunken zu sein. Sie hatte offensichtlich nichts mitbekommen.
    Womöglich bildete ich es mir ein, aber ich glaubte, Eileens Geruch in der Nase zu haben, einen blumigen Duft, doch, ja, mit einem Hauch von Jasmin. Ich stellte mir vor, meine Nase an ihre Achsel zu halten. Joshua legte Oriana seine freie Hand auf den Oberschenkel, doch das hatte er schon oft getan, sie zeigte keine Reaktion. Vielleicht würde seine Hand jetzt ein wenig höher wandern. My sister is frigid.
    – Du kannst mich nicht bumsen. Nur Mesut darf das. Vielleicht erlaube ich dir, an meiner Möse zu spielen und sie zu lecken, aber mehr wirst du nie kriegen.
    Wir vier in einem halbdunklen Zimmer, ohne die Partner zu tauschen, nur die Geräusche, die klebrige Luft, ein Duft von Ingwerblüten, Zimt und Jasmin, das Schmatzen und Stöhnen, die Blicke auf die schattenhaften Gestalten, die die Positionen wechseln. Ich stellte es mir gerne vor. Aber ich wollte nicht mit Eileen und Joshua intim werden, ich hätte sie gerne als zwei Körper gehabt, doch ich wollte nicht mit ihnen morgen am Frühstückstisch sitzen und zwei Menschen vor mir haben, die aufgegeilt, befriedigt, verletzt, eifersüchtig, glücklich, gekränkt, gedemütigt, zerstritten oder erschöpft waren. Oder daß Oriana und ich etwas anderes fühlten als eine Ermattung nach vielen Orgasmen. Ich begehrte die beiden nicht, sondern nur ihre Körper. Gerne hätte ich Joshuas Schwanz im Mund gehabt, gerne hätte ich gesehen, wie Orianas Zunge durch Eileens Spalte fuhr, aber ich wäre nicht bereit gewesen, auch nur den geringsten Preis dafür zu zahlen. Es war mir nichts wert.
    Joshuas Hand lag jetzt bewegungslos auf der Innenseite von Orianas Schenkeln, nur Zentimeter von ihrer Scham entfernt, und sie zeigte immer noch keine Reaktion. Sie sah aus, als würde sie es nicht merken.
    Wir bestellten noch eine Karaffe. Eileen hatte sich zurückgelehnt und war mit dem Hintern an die Vorderkante ihres Stuhles gerutscht. Ein trunkenes Weib erregt Ärgernis, sie wird auch ihre Scham nicht bedeckt lassen. Oriana stand auf, kicherte auf eine Art, die ich an ihr nicht kannte, sagte, sie müsse für Königstiger, nach Toledo.
    Als sie weg war, zog Joshua die Hand hervor, zeigte mir zwei naß glänzende Finger und fragte:
    – Willst du auch mal?
    Es lag wohl am Alkohol, meine Sinne waren verwirrt und betäubt, ich hatte die Heiterkeit des Rausches, ich mußte lachen, es erschien mir so albern, so sehr einer meiner schlechten Phantasien entsprungen, daß ich einfach losprustete. Willst du auch mal, als würde er mir einen Joint anbieten. Er saß da, wußte einige Sekunden nicht, was er tun sollte, Eileen schien beleidigt, und Joshua wischte sich schließlich die Finger an der Hose ab.
    Es herrschte ein unangenehmes Schweigen, als Oriana zurückkam. Wir zahlten und wankten ins Hotel, unterwegs erzählte ich Witze. Wir lachten tatsächlich, sogar Oriana kriegte sich nicht mehr ein. Joshua sang aus vollem Halse: Cold ground was my bed last night and rock was my pillow, too. And we’re still riding high. Das war schön.
    Im Zimmer warf sich Oriana in ihren Klamotten bäuchlings auf das Bett und versank in ihrer Betäubung. Ich stand am offenen Fenster und lauschte auf Geräusche aus dem Nebenzimmer. Nichts. Kein Stöhnen, kein Geflüster, kein Quietschen. Es war kein Laut zu hören. Ich setzte mich auf die Fensterbank, ließ die Füße nach draußen baumeln. War die Luft so mild, oder war ich das.
    Ich verschmolz mit dem Rausch. Der Mond vergoß – der Mond vergaß sein Licht, und ich vergaß mich selbst, als ich so saß nach dem Weine, die Vögel waren weit, das Leid war weit, und Menschen gab es keine.

10
    Mein Mund war völlig trocken, meine Blase voll, doch ich wollte mich

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