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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu entwickeln schien, beschloß Clare, sich nun um den spirituellen zu kümmern. Sie stieg aus dem Bett, zog sich einen Hausmantel über und kniete sich in den Sonnenschein, der durch das Fenster hereinströmte. Ihre Hände locker im Schoß verschränkt, machte sie ihren Geist von allen Gedanken frei.
    Wie ein Strom lebendigen Feuers erfüllte plötzlich ein alles umfassender Glaube ihr Herz. Dies waren der göttliche Frieden und die Freude; dies war es, was ihr Vater jeden Tag hatte erfahren dürfen und weswegen er sich zur Aufgabe gemacht hatte, anderen Menschen die Güte Gottes zu vermitteln.
    Sie versank tiefer in diesen wundervollen Zustand, und einen Augenblick spürte sie die Gegenwart ihres Vaters. Staunend begriff sie, daß er von ihrer Schwäche gewußt hatte, daß er um ihre Errettung gebetet hatte. Nun war er gekommen, um bei ihrer Erweckung zugegen zu sein.
    Nach ein paar Minuten verblaßte das Bild ihres Vaters. Sie mußte lächeln. Selbst jetzt noch, auf der anderen Seite, war er unablässig damit beschäftigt, den Menschen zu helfen, denen diese spirituelle Erfahrung bisher versagt geblieben war.
    Nun, es störte sie nicht mehr.
    Tränen der Ehrfurcht und der Demut brannten in ihren Augen, und sie schickte ein Dankgebet zum Himmel. Jetzt, da das Licht in ihr entzündet worden war, würde es niemals mehr verlöschen –
    das wußte sie.
    Und es war Liebe gewesen, die ihr den Weg gezeigt hatte.

Kapitel 27
    CLARE HATTE NICHT gewußt, wie tief sie in ihre Meditation versunken gewesen war, bis sie aufstand und schockiert entdeckte, daß Polly ihr inzwischen eine Kanne Tee und einen Krug mit dampfend heißem Wasser gebracht hatte. Da es sehr viel zu tun gab, wusch sie sich rasch, zog sich an und ging hinunter zum Frühstück. Zuerst jedoch mußte sie einen Abstecher in die Bibliothek machen.
    Sie widerstand nur mühsam dem Drang, auf die Stelle des Teppichs zu starren, wo sie sich geliebt hatten. Statt dessen trat sie an die Wand, an der die Harfe zerschmettert worden war, und kniete nieder. Sie betrachtete den Schaden noch, als Nicholas in die Bibliothek betrat.
    Sie blickte auf. »Es ist ziemlich viel kaputtgegangen«, sagte sie zögernd, »aber es sieht so aus, als könnte man die Teile wieder zusammenfügen.«
    Er kniete sich neben sie und sammelte die Stücke auf. »Du hast recht«, bemerkte er, nachdem auch er den Schaden begutachtet hatte. »Nichts, was sich nicht reparieren läßt.« Er streichelte das seidenglatte Weidenholz. »Ich bin wirklich sehr froh darüber. Tarn war ein großer Künstler – es ist eine Schande, daß ich versucht habe, seine Arbeit zu zerstören.«
    »Zum Glück ist die Harfe sehr solide gearbeitet.
    Schau mal, sie hat eine ordentliche Kerbe in der Wand hinterlassen.« Sie setzte sich auf ihre Fersen zurück. »Gestern nacht, als du sie von dir geschleudert hast, hatte ich das Gefühl, du wolltest damit auch die Musik in dir vernichten.
    Ich hoffe, daß du damit keinen Erfolg hattest.«
    Sie verlieh ihrem letzten Satz einen fragenden Unterton.
    »Wahrscheinlich hatte ich das tatsächlich beabsichtigt, obwohl ich gar nicht so klar gedacht habe.« Er zupfte an einer Saite, die noch fest gespannt war, und ein klagender Laut erklang.
    »Vielleicht sollte ich ein Lied über das Grubenunglück schreiben. Der Toten durch Musik zu gedenken, ist eine alte keltische Tradition.«
    Sie legte ihre Hand auf die seine. »Ja, tu das. Und sing es auf dem nächsten lokalen Eisteddfod. Es würde die Leute im Tal sehr freuen.«
    Seine Miene verhärtete sich. Sie vermutete, daß er gerade dachte, wieviel mehr die Leute sich gefreut hätten, wenn er in der Lage gewesen wäre, die Arbeitsbedingungen in der Zeche früher zu verbessern. Obwohl er seinen Kummer und sein Schuldbewußtsein inzwischen unter Kontrolle gebracht hatte, war beides immer noch in gleicher Stärke vorhanden. Es war anzunehmen, daß er sich davon niemals befreien würde. Das Schweigen wurde unterbrochen, als Williams eintrat und einen keuchenden Jungen hereinführte. Clare erkannte Trevor Morris, Margeds Ältesten, und stand sofort auf. »Braucht deine Mutter mich, Trevor?« fragte sie. »Ich wollte mich gleich auf den Weg ins Dorf machen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Miss Morgan, ich hab’ nur ganz tolle Nachrichten. Mein Dad lebt!
    Sie ham ihn heute morgen gefunden. Mama hat mich losgeschickt, um’s Ihnen sofort zu sagen.«

    Clares inniges »Gott sei Dank« wurde von Nicholas’ überschwenglichem

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