Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
lachte bellend auf und zog viele anerkennende Blicke auf das offenkundig glückliche Paar.
»Sie haben den Prinzen bestimmt längst kennengelernt?«, fragte Broughton.
»Ich wurde vorgestellt. Allerdings nur für einen kurzen Moment«, antwortete Phillippa.
»Nun, dann lassen Sie uns sicherstellen, dass er Sie diesmal nicht vergisst.« Nachdem die Musik verklungen war, führte er sie an die andere Seite des Pavillons, wo der Prinzregent und seine Entourage Hof hielten.
Mit erhobenem Haupt schritten sie durch die Menge. Und die ganze Zeit über plagte sie heftiges Herzpochen. Zum Teil fühlte sie so etwas wie Verzweiflung, jetzt mit Broughton zum Prinzregenten gehen und dort ihre Verbeugungen machen zu müssen. Der andere Teil in ihr blieb wachsam. Sie warf noch einen Blick auf den Mann, der Sterling sein könnte und der mit Wellington sprach; die beiden waren in eine Unterhaltung vertieft. Phillippa drehte den Kopf und versuchte, Totty zu entdecken – vergeblich. Dabei fing sie Noras Blick auf, die sie begeistert angrinste.
»Phillip, sollen wir das wirklich tun?«, fragte sie zögerlich.
»Selbstverständlich«, säuselte er heiter. »Ich habe schon mehrere Male am Tisch des Prinzen gespielt. Er wird über die Annäherung nicht verstimmt sein … und da Sie bei mir sind … «
Höchstwahrscheinlich hatte er recht. Denn es herrschte eine fröhliche Stimmung, und sämtliche Gäste gehörten dem Adel an. Die Etikette des Hofes lockerte sich mit jedem Glas Champagner. Trotzdem musste eine gewisse Form gewahrt bleiben.
»Also gut. Aber lassen Sie mich vorher noch Totty sagen, wo ich stecke.«
Zu spät. Broughton blieb plötzlich stehen, vollführte eine tiefe, höfische Verbeugung und gab Phillippa zu verstehen, dass sie sich direkt vor dem Prinzregenten befanden. »Broughton«, sprach der Prinz ihn gelangweilt an, »wollen Sie noch mehr Geld an mich verlieren?«
Broughton lachte in alarmierend hohen Tönen. »Wenn Eure Hoheit zu spielen wünschen, wäre es mir eine Ehre, Euch zu gehorchen. Aber ich vergesse meine Manieren. Das ist Mrs. … .«
»Benning, ja, ich weiß. Wie ganz London«, beendete der Prinz den Satz für ihn und war plötzlich sehr an seinen Fingernägeln interessiert.
Phillippa knickste so elegant, wie sie nur konnte. »Eure Hoheit ist zu freundlich«, sagte sie demütig, »und Euer Ball ist meisterlich. Der Erfolg ist in aller Munde.«
»Es gefällt Ihnen also?« Der Prinz zog die Braue hoch. »Mir wurde zugetragen, dass Ihre Anerkennung schwer zu erringen und Ihr Geschmack höchst anspruchsvoll ist.«
Sie hätte begeistert zu verstehen geben können, dass das Fest perfekt war, dass jede einzelne Kerze am richtigen Platz stand. Aber der Prinz schien sich gar nicht für ihre Antwort zu interessieren, was sie zu der Entscheidung trieb, ihre Antwort etwas interessanter zu gestalten.
»Offen gesagt finde ich die Tischtücher ein wenig zu pfirsichfarben.«
Ihre Worte veranlassten den Prinzen, seine Fingernägel in Ruhe zu lassen. Broughton warf ihr einen wütenden Blick zu. Aber sie hielt seinem Blick stand, und als sie den Prinzen anschaute, hatte sich ein verschmitztes Lächeln auf ihre Lippen gezaubert. »Alles andere besteht die Prüfung.«
Der schockierte Prinzregent musterte sie einen Moment lang verblüfft, bevor er laut loslachte und nicht wenige der Gäste dazu brachte, sich nach ihm umzudrehen.
Just in diesem Moment kam ein Diener des Prinzen hinzu und flüsterte ihm etwas zu. »Ah, es klingt, als könne in meiner Loge jetzt die Verpflegung serviert werden«, berichtete er. Der Prinz liebte seine Verpflegung. »Möchten Sie sich mir anschließen? Das heißt, sofern Mrs. Benning sich überwinden kann, von pfirsichfarbenen Tischtüchern zu speisen.«
Sie lächelte. »Ich gebe mein Bestes«, sagte sie, insgeheim erleichtert.
Der Prinz führte den Weg in die Loge an, Phillippa und Broughton folgten ihm. Oh, sie hatte es geschafft! Sie war in die Loge des Prinzen eingeladen worden! Oh, Lady Jane würde vor Neid erblassen … alle würden vor Neid erblassen! Mitten in ihrem aufgeregten Herzklopfen hatte Phillippa beinahe vergessen, welche Gefahr über ihnen schwebte, welche Verheerungen drohten – beinahe hatte sie den Mann vergessen, den Marcus jagte.
Aber das nur, bis ihr dieser Mann entgegenkam.
Er ging in die entgegengesetzte Richtung und streifte sie, wegen des großen Gedränges im Pavillon, leicht an der Schulter. Er trug die gleiche goldene Halbmaske wie alle anderen
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