Ein Spiel um Macht und Liebe
plötzlich seine Lippen. Er wußte jetzt, was er zu tun hatte.
Er würde seine Opfer ausräuchern.
Kapitel 29
NICHOLAS WAR MIT einem Schlag hellwach.
Einen Augenblick lag er nur still da und versuchte, herauszufinden, was den Teil seines Bewußtseins, der niemals schlief, alarmiert haben mochte.
Der Rauch. Für das kleine, kontrollierte Feuer hier drinnen gab es viel zuviel Rauch. Er setzte sich auf, überblickte sorgsam den Innenraum und entdeckte im Fenster gegenüber des Kamins ein schwaches rötlich-gelbes Glimmen. Es hatte aufgehört zu regnen, und in der Stille war ein bedrohliches Knistern zu hören.
Clare schlief noch. Er rüttelte sie an der Schulter.
»Wach auf. Draußen brennt es.«
Als sie ihre Augen öffnete, stand er auf und streifte sich rasch Hosen, Stiefel und Hemd über.
Allerdings war er nicht übermäßig besorgt; die Tür war nicht weit entfernt, und es bestand keine Gefahr, daß sie hier drinnen gefangen sein würden.
Clare kam ebenfalls, schläfrig blinzelnd, auf die Füße. Er ignorierte ausnahmsweise einmal ihre herrliche Nacktheit und warf ihr das Nachthemd zu, das anzuziehen sie an diesem Abend noch keine Chance gehabt hatte. »Streif das über, damit wir hinausgehen und nachsehen können, was dort brennt. Wahrscheinlich wird das Feuer schnell zu löschen sein, aber ich möchte kein Risiko eingehen.«
Sie nickte und gehorchte, schlüpfte dann in ihre Stiefel und griff sich, als sie sich auf die Tür zubewegte, ihren Mantel. Nicholas packte die Satteltaschen, die alles von Wert enthielten, was sie mitgenommen hatten, und folgte ihr.
Dennoch konnte er das seltsame Gefühl nicht abschütteln, daß irgend etwas nicht stimmte.
Sicher, es war möglich, daß Funken aus dem Rauchabzug das Feuer verursacht hatten, aber bei der Feuchtigkeit des Waldes war dies doch verdammt merkwürdig. Und warum befanden sich die Flammen auf der Seite der Hütte, die dem Verschlag gegenüber lag? Er konnte sich nicht erinnern, dort etwas leicht Entzündbares gesehen zu haben.
Als Clare die Tür entriegelte und sie aufzuziehen begann, erkannte er, daß das knisternde Geräusch des Feuers von beiden Seiten der Hütte kam. In seinem Kopf schrillten alle Alarmglocken los. Wenn der Verschlag brannte, warum wieherten dann die Pferde nicht? Und wie konnte ein Feuer zufällig an zwei Stellen gleichzeitig entstehen?
Er blickte über Clares Schulter und sah, zwanzig, dreißig Fuß von der Tür entfernt, eine kurze Bewegung. Das Anheben und Ausrichten eines langen, geraden Gegenstandes.
Ein Gewehr.
Nacktes Entsetzen packte ihn. Er ließ die Satteltaschen fallen, griff Clare um die Taille und riß sie zu Boden. Im gleichen Augenblick ging der Schuß los. Eine Kugel pfiff über ihren Kopf hinweg und schlug in der gegenüberliegenden Wand ein.
Nicholas handelte instinktiv. Er schlang seine Arme um Clare und rollte mit ihr von der Tür weg.
Als sie aus der Schußlinie waren, streckte er sich und schlug die Tür zu. Innerhalb von Sekunden hämmerten drei Kugeln in das dicke Holz.
»Mein Gott«, keuchte Clare. »Was ist los?«
»Jemand möchte uns umbringen«, erwiderte er grimmig. »Oder wahrscheinlicher: Jemand möchte mich umbringen und kümmert sich nicht darum, wenn du zufällig auch stirbst.«
Er sprang auf die Füße und verriegelte die Tür von innen mit dem einfachen Haken, der wohl nicht viel Schutz bieten würde. Dann wühlte er in den Satteltaschen nach seiner Pistole und lud sie.
Schließlich spähte er durch das Fenster an der Frontseite der Hütte. Feuer von beiden Seiten erleuchtete hell die Fläche vor dem Haus. Und wenn man nach der Intensität des Lichtes und der Menge an Rauch urteilte, brannte der Verschlag bereits lichterloh und war unrettbar verloren.
Fünf bewaffnete Männer standen am äußeren Rand des Lichtkreises. Nicholas konnte hinter ihnen ihre beiden Pferde entdecken, die sie also offenbar aus dem Verschlag geholt hatten, bevor der Brand gelegt worden war. Nun begann einer der Männer vorsichtig, die Waffe im Anschlag, sich auf die Tür zuzubewegen.
Nicholas zerschmetterte das Glas des Fensters mit dem Lauf seiner Pistole und schoß. Der Mann schrie auf, wirbelte herum und stürzte zu Boden.
Nicholas lud rasch nach und feuerte erneut, doch die anderen standen außerhalb der Reichweite seiner Pistole, und so konnte er nichts ausrichten.
Eine Stimme bellte einen Befehl, und einer der Männer setzte sich in Bewegung. Als er um die Hütte herum nach hinten ging, fluchte Nicholas
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