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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Morgan als Vater zu haben.
    Ein Mann von unerschütterlicher Tugend, mitfühlend, jemand, der sich Zeit für jeden nahm, der ihn brauchte.« Er schlug einen leisen, hellen Ton an. »Doch ich kann mir vorstellen, daß es nicht so leicht ist, mit einem Heiligen zu leben.«
    Sie fühlte sich, als hätte er ihr mitten ins Herz gestochen. Wie konnte dieser Schürzenjäger es wagen, etwas zu erkennen, was noch kein anderer begriffen hatte – was sie sich selbst kaum eingestehen mochte? »Es ist schon sehr spät«, preßte sie hervor. »Da ich jetzt weiß, daß Sie kein Gespenst sind, sollte ich ein wenig schlafen.«
    »Wie rasch Sie vor einer unbequemen Frage fliehen«, murmelte er. »Sie gehören offenbar zu den Menschen, die nur allzu gern andere aushorchen, aber niemand Einblick in ihr Inneres gewähren wollen.«
    »Da gibt es nichts auszuhorchen.« Sie stand auf.
    »Ich bin nur eine einfache Frau, die ein unkompliziertes Leben führt.«
    Er lachte. »Sie mögen ja vieles sein, ›einfach‹
    gehört jedenfalls nicht dazu. Sie brodeln doch vor Intelligenz und unterdrückten Emotionen.« Er spielte ein paar verhaltene, bedächtige Töne, die sie unwillkürlich an eine Katze denken ließ, die sich an einen Vogel heranpirschte. »Möchten Sie das Gefühl haben, daß man Sie will, Clarissima?
    Ich will Sie. Sie besitzen die geheimnisvolle, hintergründige Vielschichtigkeit eines guten Weines – ein Getränk, das man immer und immer wieder kosten und genießen sollte. Und so hübsche Fesseln… Ich bin so froh, daß Sie sich gestern beim Billard dazu entschlossen haben, mit dem Queue zu spielen.«
    Ohne seine Bemerkung einer Erwiderung zu würdigen, zog sie sich nur die formlose Stola um ihre Schultern und stolzierte auf die Tür zu. Er begleitete jeden ihrer Schritte mit einem klangvollen Zupfen der Saiten.
    Sie beschleunigte ihren Schritt, die Harfenklänge wurden schneller.
    Sie hielt an, und die Musik verstummte. Clare wirbelte zu ihm herum. »Machen Sie sich nicht über mich lustig.«
    Er legte eine Hand auf die Harfe, um die Töne zu ersticken, dann stellte er die Harfe auf den Boden.
    »Ich mache mich nicht über Sie lustig – ich lade Sie nur ein, an dem Festmahl des Lebens teilzunehmen, das auch Lachen enthält.« Er hob sich auf die Füße, und das Feuer warf dramatische Schatten auf sein dunkles Gesicht. »Und im übrigen auch Begierde. Ich kenne kein besseres Mittel als die Lust, um die Kümmernisse des Alltags wenigstens für eine Weile aus den Gedanken zu verdrängen.«

    Sie schauderte. »Ich verstehe jetzt, warum man Sie den Teufelsgrafen nennt. Sie predigen die Lehren des Bösen.«
    »Im Laufe meiner Erziehung hat man mir eine ganze Menge religiöse Lektionen in den Rachen gestopft. Ich kann mich nicht daran erinnern, gehört zu haben, daß das Vergnügen an sich verderbt ist. Das Böse schadet anderen, während die Liebe eine Quelle gegenseitiger Freude ist.« Er ging nun langsam auf sie zu. »Mitternacht ist vorbei – ein neuer Tag! Soll ich mir meinen nächsten Kuß abholen?«
    »Nein!« Sie wirbelte herum und stürzte aus der Tür.
    Das letzte, was sie hörte, war ein leises Lachen.
    »Sie haben recht. Es wäre schade, schon jetzt davon Gebrauch zu machen. Bis später, Clarissima.«
    Während sie durch die Korridore hastete, fiel ihr ein Sprichwort ein: Wer mit dem Teufel essen will, sollte einen langen Löffel nehmen. Wie wahr, dachte sie mit einem Anflug von Trotz. Sie war dem Teufel zu nah gekommen – Nicholas’ Art zu denken, seine Ansichten wurden für sie immer leichter nachvollziehbar.
    Und es war nicht genug, daß sie auf dem besten Weg zur ewigen Verdammnis war – sie schien sich inzwischen auch noch darauf zu freuen!

Kapitel 9
    ALS DIE MINE in Sicht kam, zügelte Nicholas sein Pferd, um sich aus der Ferne einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die Grube bot nicht gerade ein angenehmes Bild. Ein Schornstein ragte über die Gebäude hinweg und stieß schwarzen Qualm in den bewölkten Himmel. Um die rußigen Häuser herum hatte man achtlos den Abraum aufgehäuft, und im Umkreis von hundert Yards wuchs kein einziger Baum.
    »Der Hauptschacht befindet sich genau in der Mitte der Gebäude«, sagte Clare. »Er wird zur Bewetterung, also Frischluftzufuhr, zum Ein- und Ausfahren und zum Heraufholen der Kohle benutzt.« Sie wies nach links. »Von hier aus ist er nicht zu sehen, aber es existiert noch ein kleiner, älterer Schacht, der der Bychan genannt wird. Er wird jetzt hauptsächlich nur noch

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