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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Gold-Ball zu besuchen. Und doch gab es etwas, das ihn überraschte: dass Phillippa ihn freundlich angeschaut hatte.
    Von Phillippa Benning hatte er keine Freundlichkeit erwartet. Die Geschichten über die Heldentaten, die sie in der vergangenen Woche vollbracht hatte, klangen ihm noch in den Ohren. Gäbe es das Fach »Snobismus«, sie hätte glatt eine Meisterklasse unterrichten können. Warum also schaute sie ihn an, als habe sie auf ihn gewartet – und nur auf ihn?
    Vielleicht war sie aber auch nur überrascht gewesen.
    Während Marcus sich über diese Fragen den Kopf zerbrach, entging ihm, dass jemand langsam den Rand der Tanzfläche verlassen und sich neben ihn gestellt hatte.
    »Du starrst in die falsche Richtung. Es sei denn, Laurent tanzt mit Mrs. Benning.«
    Der knorrige alte Mann neben ihm stützte sich schwer auf seinen Stock und pfiff leise durch die Zähne, als er sprach. Vor fünfzig Jahren mochte seine mottenzerfressene, golddurchwirkte Kleidung vielleicht modisch gewesen sein; jetzt war sie es ganz sicher nicht mehr. Aber da es sich um Baron Fortesque handelte, stellte niemand das Recht des kahlköpfigen, mit Warzen und Leberflecken übersäten alten Mannes infrage, sich hier aufzuhalten. Im Übrigen amüsierten sich die Leute viel zu sehr, als dass es ihnen aufgefallen wäre, dass der alte Mann tadellose, wenn auch schmutzige Zähne hatte.
    »Glaubst du, sie hat das Paket bekommen, das ich ihr geschickt habe?«, fragte Marcus und neigte sich hinunter, um dem gebückten Byrne ein Glas Champagner einzuschenken – der im Einklang mit seiner Rolle in einem Schluck hinuntergekippt wurde.
    »Natürlich hat sie das. Was sie aber nicht daran gehindert hat, hier aufzutauchen, wie du siehst«, murmelte Byrne mit abgehackter, weinerlicher Stimme. Marcus fragte sich flüchtig, wie viel des sonderbaren Verhaltens seines Bruders gespielt war.
    »Nein. Aber sie hat gezögert, sich von Mrs. Tottendale zu trennen. Vielleicht versucht sie, Ärger aus dem Weg zu gehen.« Um meinetwillen , dachte er.
    »Nun, die alte Fledermaus steht dort drüben. Wie üblich mit einem Drink in der Hand«, bemerkte Byrne und wies mit einem Kopfnicken auf Totty, die ruhig und gelassen am Rand der Tanzfläche stand. »Marcus, wir haben Arbeit zu erledigen.«
    Marcus nickte. Mit einem letzten Blick auf das schönste Paar auf dem Parkett wandte er sich ab.
    Daher fiel es ihm nicht auf, dass die weibliche Hälfte dieses Paares den Blick eines bestimmten Lakaien suchte. Und weder der eine noch der andere achtete darauf, dass Totty eine Braue hochzog und sowohl den krummbeinigen Lakaien als auch den alten Mann verstohlen beobachtete.
    Phillippa war klar, dass Broughton und sie die Aufmerksamkeit aller auf sich zogen. Die hauchdünnen Halbmasken trugen nicht viel dazu bei, ihre Identität zu verbergen. Außerdem waren die beiden so bekannt, dass man sie selbst aus der Ferne erkennen würde. Und ihr war auch klar, was alle sagen würden: dass sie ein bezauberndes Paar abgaben, dass sie zusammen wunderbar aussahen. Aber Phillippas Freude darüber, der Anlass des Geflüsters und des Lächelns sämtlicher Gäste zu sein, wurde durch die Tatsache verdorben, dass sie die Menge absuchte – , ohne genau zu wissen, wonach.
    »Wenn Sie weiterhin über meine Schulter statt in meine Augen schauen, werde ich noch böse«, bemerkte Broughton in einer Drehung.
    Phillippas Blick kehrte sofort zu ihm zurück. »Oh … ich … gerade habe ich den Duke of Wellington erspäht, sehen Sie nur.« Sie zeigte auf eine Ecke des Pavillons, wo Wellington (der eine Weste aus Gold trug; alles andere war strenge, formelle Abendkleidung) gleichermaßen von sich Luft zufächelnden Ladys und Gentlemen umgeben war. Phillippa war sich nicht ganz sicher, blinzelte ein wenig, aber … war das Lord Sterling, der mit dem Duke sprach?
    »Phillippa, warum um alles in der Welt gaffen Sie denn so?«, schnaufte Broughton. »Wie unziemlich. Der Mann ist nicht besser als Sie oder ich.«
    Phillippa kniff die Brauen zusammen. »Ehrlich gesagt … «
    »Kriegsheld oder nicht, sein Titel wurde ihm geschenkt«, schimpfte Broughton, als handele es sich um ein schockierendes Geheimnis.
    Phillippa lächelte Broughton an und wechselte rasch das Thema. »Ich weiß, ich bin schrecklich. Aber sobald ich interessante Menschen sehe, muss ich sie einfach beobachten. Ich verspreche Ihnen aber, falls ich den Prinzregenten sehe, werde ich Sie nicht ignorieren und auch nicht zu sehr gaffen.«
    Broughton

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