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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Allein.
    Kenyon.
    Einen Augenblick starrte sie wie gelähmt auf die Worte. Nein… lieber Gott, nein…
    Sie ließ die Bücher auf den Tisch fallen und griff die Nachricht, um sie noch einmal zu lesen. Dann packte sie kalter Zorn. Dieser verfluchte Nicholas.
    Eben noch hatte er ihr versprochen, nichts Dummes zu tun, und nun begab er sich direkt in die Höhle des Löwen. Ein formelles Duell hätte Sekundanten erfordert, so daß sie annehmen durfte, daß Nicholas bloß reden wollte, aber wie konnte er so dämlich sein und Lord Michael nach allem, was geschehen war, vertrauen? Und wie hatte sie so naiv sein können, ihm sein Versprechen abzunehmen?
    Erst in der Nacht zuvor hatte er sie noch darauf hingewiesen, daß Zigeuner flüssig und unbekümmert logen, wenn es nötig war, und offenbar war dies ein Talent, das auch er zu nutzen wußte. Er mußte Lord Michael eine Nachricht geschickt haben, bevor sie sich geliebt hatten. Vermutlich hatte er die Antwort noch vor dem Essen bekommen. Dieser verdammte, betrügerische, starrköpfige…
    Innerlich wilde Verwünschungen ausstoßend, stürmte sie aus dem Haus und wieder zu den Ställen. Als sie den Stallburschen sah, rief sie, nach Luft schnappend: »Ist Lord Aberdare ausgegangen?«
    »Vor etwa fünf Minuten, Mylady.«
    »Satteln Sie mir ein Pferd«, befahl sie. Als ihr einfiel, daß Rhonda ja fort war, fügte sie rasch hinzu: »Ein gutmütiges, gehorsames Tier. Und nehmen Sie einen normalen, keinen
    Damensattel.«
    Er bedachte ihr bescheidenes Tageskleid mit einem zweifelnden Blick, gehorchte dann aber brav. Wutschäumend ging sie vor dem Stall auf und ab. Niemals zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie sich gestattet, einen solchen Zorn zu empfinden – die Leidenschaft, die Nicholas in ihr geweckt hatte, nahm unerwartete Formen an.

    Natürlich hatte sie auch niemals zuvor eine solche Furcht verspürt. Jede Einzelheit ihres nachmittäglichen Liebesspiels kehrte in ihre Erinnerung zurück. Es war, wenn sie es jetzt betrachtete, ungewöhnlich intensiv gewesen.
    Hatte er ihr Lebewohl sagen wollen, für den Fall, daß etwas schiefging? Bei diesem Gedanken zogen sich ihre Eingeweide heftig zusammen.
    Kurz zog sie in Betracht, den Stallburschen mitzunehmen, aber nach reiflicher Überlegung verwarf sie den Gedanken. Dies war nicht die Art von Konflikt, die man mit bewaffneten Gefolgsmännern bewältigen konnte. Eine einzelne Frau hatte die besseren Chancen, die Männer zur Vernunft zu bringen, wenn sie sich Gewalt antun wollten. Beide hatten die Erziehung eines echten britischen Gentlemans genossen, und diese Tatsache würde sie rücksichtslos für ihre Zwecke ausnutzen.
    Der Stalljunge brachte ihr eine braune Stute zum Aufsteigeblock, und Clare schwang sich in den Sattel. Ihr Rock bauschte sich um ihre Knie und entblößte die Waden, aber Schicklichkeit war nun das letzte, an das sie denken konnte. Allerdings dachte sie an ihr Pony. »Bitte holen Sie meinen Wagen. Er steht vorne vor dem Haus und wird nicht mehr gebraucht.«
    Dann galoppierte sie los. Sie dankte Gott dafür, daß sie in den letzten Wochen soviel geritten war.
    Und auch dafür, daß Nicholas’ Pferde alle so gut ausgebildet waren.
    Caerbach war eine kleine zerfallene Festung, die auf Gemeindeland etwa auf halber Strecke zwischen Bryn Manor und Aberdare stand.

    Ursprünglich war es ein Außenposten des Aberdare-Besitzes gewesen. Sie würde nicht lange brauchen, um dorthin zu gelangen.
    Wie nah mußte man sein, um einen Schuß hören zu können?
    Während sie den Pfad entlangstob, betete sie so inbrünstig wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Caerbach stand oben auf einem Hügel, von dem aus man weite Teile des Tals überblicken konnte.
    Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich Bäume und Pflanzen der Ruine bemächtigt, und die guterhaltenen Steine waren zu anderem Nutzen mitgenommen worden, so daß auf der sonnigen Lichtung nur noch verfallene Mauerstücke und Steinhaufen zurückgeblieben waren. Für Kinder war es ein herrlicher Platz, um Verstecken zu spielen, Erwachsene kamen gern hier hinauf, weil man hier ungestört sein konnte.
    Nicholas hielt ein wachsames Auge auf die Bäume um ihn herum, als er durch den Wald ritt, war aber nicht überrascht, Michael bereits auf der Lichtung vorzufinden. Er lehnte gegen eine der niedrigen Steinmauern und hatte die Arme über der Brust gekreuzt, doch seine lässige Haltung paßte nicht zu seiner angespannten Miene.
    Nicholas stieg ab. »Du kommst zu spät«, knurrte

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